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2010

  • Positionen zu Schwarz-Weiß

    05.11.10 bis 28.11.10

    Die Vernissage findet im Rahmen der Germersheimer Museumsnacht 2010 statt.

    Mit Florian Beckers, Nina Brauhauser, Julia Bünnagel, Jens J. Meyer, Eberhard Ross und Maki Umehara


    Florian Beckers

    1971
    – geb. in Düsseldorf

    1992-1999
    – Fotografie-Studium an der Folkwangschule/Universität GHS Essen

    seit 2000
    – als freischaffender Künstler tätig

    Einzelausstellungen (Auswahl):

    2006
    – Galerie Cubo Azul León/Spanien 

    2007
    – OMC Galerie, Los Angeles/U.S.A
    – Galerie Fruela Madrid/Spanien
    – Stadtmuseum Schleswig

    2009
    – Museum Schloss Neersen in Willich

    2010
    – Galerie Sicart Barcelona/Spanien 
    – VVV Galerie Buenos Aires/Argentinien

    Nina Brauhauser

    1980
    – geb. in Düsseldorf

    1999-2002 
    – Studium Informationswissenschaften, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf,
      fotografische Assistenz

    2002-2003
    – Studium Fotografie, Royal Academy of Arts Den Haag

    2003-2009
    – Studium Fotografie, Folkwang Hochschule Essen, Diplom bei Prof. Elke
      Seeger

    2007 
    – Bezug des Ateliers im Atelierhaus Walzwerkstraße Düsseldorf

    2008 
    – Gründung der Künstlergruppe ‚liaison controverse‘, zusammen mit Tine Bay
      Lührssen, Jan Holthoff, Horst Jösch, Andreas Nann und Claudia Schauerte

    Ausstellungen (Auswahl)

    2009
    – „5 minute architecture“, Galerie Schütte, Essen 
    – „Liasion Controverse“, Walzwerkstraße, Düsseldorf 
    – „Gespiegelte Realität“, Zeche Zollverein, Essen
    – Andreas Nann und Nina Brauhauser, Kunstverein Duisburg 

    2008 
    – „Schreiben mit Licht“, Galerie Schütte, Essen 
    – Darmstädter Tage der Fotografie, Centralstation, Darmstadt 
    – „Whites“, Galerie Schütte, Essen 
    – „Liaison temporaire I „, Kulturbunker, Köln und Walzwerk 14, Düsseldorf 
    – „contemporary art ruhr“, Zeche Zollverein, Essen 

    Julia Bünnagel

    1977
    – geb. in Haan

    – lebt und arbeitet in Köln

    1998-2006 
    – Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Anthony 
      Cragg, Prof. Hubert Kiecol

    2006 
    – Meisterschülerin Prof. Kiecol

    2008 
    – Stipendium Schloss Ringenberg

    Ausstellungen (Auswahl):

    2010 
    – „The Space in Between“, Speicher U75, Düsseldorf
    – „zwischen den Sternen“, Lichthaus Arnsberg 
    – „Tip Top Stop“, Ausstellungsreihe Heimat- und Sachkunde, Köln
    – „Es werde Dunkel! Nachtdarstellungen in der zeitgenössischen Kunst“, 
      Stadtgalerie, Kiel; Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Mülheim 

    2009
    – „Where Words End“ (mit Patrick Rieve), Projektraum der Galerie für 
       Landschaftskunst, Hamburg
    – „Basic“, Estemp, Düsseldorf
    – „Jetzt und Damals“, Städtische Galerie Lüdenscheid, Lüdenscheid
    – „Harburger Berge“ ,Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg
    – „Parcours Interdit“ (mit Patrick Rieve), Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf
    – „Open Space“ , Art Cologne, Köln 

