Vernissage am 09.11.12 um 18.00 Uhr Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende des Kustvereins Germersheim und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim Einführung: Dr. Matthias Brück, Kunstphilosoph (Landau)
Museumsnacht: Germersheim am 09.11.12 von 18.00 bis 24.00 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung: Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Das Interesse der Malerin und Fotografin Julia Baur gilt dem weiblichen Körper. Träumerisch imaginiert sie ihre Protagonistinnen in Blumenmuster (Malerei) oder in die Weite der Landschaft (Fotografie). Die gebürtige Stuttgarterin hat Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken studiert und ihr Studium 1997 mit dem Diplom abgeschlossen. Seither lebt und arbeitet sie im Saarland.
Als Fotografin arbeitet Julia Baur überwiegend “draußen” in der Landschaft. Ihre Modelle bewegen sich auf Naturbühnen mit Blick in die Weite und viel Horizont. Die Stimmung des Wetters und der Landschaft spiegeln sich in ihren hellen Kleidungsstücken und dem eingefangenen Bewegungsmoment wider. Durch die Technik der Langzeitbelichtung verwischen teilweise die Konturen ihrer Körper und verbinden sich so partiell mit der Umgebung. Das Verschmelzen oder Verbinden mit dem Hintergrund ist auch Thema in den gezeigten Gemälden von J. Baur.
“Drinnen” im Atelier entstehen ihre gemalten Bilder auf Blumenstoffen, Tapetenstücken und sogar Keramikfliesen. Die floralen Muster sind nur noch Zitate der Natur und finden sich üblicherweise als Dekoration im häuslichen Bereich. Doch ausgediente Bettwäsche, Tischdecken, Kleidungsstücke etc. zweckentfremdet die Malerin als Malgrund. Frauen nehmen darauf Haltung an, um sich mit dem Muster zu verbinden, jedoch ohne sich darin zu verlieren. Im geblümten Untergrund muss sich die Künstlerin ihren Weg vorsichtig “ermalen” , dabei nimmt sie die Farbigkeit und Stofflichkeit des Untergrundes in ihre Malerei auf. Heraus kommt ein Gesamtbild, das mit unserer Wahrnehmung spielt.
Vita
1964
geb. in Stuttgart
1990-1992
Studium der Malerei, Freie Kunstschule Nürtingen
1992-1997
Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar
1997
Diplom Freie Kunst
lebt und arbeitet im Raum Saarlouis
Mitglied des Saarländischen Künstlerhauses und BBK (Bundesverband Bildender Künstler Saar)
Einzelausstellungen (Auswahl)
1999
zart kernig bunt, 70 Tage Kunst vor Ort, Stuttgart (Gemeinschaftsprojekt mit K. Schlicht)
2000
Wovon der Körper träumt, Foto-Raum-Installation, O.T.-Galerie, Saarbrücken
2001
zart kernig bunt, Castel coucou, Forbach
Begegnung, Fotoarbeiten und Malerei, Dillinger Schloss, Dillingen, Kunstverein
2002
human landscape, Museum St.Wendel (zusammen mit K. Stoll & J. Wachall )
2003
lustvoll & körpernah, Fotografie und Malerei, Kulturfoyer der Stadt Saarbrücken
2004
Bewegtes Leben, Fotografie, Galerie für zeitgenössische Fotografie, Saarlouis
2006
Lebensräume – Lebensträume, zusammen mit Ursel Kessler, Schloss Dagstuhl, Wadern
2007
Wir Vier, mit U. Kessler, B. Morsch, M. Montnacher-Becker, Museum Ludwig, Saarlouis
slow motion, zusammen M. Schneider, Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken
2008
BAHAMA HAMABA, zusammen K. Harth und M. Mahren, BBK Galerie Mainz
Holger Grimm präsentiert Skulpturen aus Stein. Im Zentrum steht das elementar Bildnerische, das wesentlich Wirkende von Rhythmus, Raum, Struktur und Volumen. Durch intensive Erforschung und Findung technischer Lösungen gelangt er zu seinen charakteristischen Formen mit ihren sensiblen Oberflächen.
Die gezeigten Objekte haben ihre deutliche Grenze in einer bewußten Armut. Armut als Qualität gesehen. Eine bewußte Zurückhaltung, eine Konzentration, die nicht nach außen, sondern nach innen wirkt.