    2008 
    – „Territory“, Sebastian Brandl, Köln
    – „Where Words End“ (mit Patrick Rieve), Forgotten Bar Project, Berlin
    – „Duo“ (mit Kai Rheineck), Bel Etage, Köln
    – Stipendiaten Schloss Ringenberg 2008, Schloss Ringenberg, Hamminkeln
    – „Space Quest II“, Ringel Garage, Düsseldorf
    – „Space Quest“, Tape, Arnheim (Niederlande)

    Jens J. Meyer 

    1958
    – geb. in Hamburg 

    1980-1988
    – Studium zum Diplom-Wirtschaft-Ingenier an der TH Darmstadt

    1985 
    – Gaststudium Industriedesign, FH Darmstadt

    1986-1988
    – Studium Malerei und Bildhauerei Akademische Werkstätten Maximiliansau
      bei K.P.Müller

    – lebt und arbeitet in Essen und Hamburg

    Auszeichnungen:

    1988
    – Kunstpreis der Stadt Mühltal

    1991 
    – Stipendium artist in residence, im Schloß Borbeck der Stadt Essen 

    1992 
    – Carl-Stipendium, Maschinenhalle Zeche Carl, Essen 

    1994 
    – Förderpreis Bildende Kunst, der Stadt Gelsenkirchen

    1999
    – Stipendium artcore e.V., Mönchengladbach 

    2001 
    – 1. Preis, Wettbewerb für eine Landmarke auf der Halde Sachsen in Hamm 

    2004
    – Materialica Design Award, für die Entwicklung von Jelara (ein neues 
      UV-beständiges und hochelastisches Gestrick aus PTFE und Polyester), 
      München

    2007
    – Award of Excellence für die Schwebenden Archive in der Kategorie architectural structures,
    IFAI EXPO, Las Vegas (USA)

    Projekte im öffentlichen Raum:

    2006 
    – Dubrovnik (Kroatien), Revelin, Bühnenbild Arkadien für das Tanztheater Feuervogel 
    – Hamburg, Hafencity, Schwebende Archive, Installation und Projektion zwischen zwei
      Häusern. Mit 26 m die bisher höchste Arbeit in Zusammenarbeit mit Katrin Bethge,
      Rolf Kellner. (Katalog, DVD)

    2008 
    – Mljet (HR), „wind and movement“, Skulpturen am Meer, Global Connect, 
      Dubrovnik

    2010 
    – Gu Ling (China), Forest Art China, Mt Lushan, 2. world famous mountain
       conference

    Eberhard Ross

    – Studium an der Folkwang-Schule, mit Laszlo Lakner/Friedrich Gräsel

    Ausstellungen (Auswahl):

    2009 
    – „source“, GAM-Galerie Obrist am Museum Folkwang
    – „das Landschafts – a priori“, Cora Hölzl Gallery, Düsseldorf

    2010 
    – „the space between“, Four Square Fine Arts, c/o Redchurch Gallery London 
    – „organische geometrie 2“, Museum Kalkar
    – „the space between“, Nikola Rukaj Gallery, Toronto 
    – „eingeschrieben (in)“, Galerie Cora Hölzl, Düsseldorf
    – „Laszlo Lakner & friends“, GAM-Galerie Obrist am Museum Folkwang

    Maki Umehara

    1976 
    – geb. in Nagoya, Japan

    1996-2000
    – Nagoya Zokei Universität für Kunst und Design, Nagoya, Japan

    1999
    – Carnegie Mellon University, Fakultät der Kunst, Pittsburg, U.S.A.

    2000-2006 
    – Kunstakademie Düsseldorf, bei Prof. Rita McBride, Prof. Christian Megert, Prof.
      Irmin Kamp
    – Meisterschülerin bei Prof. Rita McBride

    2006
    – Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf

    seit 2006 
    – Organization „nüans“, Off Space, Düsseldorf [www.nuans.de]
    – lebt und arbeitet in Düsseldorf

    Einführung von Dirk Hupe

    Einigen von Ihnen wird vielleicht noch der erste Teil der Ausstellung Schwarz-Weiß in der Erinnerung sein. Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion waren Mittelpunkt der Ausstellung. Sinn dieser Ausstellung war und ist die Leere im Weiß aufzusuchen, das Nichts im Schwarz zu finden. Keine Farbflächen, die vom Wesentlichen ablenken, keine Schnörkel, die auf Irrpfaden die Untersuchung bringen, sondern das schlichte Weiß und die Tiefe des Schwarz sollen uns hier beschäftigen. Die damaligen Künstler Danuta Karsten, Alexander Voss, Peter Stohrer und ich sind diesmal mit kleinen Arbeiten im Vorderraum zu sehen. Auch, um Sie in Ihrer Erinnerung zu unterstützen, werden diese Arbeiten gezeigt.

    Die Farbe Schwarz und die Farbe Weiß wurden bei diesen Künstlern zum Prinzip. Danuta Karsten mit einer Boden- und Rauminstallation aus weißen Plastikbändern und Papier. Jupp Linssen mit seinen weißen Plexiglasplatten auf Leinwand in Kombination mit dem malerischen Gestus. Alexander Voss mit seinen gebrochenen, Weiß beschichteten Rohspanplatten. Peter Stohrer arbeitet ebenfalls mit Holz, aus denen er raumwirkende Objekte den Räumen des Kunstvereins gegebenüberstellte. Dirk Hupes (meine) Textfragmentierungen hingegen sind in weiße und schwarze Flächen fast völlig aufgelöst worden und verzeichnet.

    Die heutige Gruppe von Künstlern (Florian Beckers, Nina Brauhauser, Julia Bünnagel, Jens J. Meyer, Eberhard Ross und Maki Umehara) haben eine andere Auseinandersetzung mit dem Thema Schwarz – Weiß als Schwerpunkt. Dennoch werden Sie auch hier einen Aufbau finden, der durch Querverweise neue Räume schafft. Sie werden eine Ausstellungssituation vorfinden, die Sie durch die Räume führt und Ihnen keine schlichte Aufzählungen einzelner künstlerischer Positionen aufzeigt.

    Die Farbe Schwarz – Die Farbe Weiß

    Schwarz ist das Fehlen von Licht. Die Farbe reflektiert kein Licht und wird deshalb als Schwarz wahrgenommen. Man könnte auch sagen, es fehlt ihr die Farbe. Deshalb wird sie auch als unbunte Farbe bezeichnet. Ein glänzendes Schwarz wirkt jedoch ganz anders auf uns – in den Reflektionen kann durchaus sehr viel Licht und Farbe wahrgenommen werden. Dem matten Schwarz fehlen demgegenüber diese Lichtreflektionen vollkommen und deshalb wirkt ein mattes Schwarz dichter. Vor allem in den fotografischen Arbeiten von Florian Beckers und Nina Brauhauser werden die Farbvielfalt in den Grenzbereichen von Schwarz-Weiß-Fotografien deutlich.

    Gesellschaftlich steht Schwarz für den Tod, für Macht, Eigenständigkeit, Dunkelheit, Pessimismus, Leere, Unglück, aber auch für Exklusivität, für das Besondere und Erhabene – und auch für den Anarchismus. Im religiösen Sinne denkt man sofort an die schwarze Madonna und an Schwarz als Trauerfarbe. Im übertragenden Sinne steht es für das Verbotene.

    Im Gegensatz zum Schwarz reizt Weiß unsere Sinnesorgane. Die Netzhaut unserer Augen nimmt keine Farbe mehr war, sondern nur deren Helligkeit. Weiß steht für Reinheit im Sinne der Jungfräulichkeit oder der körperlichen Reinheit (z.B.: Medizin), steht für die Unendlichkeit und für die Unsterblichkeit. Weiß gilt als neutral. Weiß steht für den Frieden und Stille – wie Schwarz für die Leere. 