Vita
geb. 1969 in Speyer
lebt in Speyer
1986-1989
Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer
1990
Fachoberschule für Gestaltung, Ludwigshafen
1993-1998
Studium der Freien Bildenden Kunst, Plastik und Bildhauerei, an der Universität Mainz
1999
Lehrauftrag für Bildhauerei an der Universität Mainz
2008
Preis der Darmstädter Sezession für Bildhauerei
Mitglied im “Atelier Römerberg”, Wiesbaden
Mitglied im Künstlerbund Speyer
Mitglied in der Darmstädter Sezession
Ausstellungen (Auswahl):
1995
“Forum Junge Kunst”, Kunstverein Speyer
1996
IAC Galerie, Wiesbaden
1997
“Plastische Bilder”, Landtag Mainz
“Kleinplastik” Kunstpreis ’97 der Sport-Toto GmbH
1998
“Im Prozess des Findens”, Kirchenraum, Mainz
Flottmann-Hallen, Herne
1998/99
Kunstverein Villa Streccius, Landau
1999
“KONVERS”, Kultursommer Rheinland-Pfalz,
Kunst und Künstler im Messestand Pirmasens
2000
Raum – Zeichen – Transparenz, Landtag Mainz
Positionen – Säulenhalle, Pfungstadt
2001
HORIZONTE, Kult(o)ur-Nacht, Speyer
2002 Kunstforum Blickachse, Hernsheimer Schloss “Fragment”, Speyer
2004
Kunstverein Germersheim
2005
Zehnthaus Römerberg
2006
“Kunst in der Filzfabrik”, Speyer
18. Bildhauerausstellung der Darmstädter Sezession (als Gast), Darmstadt
Wettbewerb zum Preis der Darmstädter Sezession, Ziegelhütte, Darmstadt
2008
Megilla – Deutsch-Israelisches Projekt von Künstlern anlässlich des Baubeginns der neuen Synagoge zu Speyer
2009
Megilla in Worms anlässlich der Jüdischen Kulturtage
2010
Menschenbild 2010, Sonderausstellung als Preisträger der Darmstädter Sezession, Ziegelhütte Darmstadt
Megilla – Ausstellung in der Landesvertretung Rheinland Pfalz in Berlin
2011
Zwischenräume – Ausstellung in der Volksbank Speyer
Kunst in der “Villa Körbling”, Speyer
Teilnahme an Bildhauersymposien:
1995
Bobenheim-Roxheim
1996
Hessheim
1997
Festungsanlage “Fronte Beckers”, Germersheim
1999
“Etruskische Stätte”, Lugnano in Teverina, Italien
Arbeiten im öffentlichen Raum
2000
“Tore in die Stadt, Bobenheim-Roxheim
2002
“Idee der Einfachheit”, Feuerwehrehrenmal Schifferstadt
2003
“Kleines Leben”, Grabfeld für Fötenbestattungen, Speyer
2006
“Distanz und Verbindung”, Skulpturengarten, Speyer
2012
“Skulptur am Judomaxx “, Kunst am Bau, Speyer
Rotraud Hofmann
1940
geb. in Aalen/Württemberg
1960-1966
Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren Heim, Hoflehner, Baum und Baumann
seit 1966
freischaffend tätig
Seither Einzel- und Gruppenausstellungen
Architekturbezogene Plastik im öffentlichen Raum
Teilnahme an Bildhauersymposien
Arbeiten in privaten und öffentlichen Sammlungen
Mitglied beim Künstlerbund Baden-Württemberg, VBJW und BBK
Ulrike Michaelis
Auf weitesten Strecken entfaltet sich Ulrike Michaelis’ Werk in Umkreisungen der Figur, des Körpers. Er wird in Kontrast gesetzt zur Geometrie, zu horizontalen, vertikalen Flächenelementen, die trennen, ausblenden, begrenzen, oder zu Kreisscheiben, die wie Scheinwerfer-Spots Interesse fokussieren.
Fotografien, die die Künstlerin selbst aufnimmt oder vorfindet und durch grafische oder digitale Verfahren verfremdet, bilden den Rohstoff für Bildarchitekturen, den Nukleus, um den sich die zeichnerischen oder malerischen Aktionen ausbilden. Es kann sich um Körperteile oder Physiognomien handeln, um Büsten oder Rückenansichten. Beine, Arme, Hände, Füße kehren immer wieder. Sie verwandeln sich, sie lösen sich aus Kontexten, aus ihren Normallagen und Stellungen. Ein Arm, hoch gereckt in die Vertikale, eine Umarmung, ein Bein, das im Schritt begriffen sich entfernt – in solchen Gesten oder Konstellationen, die sich mitunter erst auf den zweiten Blick erschließen, werden Spannungen erzeugt.
Ulrike Michaelis exponiert sie kühl auf einem abstrakten Flächenplan, in einer Ortlosigkeit, die sie ikonisch stilisiert, nobilitiert, monumentalisiert. In diesen Bildern beschränkt und dämpft die Künstlerin ihre Palette so, dass den Werken eine gebundene Ernsthaftigkeit eignet. Ulrike Michaelis schafft momentane Intensitäten, in denen sich Erwartung, Gefühl, Ahnung staut, wie bei angehaltenem Atem, als wäre ein Film plötzlich gestoppt worden.
Kirsten Claudia Voigt
Vita
1958
geb. in Pforzheim
1980-1986
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Studium der Malerei bei Harry Kögler
1997
Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
seit 2002
Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
lebt und arbeitet in Karlsruhe
Ausstellungsverzeichnis (Auswahl)
2012
Kunstverein Germersheim
Fundstück, Galerie Thomas Hühsam, Offenbach (K)
tapis tableaux, Kunstverein Rastatt
Zeigen. Eine Audiotour durch Baden-Württemberg von Karin Sander, Kunsthalle Karlsruhe
2011
Bilder – Harry Kögler und Ulrike Michaelis, Galerie Knecht und Burster, Karlsruhe
art Karlsruhe, Galerie Knecht und Burster, Karlsruhe
2010/2011
vor dem ZKM, Museum für Neue Kunst, ZKM, Karlsruhe
2009
art Karlsruhe, Galerie Knecht und Burster, Karlsruhe
2008
Profile in der Kunsttradition am Oberrhein, Rheuma-Zentrum Baden-Baden
Querstrich, Galerie. Z, Hard bei Bregenz
Zeichnung, Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Baden-Baden
2007
Galerie Alfred Knecht, Karlsruhe
Hommage á Harry Kögler, Galerie Titus Koch, Schloss Randegg, Gottmadingen
Vernissage am 08.09.12 um 17.00 Uhr Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim Grußwort: Prof. Eberhard Linke Einführung: Dr. Philipp Gutbrod, Darmstadt
Finissage am 07.10.12 um 17.00 Uhr
Der Kunstverein Germersheim hat in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum mit 30 Künstlerinnen und Künstlern, die schon ein- oder mehrmals ausgestellt haben, gefeiert.