    Das Medium des Künstlers mit den unterschiedlichen Medien, die er für seine Konstruktionen verwendet, werden hier deutlich – Installationen, Fotografien, Malerei, Objekte. Obwohl hier schwarz und dort weiß – eröffnen die hier sichtbaren Arbeiten ein Spektrum, welches die Vielfalt an Möglichkeiten – mit schwarz und weiß sich auseinander zusetzen – andeutet. 

    Im Vordergrund steht bei der heutigen Ausstellung die Auseinandersetzung mit Licht und Schatten, weniger haben die Künstler die Flächen einfach nur schwarz oder weiß gestaltet, sondern die Farben Schwarz und Weiß ergeben sich aus den Materialien selbst, den Schwarz-Weiß-Fotografien, den hellen und dunklen Stoffen oder durch Schatten und Licht.

    Schatten und Licht

    Dabei ist ein Schatten ein Raum ohne Licht, dennoch ist Schatten nicht denkbar ohne das Vorhandensein einer Lichtquelle. Ist die Lichtquelle vor einem Objekt installiert, entsteht so hinter einem Gegenstand x ein Schatten. Begriffe wie Eigenschatten, Schlagschatten, Kernschatten und Halbschatten sind uns hinlänglich bekannt. Schatten können aber auch von unterschiedlichen Lichtquellen erzeugt werden – sind nicht nur schwarz oder dunkel – Schatten können durchaus auch farbig sein. Diese Wechselwirkung von vorhandenem Licht und fehlendem Licht ist nicht nur in der Fotografie ein markantes künstlerisches Gestaltungsmittel.

    Hauptquelle des Lichtes auf der Erde ist die Sonne. Künstliche Lichtquellen sind beispielsweise Glühlampen, Leuchtstofflampen, Leuchtdioden, Laserlicht. Licht erzeugt Raum. Und gemeinsam haben die KünstlerInnen den Raum bearbeit, bereits die Einführung in den Raum wurde bewusst vollzogen und die Hängung oder Stellung explizit auf den Raum strukturiert und gestaltet. Die Blickführung in den weiten Raum hinein ist bewusst gestaltet, das Licht entsprechend installiert und arrangiert.

    PART ZWEI

    Jens Joachim Meyer

    Jens J. Meyer überzeugt mit seiner monumentalen Rauminstallation schon im Eingangsbereich des Treppenhauses. Seine Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum sind zumeist aus weißen und schwarzen Leintüchern raumgreifend arrangiert und verknotet. Je nachdem welche Beleuchtung seine Arbeiten erhalten, ob künstliches oder natürliches Licht, wandern die Schatten, die seine Tucharrangements werfen, über Wände, Bodenflächen und Fassaden. Dadurch erzeugt er neben den schwarzen und weißen Flächen zusätzlich dunkle und helle Flächen um seine Skulpturen und Installationen.

    Gegenüber dieser Konstruktion wirken die kleinen Arbeiten, welche an Tauen und Fäden hängen, zierlich. Diese scheinen aber noch mehr im Raum zu schweben als dies die großen Arbeiten aufgrund ihrer Größe vermuten lassen. Die Balance von Kraft, Leichtigkeit von hell und dunkel sind in seinen Arbeiten sprichwörtlich verwoben und verknotet. Diese Netzwerke könnten sich als Netzwerke unserer heutigen Kultur und Gesellschaft interpretieren lassen. Seine zusammenklappbaren Skulpturen im Innen- und Außenbereich sind mittlerweile international gefragt und bekannt. Die Dynamik, die seine Arbeiten erzeugen, ist eine Dynamik, die nicht nur die Architektur, den Raum, Licht und Schatten lebendig werden lassen, sondern sie geben auch Freiräume des Innehaltens, des Nachsinnens, der Muße frei und sind damit auch die Kraft einer Balance zwischen Außen- und Innenwelt, zwischen schwarzen und weißen Flächen. 

    Er setzt markante und weithin sichtbare Zeichen. Die Brechung einerseits, aber auch die Verbundenheit mit der Natur und der Architektur machen seine Arbeiten so wirkungsvoll – erinnern sie doch an die Tuchformungen von Segelschiffen. Somit wird deutlich, wie sehr Wind und Natur in diese Arbeit sich harmonisch verbinden. Segel, die in Bäumen hängen, erzeugen Felder der Sinnlichkeit – oder sie sind zwischen Hochhäusern und Fabrikhallen integriert und unterstreichen so die Sinnlichkeit von Architektur.

    Eberhard Ross

    Die Arbeiten von Eberhard Ross sind demgegenüber scheinbar leichter zu durchschauen, irritieren aber auf eine ganz spezielle Art und Weise den Betrachter. Sein Hauptthema ist die „organische Geometrie“ – diese langjährige Auseinandersetzung führte über Zeichnungen und zeichnerisch malerische Arbeiten zur digitalen Fotografie. Die Fotografie diente Eberhard Ross bereits als Grundlage für viele seiner Bilder – wurden aber seit den letzten zwei Jahren konsequent zu einer eigenständigen Werkgruppe innerhalb seiner organischen Arbeiten. 
    Erscheinungen der Natur werden fotografisch festgehalten, wobei sein Hauptinteresse den durch die Natur sich gebildeten Mustern, rhythmischen Strukturen von Wachstumssystemen gilt. Der Rhythmus wird besonders deutlich in seinen dichten Schwärmen von Umrissen vorbeiziehender Vögel. Dabei bleibt Eberhard Ross nicht bei einer einfachen Ablichtung von Bäumen, Erde, Sträuchern, sondern überführt diese in seinen Bildern in eigenständige, organische und wachsende Strukturen. Diese digitalen Bemühungen erinnern in ihrer Intensität auch an psychedelische Bewegungen – an Hirnprozesse und Verzweigungen und an Rochardtests. 

    Julia Bünnagel

    Die Kölner Bildhauerin widmet sich anderen Geweben und Grundmustern zu – die urbane Großstadt, die architektonischen Silhouetten werden schematisiert und in neue eigenständige Konstruktionen übertragen. Dadurch entstehen Formen gebauter Alltagssysteme, entstehen stereometrische Körper. Sie schafft Körper von Wirklichkeiten und überführt diese in eine neue Perspektive der Betrachtung. Diese neuen Konstruktionen entwickeln eine neue Sprache von Architektur, da sie ihr geometrisches Vokabular den Orten ihrer Präsentation anpasst oder neue Formen moduliert. Die meist kühl glänzenden Oberflächen beziehen entweder den Umraum mit ein oder sie stehen im direkten Kontrast zu der vorgefundenen Architektur. Gegensätze schaffen andere Verbindungen und sensibilisieren den Betrachter beim Durch- und Umschreiten auf unbekannte Sichtweisen seiner Betrachtung.

    Licht, Reflexion, Schatten verdichten diese Betrachtungsweise – diese geben wiederum Anlass über unsere heutige urbane Gesellschaft nachzudenken. Darüber hinaus verweist sie mit ihrer Formensprache der minimalistischen Skulptur auf konstruktivistische Utopien. Die Konstruktion, die Julia Bünnagel hier geschaffen hat, in die Räume integriert hat, verdeutlicht die vielen Ebenen ihrer Arbeiten. Von innen beleuchtete längliche Gebilde sind wie Steine aufeinandergeschichtet und scheinen im Raum zu schweben. Eine Arbeit, die die Schwere der Kästen auflöst und der Interpretation von Raum und Zeit, von hell und dunkel, von darüber und darunter, von dahinter und davor freien Raum lässt.