Wir freuen uns sehr, dass wir 2012 Mitglieder der Pfälzischen Sezession vorstellen können. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler haben auch schon in den Gewölberäumen des Zeughauses ausgestellt. Die Klarheit und die Materialien der Räume ermöglichen vielgestaltige Ausstellungskonzepte.
Marita Mattheck
Grußwort von Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Sehr geehrte Kunstfreunde, zu seinem 30-jährigen Jubiläum hat der Kunstverein Germersheim nicht weniger als dreißig bekannte Künstlerinnen und Künstler für seine Jubiläumsausstellung gewonnen und lädt mit dieser beeindruckenden Werkschau der Pfälzer Sezession dazu ein, anspruchsvolles künstlerisches Schaffen aus verschiedenen Jahrzehnten in einer einzigartigen Ausstellung zu erleben. An einem außergewöhnlichen Ort, im ehemaligen Zeughaus unserer Germersheimer Festung, zelebriert der Kunstverein mit dieser großartigen Ausstellung einen der herausragenden künstlerischen Höhepunkte dieses Jahres. Was könnte besser zu unserer Stadt passen als eine Ausstellung von und mit Künstlerinnen und Künstlern, deren erklärtes Ideal die Humanität ist. Dieser hohe Anspruch der Mitglieder der Pfälzischen Sezession machen diese Ausstellung für uns und unsere Stadt sehr wertvoll. Ich freue mich auf Sie und wünsche Ihnen, allen Besuchern, Gästen und den teilnehmenden Künstlern wunderbare Begegnungen, unvergessliche Momente und bleibende Eindrücke bei dieser Ausstellung im Germersheimer Kunstverein.
Marcus Schaile
Einführung von Eberhard Linke
Ist “Künstler” ein Beruf? Machen Künstler Kunst, um davon zu leben, oder verdienen sie ihren Lebensunterhalt in einem anderen, sogenannten Brotberuf, um Kunst machen zu können? Wie auch immer, wer sich dazu berufen fühlt, nennt sich Künstler, und was er macht ist auf wunderbare Weise “Kunst”. Dem widersprechen die Mitglieder der Pfälzischen Sezession, weil sie sich von derartiger Anmaßung absetzen. Der Name “Sezession”, der 1945 in ihren Anfängen Zeichen des Neuanfangs und Aufbruchs zur geistigen Erneuerung war, ist heute wieder aktuell und ist zugleich Tradition wie Gütezeichen der Gruppe mit ihren strengen Aufnahmekriterien. Das Spektrum der Spielarten ihrer Mitglieder ist weit gefächert. Aber ihnen gemeinsam ist das Bestreben, Hand anzulegen und ihr Werk in einem Arbeitsprozess zu erarbeiten, der zu einem sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck führt. Nicht eine Idee als künstlerische Absicht ist schon das Kunstwerk, sondern allein die schöpferische Umsetzung dieser Idee. Dabei ist die originäre Findung beim Entstehen des Werks die wirkliche Innovation, welche man gern mit Modeerscheinungen verwechselt.
Die Pfälzische Sezession wird weiterhin bestehen, wenn vor allem auch ihre jüngeren Künstlerinnen und Künstler diesen Weg mit beschreiten.
Die Ausstellung der Pfälzischen Sezession in Germersheim zeigt neben den Arbeiten der Mitglieder eine Sonderschau zu Ehren von Rudolf Scharpf. Der Maler und Grafiker ist unser ältestes Mitglied (Beitritt 1949) und immer noch aktiv.
Die diesjährige Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Germersheim entstanden. Wir danken der Stadt Germersheim und dem Kunstverein für die Möglichkeit, in diesen großen und schönen Gewölberäumen ausstellen zu können.
Eberhard Linke
Pfälzische Sezession 2012
“Spötter und Demonstranten”, “Tentakel”, die ins “Herbstlicht” reichen, ein “Flugplatz für Heimatlose”, die “Faust” – ein zentrales Symbol im 2Jahrhundert der Kriege”, eine “Prophezeiung von Otriculi”. Die Werktitel der diesjährigen Ausstellung der Pfälzischen Sezession verweisen in ihrer Gesamtheit auf unruhige Zeiten. Das Jahr 2012 stellt Europa und seine Künstler vor große Herausforderungen. Gesellschaftspolitische Fragen stehen im Mittelpunkt von öffentlichen Diskursen und die Rolle der Kunst, sowie der Künstlerinnen und Künstler wird hinterfragt. In dieser Umbruchszeit präsentiert die Pfälzische Sezession eine Gruppenausstellung ihrer Mitglieder, deren Werke die unterschiedlichsten Themen und eine große Bandbreite von Techniken und Medien umfassen. Die ausgestellten Künstler haben sich teilweise über Dekaden hinweg zusammengefunden und sich statt unter einem programmatischen Dach alleine aus der gegenseitigen Anerkennung vereint.
Wie viele andere Künstlergruppierungen in der Geschichte der modernen Kunst ging auch die Pfälzische Sezession aus einer Krisenzeit hervor. So wie die fortschrittsfeindliche Haltung des Pariser Salons im 19. Jahrhundert zu der progressiven Société des Artistes Indépendants oder die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg zu den Gründungen der Novembergruppe oder der Darmstädter Sezession geführt haben, so suchten und erzielten die Künstler in der Pfalz – in der “Stunde Null” nach dem Zweiten Weltkrieg – mit der Gründung ihrer “Sezession” ein Forum des künstlerischen Dialogs und der Solidarität.