    Nina Brauhauser

    Als ich die Arbeiten von Nina Brauhauser zum ersten Mal gesehen habe, wurde mir deutlich, mit welcher Klarheit und Strenge sie ihre Lichtbilder konstruiert – die Konstruktion wird besonders durch die innenarchitektonischen, abgelichteten Elemente (wie Türen, Geländer etc.) erzeugt – auch die Geradlinigkeit der Gegenstände selbst werden durch exakte Position der Kamera zusätzlich bestimmt und unterstrichen. Ihre sehr architektonisch betonten fotografischen Arbeiten mit ihren hellen bis weißen Lichtspielen haben mich sofort beeindruckt – dabei waren die Irritationen mit dem realen Raum das entscheidende – die weißen Wände, Fenster sind von graziler und fast heroischer Sensibilität. Fast wirken die so belichteten Räumlichkeiten wie von fremden Welten – von noch zu begehbaren aber unerreichbaren Räumen.

    Maki Umehara

    Auch sie arbeitet in der Regel mit Räumen, mit sogenannten spaces. Hier überrascht sie uns mit einer Arbeit, die sich in ihrer Einfachheit querzustellen scheint zu den übrigen Werken. Sie sucht die Herausforderung mit dem Schwarz und dem Weiß auf ihre Art, indem sie diese gleichsam in Frage stellt – auch wenn in dieser Arbeit dies nicht so von ihr explizit beabsichtig ist – so legt sie aber genau diese Fragestellung durch ihren hier formulierten Zusammenhang auf. Ihre Arbeit hat poetische Züge in ihrer minimalistischen Formulierung von konstruierten räumlichen Situationen. Sie ist den zeitlichen Irritationen und Dekonstruktionen der vorgefunden Situation auf der Spur – wir sind gespannt, mit welchen Raumeingriffen sie uns im nächsten Jahr überraschen wird. 

    Der Blick von Maki Umehara richtet sich nicht nur auf Räume, sondern auch auf Orte, auf Lebensweisen und auf die Irritationen von Verortungen. „Dislocation“ ist ein zentraler Begriff. Demgegenüber steht der Begriff „homes“. Damit sind Räume und Orte gemeint, an denen man sich gerne aufhält. Die Grenze zwischen öffentlichem Raum und privaten Plätzen, zwischen draußen und drinnen werden in ihrer Arbeit thematisiert und bleibt nicht in der Identität einer Gesellschaft stecken.

    Florian Beckers

    Florian Beckers deutet in seinen fotografischen Arbeiten das Reale nur an. Insofern bildet er Wirklichkeitsfragmente ab, die den Betrachter zur freien Assoziation einladen. Als Bildausschnitt sind die Arbeiten herausgerissen aus dem zeitlichen, räumlichen und inhaltlichen Kontext. Das noch Sichtbare muss rekontextualisiert werden, muss ergänzt werden, um die fehlende Räumlichkeit zu ergänzen, um den inhaltlichen Bezug wieder herzustellen, um die Zeitlichkeit bestimmbar werden zu lassen. Die persönliche Vorstellungskraft des Betrachters ist die bestimmende Kraft dem Bild eine Bedeutung zu geben, die Ablichtung ist nur das auslösende Moment. Der Betrachter ist auf der Suche, versucht die Zeichen der Bilder zu deuten und bildet eigene Bildlichkeiten. Die aus dem Schwarz heraus minimalen, sichtbaren Lichtreflexionen sind der Spannungsträger und haben in den Werken von Florian Beckers eine illusionistische Wirkung und machen den Reiz für unsere Sinne aus.

    PART EINS

    An dieser Stelle sei noch ein Rückblick, der auch gleichzeitig ein Ausblick oder Einblick in den ersten Raum dieser Ausstellung gibt, gegeben.

    Jupp Linssen

    Die Arbeiten von Jupp Linssen interessieren durch ihre Materialbeschaffenheit – die Verwendung von porös wirkenden Malmaterialien in Verbindung mit glatten Oberflächen erzeugen eine besondere Spannung – Plexiglasplatten aus dem industriellen Bereich in Verbindung mit der Malerei bewirken Brüche. „Schattenbilder“ nennt der Künstler seine neuesten Arbeiten. Jupp Linssen verwendet die Plexiglasplatten, wie er sie vorfindet und integriert diese in ein neues Bild. Dadurch entstehen sichtbare Widersprüche, die die unterschiedlichen Materialien erzeugen. 
    Die Aussparungen sind durch die ehemalige funktionale Verwendung der Platten entstanden – Aussparungen für Schaltkreise, Schilder etc. – wie sie im Messebau und sonst wo üblich waren – sind hier palimpsestartig montiert, übereinandergelegt, voreinandergestellt und erzeugen Schatten auf dahinterliegende Schichten von Malerei. Wem die Arbeiten von Jupp Linssen nicht ganz unbekannt sind, der weiß, dass damit keine Oberflächliche Materialpräsenz im Vordergrund steht, sondern das Material ist erforderliches Mittel, um Bildwirkungen von vielfältigen Brüchen zu erzeugen.

    Alexander Voss

    Die Brechungen in den Arbeiten von Alexander Voss haben eine ganz besondere Spannung – einerseits ist hier die absolute Reduktion in Form einer beschichteten Holzplatte zu nennen. Die Einfachheit wird aber gekonnt gestört durch kleine Risse bis hin zum Bruch. Diese Risse in der Struktur der glatten Oberflächen haben zeichnerischen Charakter und weisen auf die frühen Werke von Alexander Voss hin, in denen er vorzugsweise reduzierte Zeichnungen und Objekte mit Knochenmotiven aus dem medizinischen Bereich als Vorlage für seine Arbeiten genommen hat. Die Umrisszeichnungen von Knochen scheint man entdecken zu können. Diese Zeichnungen sind über die Verwendung unterschiedlicher Materialien wie Pappe, Papier, Glas erprobt und nun konsequent auf eine schlichte Spanplatte überführt worden. Die Struktur der Knochen kann leicht brechen und damit schließt sich der Gedanke hermetisch.

    Peter Stohrer

    Die Arbeiten von Peter Stohrer verfolgen dagegen ein anderes Prinzip von Brechung – im Vordergrund der Behandlung steht die Materialverarbeitung. Seine Bildobjekte bezeichnet er als Malkörper. Man könnte auch sagen, dass seine Bilder das Objekthafte in den Raum hineinführende Bildleinwände sind. Er konstruiert hier Räumlichkeit aus Holz. Interessant ist hierbei, wie er die einzelnen Stücke seines Werkes im Raum arrangiert und so immer auch andersartige Konstellationen modelliert. Es sind nicht nur Malkörper, sondern architektonische Konstruktionen, die sich in den Raum einfügen, ihn irritierend brechen oder ganz losgelöst als eine Art Fremdkörper bewohnen. Seine zumeist großformatigen aus vielen Elementen bestehenden Arbeiten schmiegen sich an die Wände an und bilden eine Einheit von Raumgefüge, Raumkörper und malerischer Geste.

    Danuta Karsten

    Ausgangspunkt für Danuta Karstens Installationen ist immer der aktuelle Ort, als Ort ihrer Auseinandersetzung. Die Architektur eines Raumes mit dessen unterschiedlichen Eigenschaften füllt sie mit Materialien aus, die eine Korrespondenz mit ihm eingehen. Elemente und Materialien werden hierbei speziell für einen Raum neu arrangiert und den Raummassen entsprechend angepasst – mit Papier, Folienstreifen, Haaren schafft die Künstlerin Zeichnungen und dreidimensionale Objekte – gleichsam „luftschwebende Strukturen“ – und erzeugt somit andersartig räumliche Orientierungen. Als einen kleinen Verweis auf ihre sonst so raumübergreifenden Arbeiten – schafft sie es mit minimal ironisierenden Mitteln – uns an den weitverbreiteten „typisch“ deutschen Weisheitswahn zu erinnern, ein winziges Element, welches ein Lächeln bewirkt – eine kleine, sehr kleine Arbeit, die größer ist als sie scheint. 