Wie steht es jedoch mit der Bedeutung der Pfälzischen Sezession in der heutigen Zeit? Nach innen bleibt sie als Forum des Austauschs wertvoll. Ein Gespräch unter Künstlern besitzt immer eine ganz eigene Qualität: die Verständigung unter Gleichgesinnten, am beeindruckendsten festgehalten im umfangreichen Briefwechsel Van Goghs mit seinen Künstlerfreunden. Genauso ist nun – nach außen – die in den Sezessions-Ausstellungen sich manifestierende Sichtbarmachung der inneren Gruppen-Dynamik von besonderem Wert, da das gemeinsame Erarbeiten der Gruppenausstellung im Künstlerkollektiv zu einer ganz eigenen Aussage und Ausstellungsform führt. Folglich ist jedes Kunstwerk in der diesjährigen Ausstellung sowohl ein Dokument unserer Zeit als auch eine Membran der Pfälzischen Sezession, deren Schwingungen von den Besuchern aufgespürt werden können.
Dr. Philipp Gutbrod, Institut Mathildenhöhe Darmstadt
Mit
1. Franz, Bernhard 2. Blum, Edgar 3. Brenner, Thomas 4. Culmann, Otfried 5. Deutsch, Alexandra 6. Deutsch, Karl-Heinz 7. Duttenhoefer, Thomas 8. Fieseler, Michael 9. Forler, Stefan 10. Frisch, Jochen 11. Gervé, Johannes 12. Haese, Peter 13. Jaensch, Nikola 14. Juncker, Hermann T. 15. Kastenholz, Bernd 16. Keller, Klaus Heinrich 17. Korb, Werner 18. Kuprat, Anne-Marie 19. Linke, Eberhard 20. Maether, Christiane 21. Mannella, Alfonso 22. Negenborn, Heike 23. Ribbeck, Achim 24. Ritter, Susanne 25. Scharpf, Rudolf 26. Stahlschmidt, Carmen Gast: Juliane Gottwald
Vernissage am 10.06.12 um 19.00 Uhr Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins Germersheim Einführung: Dr. Sabine Heilig, Kunsthistorikerin (Nördlingen) Lesung: Patrick Roth, “SUNRISE. Das Buch Joseph” Musik: Stephan Fork, 4. Cello-Suite von J. S. Bach
Franz Bernhard, 1934 geboren und einst Schüler von Wilhelm Loth an der Karlsruher Akademie, kann schon heute als Klassiker der deutschen Bildhauerei bezeichnet werden. Von Beginn an setzte er auf ein versehrtes Menschenbild, den Torso, auf raue, ungeschönte Oberflächen, auf Materialien, die sich in der Zeit verändert haben oder verändern: Holz reißt und Eisen rostet. Für Bernhard ist das Fragment ein stellvertretendes Zeichen, das symbolisch auf das Wesentliche im Menschen zurückverweist. So findet er über die Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt zu einer Figur mit einem neuen emotionalen Gehalt zurück. Seine Skulpturen sind Neuschöpfungen, die parallel zur Natur existieren.
Die Einfachheit seiner bildnerischen Mittel, die sichtbar hervorgehobenen Verbindungen der Materialien, das handwerkliche und natürliche Aussehen der Werke lassen darüber hinaus auch an Gerätschaften, Gebrauchsobjekte oder Gebautes denken. Die Verbindung von organischer und stereometrischer Form, das Gleichgewicht zwischen Rationalität und Irrationalität, zwischen Konstruktion und Emotion sind Teil dieser besonderen Spannung und Ausdruckskraft seiner Arbeiten.
Die Ausstellung mit Werken von Franz Bernhard im Kunstverein Germersheim anlässlich des diesjährigen Kultursommers zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch sein Schaffen. Neben Skulpturen sind auch großformatige Zeichnungen und Radierungen von Franz Bernhard zu sehen.
Die Werke entstammen der Sammlung Andreas Schell, Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Galerie Knecht/Burster, Alfred Knecht und Rita Burster, Karlsruhe und Galerie Ruppert, Tilo Ruppert, Landau.
Dr. Sabine Heilig
Öffnungszeiten: Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Weitere Werke in der Ludowici-Kapelle in Jockgrim vom 17.06.12 bis 29.07.12
Öffnungszeiten: Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Weitere Werke in der Ludowici-Kapelle in Jockgrim vom 17.06.12 bis 29.07.12
Vernissage am 05.05.12 um 17.00 Uhr Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim Einführung: Ulrich Meyer-Husmann, Kurator der Ausstellung
Finissage am 27.05.12 um 17.00 Uhr Künstlergespräche
Einführung von Ulrich Meyer-Husmann
Die Ausstellung von Sandra Heinz, Edith Urban und Cora Volz ist – wie Sie der Einladungskarte entnehmen können – eine thematische Ausstellung: Maria und Marie. So der ausgedruckte Titel. In einem Konzeptpapier wird zusätzlich ein Untertitel aufgeführt: Frauen, Stimmen, Rollen. Das umreißt in etwa das Thema.
Die drei Künstlerinnen weisen ausdrücklich darauf hin, dass „die beiden Frauenfiguren exemplarisch für viele Frauen und unterschiedliche Vorstellungen von Frau stehen, wie sie in verschiedenen sozialen und historischen Kontexten über Jahrhunderte formuliert worden sind. In Bildern, in religiöser und in weltlicher Literatur, im Drama, in Opernlibretti und heutigen Medien tauchen Frauengestalten auf, die als Verdichtungen weiblicher Rollen auf sich spezifische Eigenschaften, Verhaltensweisen und Reaktionsmuster vereinen, die einerseits zu Leitbildern werden konnten, andererseits zu Klischees verkamen. Maria und Marie markieren daher nur symbolisch zwei kontrapunktische Frauen-Rollen: Maria, die Unschuld, die Heilige, Geistige – und Marie, die Sinnliche, Wollüstige, die Verführerin. In unterschiedlichen künstlerischen Medien setzen sich die drei Künstlerinnen mit dem Thema auseinander. Cora Volz ist Bildhauerin, von ihr stammen die Skulpturen, die Reliefs und die kleinen Strumpfzeichnungen. Lineare Zeichnungen sind es, deren Linien dadurch entstehen, dass der Stoff der über Polysterolplatten gezogenen Strumpfhosen in den weichen Untergrund gedrückt wird.
Edith Urban ist Malerin, die in ihre Bilder Texte bzw. Textfragmente integriert. Sandra Heinz schließlich kommt von der Grafik her. Dafür stehen die verschiedenen Materialdrucke, für die sie gerade den Mainzer Stadtdruckerpreis erhalten hat. Daneben finden Sie genähte Zeichnungen, genähte Collagen und Kleider-Objekte, häufig in einem installativen Ansatz.
Die große Bandbreite der künstlerischen Zugriffsweisen macht mit den Reiz dieser Ausstellung aus. Das ist in die Konzeption der Ausstellung eingeflossen. Außerdem natürlich die räumlichen Gegebenheiten dieses außergewöhnlichen Ausstellungsortes, der breite Gang und die seitlichen Kabinette. Für mich ist es wie ein Teilstück einer barocken Parksituation. Eine Figur befindet sich am Ende eines Weges, ist gleichsam der Zielpunkt. Die Kabinette öffnen sich zum Gang und zum jeweilig gegenüberliegenden Kabinett. Zwar ist jedes Kabinett jeweils einer Künstlerin zugeordnet, aber es gibt formale und farbliche Bezüge und Blickachsen, die die verschiedenen Teile der Ausstellung miteinander verklammern. Farblich spielt Rot eine große Rolle – in den Bildern von Edith Urban und den Arbeiten von Sandra Heinz. Rot steht für Blut, Leben, Vitalität, Leidenschaft, Liebe – andererseits für Verletzung, Tod. Damit verweist es bereits auf inhaltliche Aspekte des Themas. Ausgangspunkt von Cora Volz sind Porträts junger Frauen von heute. Sie sind in herkömmlicher Weise aus Ton modelliert. Zentrales Motiv ist dabei der Kopf als Büste bzw. Halbfigur. So entstehen in einem ersten Schritt Tonplastiken in großer Nähe zum lebenden Modell. Aber Cora Volz belässt es nicht dabei. Das Ton-Modell wird mit Gips abgenommen und die Gipsabgüsse anschließend fragmentiert. Die so gewonnenen Einzelteile werden gesondert bearbeitet, z.B. geglättet, und um andere Materialien – Speckstein, Textilien, Kunststoffe – ergänzt bzw. durch diese ersetzt, z.B. Augen und Mund. Das ist ein längerer Prozess. Erst danach erfolgt das erneute Zusammenfügen der Teile. Und nun – und das ist das Faszinierende daran – entsteht etwas Neues, das auf Grund der eingesetzten Materialien einen hohen haptischen Reiz hat. Zwar besteht noch der Bezug zur porträtierten jungen Frau, aber die Haltung der Skulptur, die Blickrichtung, die inzwischen geglättete Oberfläche und die fremden Materialien schaffen etwas Überindividuelles, bewirken ein Stück Idealisierung. Dabei lässt sich eine eigenartige Erfahrung machen. Aus der Ferne betrachtet wirken die Skulpturen recht natürlich, je näher man jedoch kommt, desto mehr nimmt das Künstliche, das Artifizielle zu. Einerseits sind die Figuren absolut präsent, andererseits seltsam entrückt in einer Aura von Unnahbarem und Würdevollem.
Eine gewisse Nähe dazu haben die Collagen von Sandra Heinz aus der Serie “Flémalle”. Sie thematisieren in Form von ausgeschnittenen und aufgenähten Gesichtern und Hauben Frauendarstellungen des ausgehenden Mittelalters: Maria, Maria Magdalena und die Heilige Veronika. Ansonsten verzichtet Sandra Heinz auf Personendarstellungen. Sie wählt nur deren Hinterlassenschaften, z.B. getragene Kleidung. Ihr Interesse gilt der Frage: Was verraten diese Kleidungsstücke über die Menschen, die sie einmal getragen haben? Und bei den ausrangierten Kleidungsstücken – Kleider, Blusen, Dessous – hat es ihr in besonderer Weise die Materialität und Stofflichkeit der Dinge angetan. Die Materialdrucke der mit Farbe eingestrichenen Kleider und Dessous verraten das in ihren filigranen Strukturen. Gleichzeitig stellen sie ein Stück Erinnerung dar an die Personen, die die Kleidung einmal getragen haben.
“Erinnerung an C.” bezieht sich zwar auf eine bestimmte Person, aber für den Betrachter bleibt sie im Titel anonymisiert. Trotzdem scheinen die abwesenden Personen in den durch Farbe versteiften und damit Skulptur gewordenen Kleidungsstücken irgendwie präsent. Das Abgelegte wird wieder mit Leben gefüllt durch die Art der künstlerischen Bearbeitung bzw. Inszenierung. Zwar gibt es diese Leerstelle, aber gleichzeitig wird ein Stück weit Vergegenwärtigung und Erinnerung geleistet. Daneben finden Sie noch eingefärbte Kleidungsstücke, verformt zu hängenden Skulpturen, fragil wirkende genähte Zeichnungen auf Gazestoff und Unterwäsche, gipsgestärkt und zu kleinen weißen Reliefs geformt. Transformation als künstlerische Strategie könnte man über alles setzen.
Im Unterschied zu diesen beiden Positionen spielt in der Malerei von Edith Urban das Wort, der Text bzw. das Textfragment eine wesentliche Rolle. Reflexionen, Dialoge, provokative oder auch beschreibende Aussagen aus vornehmlich literarischen Texten werden in meist monochrome Farbflächen eingeschrieben, übermalt, ausgewaschen und erneut eingeschrieben. Häufig sind nur Teile des Textes lesbar, allerdings lässt gerade das Fragmentarische in seiner Offenheit dem Betrachter Raum für ein persönliches Bedeutungsangebot. Er fühlt sich unerwartet angesprochen, unter Umständen getroffen, vielleicht erkennt er sich wieder. Bei den neueren Bildern erfolgt die Anlage in Streifen, weniger in monochromen Flächen. Kleinere Arbeiten ergänzen die größeren, sie sind auf Holztafeln gemalt und der Text dominiert eher dem Material gegenüber, wird damit als graphisches Element wichtiger. Die Arbeiten stammen aus mehreren Zyklen, in denen Stimmen verschiedener Frauenfiguren ‘hörbar’ werden. So entsteht für Edith Urban ein vielstimmiger Chor immer aktueller Gefühls- und Denkmuster: Trauer, Hoffnung, Schmerz, Sehnsucht, Verzweiflung, Hass und Verlangen.
Fragmente aus der “Hamletmaschine” von Heiner Mueller bilden die Basis für eine Serie über Ophelia. Bei Heiner Mueller erfährt die Figur der Ophelia eine diametrale Umdeutung. Statt der klassischen Ophelia, die sich bei Shakespeare nicht der brutalen väterlichen Autorität und Gewalt entziehen kann, wirkt diese Ophelia wie eine Furie, die ihrerseits mit Gewalt ihre eigene Befreiung betreibt und gleichsam zur männlichen Hauptfigur mutiert.
ICH WERFE MEINE KLEIDER IN DAS FEUER GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT MICH ZU TÖTEN
In den verwendeten Fragmenten aus Georg Büchners “Woyzeck” spiegelt sich die unzeitgemäße Schamlosigkeit und andererseits Lebenslust der Marie, aber auch ihre manchmal aufkeimende Reue und Zerknirschtheit:
UND DOCH HABE ICH EINEN SO ROTEN MUND EINEN SO ROTEN MUND WIE DIE GROSSEN MADAMEN HERRGOTT, SIEH MICH NICHT AN IMMERZU IMMERZU DREHT EUCH WÄLZT EUCH, DASS ALLES IN UNZUCHT SICH ÜBEREINANDERWÄLZT.
Alle drei Künstlerinnen reflektieren Frauenrollen – weitab von den in den Medien propagierten Leitbildern. Dabei spielt das Fragmentarische in ihren Werken eine wichtige Rolle. Bei Sandra Heinz stellen die Kleidungsstücke Fragmente eines Lebens dar, bei Edith Urban tauchen die Texte nur als Fragmente auf und bei Cora Volz ist die Fragmentierung der modellierten Person Voraussetzung für das Neu-Zusammensetzen der Teile. Das Fragment verweist versteckt oder deutlich auf ein nicht (mehr) vorhandenes Ganzes. Überraschend bei dem Thema ist für mich gewesen, dass nur eine – Cora Volz – Frauen direkt darstellt. Sie entwickelt eine neue Ganzheit, die allerdings für uns eigenartig entrückt bleibt durch die Distanz schaffende Aura und damit Unnahbarkeit der Figuren. Sandra Heinz und Edith Urban gemeinsam ist die Abwesenheit der Person(en), nur die Fragmente sind vorhanden. Edith Urban vertraut dabei auf die evokative Kraft der integrierten Textfragmente in ihrem existenziellen Bezug und Sandra Heinz schafft in den gedruckten und versteiften Kleidungsstücken diese eigenartige abwesende Anwesenheit der Personen.
Insofern sind Sie als Betrachter ganz unterschiedlich gefordert: In dem einen Fall stehen Sie einem neuen Bild von Frau gegenüber, in den beiden anderen müssen Sie auf Grund der Bild/Text-Kombination und andererseits Kleidungsstücke sich selber ein Bild der Frauen entwickeln.
Vernissage am 10.03.12 um 17.00 Uhr Begrüßung: Marita Mattheck, 1. Vorsitzende des Kunstvereins und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim Einführung: Dr. Matthias Brück, Kunstphilosoph Musik: Lömsch Lehmann (Saxophon) und Erwin Ditzner (Schlagzeug)
Im Anschluss Künstlerfest.
Finissage am 25.03.12 um 17.00 Uhr Künstlergespräche
Rückblick – Ausblick. Der Kunstverein Germersheim proudly presents…
30 Künstlerinnen und Künstler von 1982 bis 2012.
Der Kunstverein Germersheim blickt auf 30 Jahre Kunstpräsentation und kulturelles Wirken zurück und hat sich in den drei Dekaden eine unverwechselbare Position in der Ausstellungsszene Region Rhein-Neckar erworben.
Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler haben schon einmal die Gewölberäume des Zeughauses mit ihren Werken bespielt. Sie partizipieren von der konzeptionellen Arbeit des Kunstvereins und dem Engagement der Mitglieder. Die besondere Raumsituation im Zeughaus bietet vielfältige Möglichkeiten, um Skulpturen, Objekte, Installationen, Videos, Performance, Malerei, Grafik und Fotografie zu präsentieren.
Der Kunstverein Germersheim setzt in Zeiten von Facebook, Twitter und Globalisierung auf die Kunstvermittlung durch unmittelbares Erleben. Auch in der Zukunft wollen wir ein Wegweiser in der grenzenlosen zeitgenössischen Kunstwelt sein.
Marita Mattheck (Vorsitzende)
Zwei Werke außerhalb der Räume:
Vor dem Zeughaus: Franz Bernhard W V 448, Sitzende Figur, 2006 4,60 x 1,80 x 5 m Corten-Stahl (Gewicht ca. 3 Tonnen)
Im Treppenhaus: Martin Schöneich Dreiklang, 2011 2,60 x 1,50 x 0,80 m Stahl Einführung von Dr. Matthias Brück
Ist es nicht irgendwie befriedigend, wenn große Geister sich auch einmal gewaltig irren? So hat doch vor Zeiten Oscar Wilde dogmatisch behauptet: “Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft einen Feind. Man muss mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.”
Klingt schon plausibel, doch was den Kunstverein Germersheim anbelangt, hat der alte Spötter gewiss daneben gelegen! Erfolg hat sich der Kunstverein sicherlich über Jahrzehnte hin redlich verdient – und wurde meines Wissens auch nicht zum “Feindbild” der künstlerisch-kulturellen Umgebung unserer Region und darüber hinaus. Und beliebt ist er ja auch bis zum heutigen Tag geworden und geblieben, sonst hätten kaum so viele renommierte Künstlerinnen und Künstler hier ausgestellt. An den gewaltigen, imposanten Gewölben allein kann es ja nicht gelegen haben. Nein, es lag auch am jeweiligen Engagement der verschiedenen Vorsitzenden (männlich wie weiblich) und der Mitglieder, die nicht einfach nur einem tradierten Kunstverständnis huldigten. Im Gegenteil: Der Kunstverein entwickelte sich mehr und mehr zu einem Förderer und Kompass für zeitgenössische Kunst! Ein Kurs, der mit Sicherheit nicht immer problemlos zu steuern war.
Doch angefangen von den ersten Ausstellungen im Bürgersaal im Finanzamt wie schließlich in den Räumen des “Ludwigtors” hat es in der Tat keinen Schiffbruch gegeben… auch wenn es bisweilen nicht einfach gewesen ist, zeitgenössische, künstlerische Ideen einem vielleicht noch etwas zurückhaltenden Publikum nahe zu bringen! Da befindet sich der Kunstverein Germersheim in einer guten Traditionslinie: denn seit 1800 bis 1840 emanzipierten sich ja Bürgertum und Künstler gegen die dominante Beschäftigung des Adels mit der Kunst. Heute ist das wohl nicht mehr das vorrangigste Ziel, aber es signalisierte eine demokratische Entwicklung, die es immer noch zu fördern beziehungsweise zu garantieren gilt.
Ein bisschen kann ich das aus eigener Erfahrung beurteilen; habe ich doch als bescheidener, schüchterner Rheinpfalz-Schreiberling einen Großteil der Aktivitäten miterlebt und durfte später auch die eine oder andere Laudatio vortragen. So konnte und kann man geradezu erleben, dass Entscheinungen nicht ideologisch gesteuert wurden, dass Außenseiter nicht einfach ausgesondert wurden. Erleben, dass Pluralismus nicht mit Beliebigkeit verwechselt wurde und existentiell-kritische Aussagen nicht hinter experimentellen Ansätzen zurückstehen mussten. Und gerade diese reflektierte Offenheit bestimmt u.a. diese ungewöhnliche Ausstellung.
Häufig können sich die verschiedenen Exponate – ob gewollt oder nicht – auf den Raum beziehen. Gerade für Bildhauer ein Präsentations-El Dorado, das ungeahnte Frei- und Spielräume garantiert. Konstruktives trifft auf Dekonstruktion, elegante Formgestaltung steht gegen harte, ja schroffe Markierung. Und mögen die einzelnen Ansätze noch so unterschiedlich ausfallen – sie manifestieren eine unglaubliche Präsenz und Authentizität, die sich auch im Figürlichen widerspiegelt. Und wenn am Ende des Ganges sich alle Kunstschaffenden in einer verblüffenden Figuren-Installation wiederzufinden scheinen, hat das beinahe einen familiären Charakter – aber der erste Blick kann bekanntlich täuschen…
Ob Malerei, Grafik, Objekt, Zeichnung, Fotografie oder Mischtechnik – wenn sich Künstlerinnen und Künstler mit der Wirklichkeit, der Lebenswirklichkeit auseinandersetzen, stehen sie meistens einmal vor dem Problem: das haben vor mir andere schon längst versucht. Und dennoch geben sie nicht auf. Sie wagen eine Art Neuanfang, starten ihren eigenen Prozess, in den sie die Erfahrungen, die Befindlichkeiten ihrer persönlichen Existenz einbringen – Das gilt natürlich auch für die Bildhauer.
Deshalb wird eine so komplexe Ausstellung wie hier bisweilen auch zu einem Seismographen unserer gesellschaftlichen Gegenwart. So wundert es nicht, wenn das Feiern als Massenaufmarsch mit beschränkter Haftung inszeniert wird oder ein Kaffeehaus-Portrait eine hintergründige Stimmung verströmt. Wenn der plakative Willkommensgruß in einen gefährlichen Grenzsektor einlädt oder ein bedrohliches Szenario dramatisch in ein unaufhaltsames Fliehen umzuschlagen scheint. Da mag die Auseinandersetzung mit dem Komplex Natur-Architektur einmal eine Rolle spielen, um dann Platz für ironische Aperçus zu machen. Symbolhaft anmutende Tunnelblicke wechseln mit prächtigen, aber menschenleeren Interieurs, während anderswo die Schwangerschaft ästhetisch perfekt überhöht worden ist.
Anderenorts werden herb-ästhetische Konstrukte zum Anreiz eines Chiffre-Lesens mit offenem Resultat – fernab aller Twitter- und Facebook-Banalität, was Marita Matteck treffend in der Einladung betont hat. Es ist schon eine Lust, diese Vielfalt und Ausdruckskraft, diese Ideen-Kühnheit zu erleben. Seien es die phantastisch-surrealen Orbit-Nutztier-Kompositionen beziehungsweise ein malerisches Aufforsten unseres Waldes.
Und eine der größten Überraschungen: das brutal installierte Aufbegehren der “Wutbürger” als Affront gegen ein selbstherrliches Regieren! Nicht weniger beklemmend – wenn auch auf andere Weise eine schmerzliche Trennung interpretiert per teilchaotischer Wandinstallation. Zusammen mit den ausgefallensten Techniken wie Hinterglas-Malerei oder Objekten aus gefaltetem, gepresstem Papier, entsteht hier tatsächlich eine eigene Welt, die nicht nur aufzeigt, vorzeigt, vielmehr echte Reflexion und Kommunikation ermöglicht!
Wenn Sie möchten, dass diese Welt weiter Bestand hat, dann bleiben Sie dem Kunstverein Germersheim treu und vergessen nicht: die meisten Exponate hier sind problemlos käuflich zu erwerben…
Teilnehmende KünstlerInnen:
Franz Bernhard, Skulptur
Wolfgang Blanke, Malerei
Helga Boebel, Grafik
Karl-Heinz Bogner, Objekt
Madeleine Dietz, Mischtechnik
Ursula Fleischmann, Fotografie
Hans-Michael Franke, Skulptur
Anne Janoschka, Malerei
Jörn Kausch, Skulptur
Bettina Kresslein, Malerei
Heidi Kuhn, Malerei
Franz Martin, Malerei
Mareille F. Martin, Fotografie
Silvia Mielke, Objekt
Markus Münzer, Installation
Veronika Olma, Malerei
Georg Pfadt, Malerei
Werner Pokorny, Skulptur
Meike Porz, Malerei
Thomas Putze, Installation
Regina Reim, Malerei
Walter Schembs, Skulptur
Franziska Schemel, Mischtechnik
Sibylle Schlageter, Grafik
Martin Schöneich, Skulptur
Anne-Marie Sprenger, Malerei
Wolfhard Tannhäuser, Fotografie
Günter Wagner, Skulptur
Sibylle Wagner, Malerei
Franziskus Wendels, Malerei
Öffnungszeiten: Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Franz Bernhard: W V 448, “Sitzende Figur”, 2006, Corten-Stahl, 4,6 x 1,8 x 5 m, Gewicht ca. 3 Tonnen
Franz Bernhard, 1934 geboren und einst Schüler von Wilhelm Loth an der Karlsruher Akademie, kann schon heute als Klassiker der deutschen Bildhauerei bezeichnet werden. Seine Handschrift ist unverwechselbar und einzigartig, sein Werk von großer Geschlossenheit. Von Beginn an setzte er auf ein versehrtes Menschenbild, den Torso, auf raue, ungeschönte Oberflächen, auf Materialien, die sich in der Zeit verändert haben oder verändern: Holz reißt und Eisen rostet.
Für Bernhard ist das Fragment ein stellvertretendes Zeichen, das symbolisch auf das Wesentliche im Menschen zurückverweist. So findet er über die Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt zu einer Figur mit einem neuen emotionalen Gehalt zurück. Seine Skulpturen sind Neuschöpfungen, die parallel zur Natur existieren. Die Einfachheit seiner bildnerischen Mittel, die sichtbar hervorgehobenen Verbindungen der Materialien, das handwerkliche und natürliche Aussehen der Werke lassen darüber hinaus auch an Gerätschaften, Gebrauchsobjekte oder Gebautes denken. Die Verbindung von organischer und stereometrischer Form, das Gleichgewicht zwischen Rationalität und Irrationalität, zwischen Konstruktion und Emotion sind Teil dieser besonderen Spannung und Ausdruckskraft seiner Arbeiten.
Vom 10.06.12 bis 08.07.12 im Rahmen des Kultursommers mit dem Thema “Gott und die Welt” stellt Franz Bernhard seine Werke (Sammlung Andreas Schell, Galerie Knecht und Burster Karlsruhe, Galerie Ruppert Landau) in den Räumen des Kunstvereins Germersheim aus.
Die Ausstellung mit Werken von Franz Bernhard anlässlich des diesjährigen Kultursommers, zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch sein Schaffen. Neben Skulpturen sind auch großformatige Zeichnungen und Radierungen von Franz Bernhard zu sehen.