    Dirk Hupe

    Im Angesicht der Tatsache, dass die Auswahl der Künstler für diese Konfrontation von Schwarz und Weiß durch mich gelenkt und initiiert wurde – möchte ich nicht viel zu meinen Arbeiten sagen wollen – dennoch gebe ich ihnen einen Hinweis. Mein Hauptthema ist Kommunikation – Zeichen, Bilder aber eben auch Buchstaben – zumeist als Fragment oder formauflösend in den Farbhintergrund eingearbeitet oder wie in der aktuellen Auseinandersetzung in outlines zeichenverzerrend visualisiert. Kommunikation hat viele Facetten, findet auf unterschiedlichen Ebenen statt und diese Felder oder Plateaus baue ich als Sprachrauminstallation oder auch als einfaches Farbfeld auf. Letztendlich ist Kunst Kommunikation – ist diese Ausstellung ein Zeichen für Kommunikation – Kommunikation über diese Kunstformen, über deren Inhalte oder auch über deren Sinn. 

    Epilog 

    Offensichtlich wird bei dieser Ausstellungskonzeption, dass Schwarz und Weiß nicht getrennt gedacht werden können und sollten, sondern uns so viele Facetten der Wahrnehmung, der Interpretation und der Inspiration liefern, wie sonst kaum ein anderes „so einfaches“ Grundthema. 

    Ich bin froh, diese beiden Ausstellungen mit diesen ausgezeichneten Künstlern und Arbeiten zu diesem Thema in all ihren Ähnlichkeiten und all ihrer kontroversen Konstellationen zum gegebenen Thema gefunden zu haben, diese Künstler und Künstlerinnen haben mit all ihrer Begeisterung mitgemacht und haben diesen Ort des Kunstvereins Germersheim nachhaltig und sie ganz persönlich um ihre mitnehmbare Erinnerung bereichert. Allen KünstlernInnen ist soviel gemeinsam – wie sie sich auch unterscheiden – die Differenzen könnten nicht offensichtlicher sein – diese Gegenüberstellung unterschiedlicher Arbeitsweisen in einem, wenn sie so wollen künstlich erzeugten Zusammenhang – werden hier zu einer Gemeinschaftsarbeit. Die unterschiedlichen Werke ergänzen sich und bilden mit den vorgefundenen Räumen eine harmonische Konstruktion, die sich hermetisch mit der Architektur verbindet.

    Dennoch handelt es sich hier um ein Konstrukt und ich hoffe, dass dieses Ihnen Anlass geben wird darüber zu kommunizieren. Die meisten Künstler und Künstlerinnen sind anwesend und werden ihnen sicherlich noch offene Fragen gerne beantworten. Ich wünsche Ihnen nun eine interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Schwarz-Weiß mit Schatten und Licht und bedanke mich bei allen – die an dieser Ausstellung mitgewirkt haben. Mein Dank gilt den Künstlern, den Organisatoren und Helfern des Kunstvereins Germersheim und natürlich der Stadt Germersheim selbst, die es ermöglicht – Konzepte dieser Art zu unterstützen und mithilft diese zu realisieren.

    Besprechung von Brigitte Schmalenberg

    „Positionen zu Schwarz-Weiß“ haben auf Einladung des Kunstvereins Germersheim elf Künstler mit individuellen Aussagen im Rahmen einer Gemeinschaftsinstallation bezogen. In „part eins“ beschäftigten sich Dirk Hupe, Danuta Karstens, Jupp Linssen, Peter Stohrer und Alexander Voss vergangenes Jahr mit „unbunten Farben“, in „part zwei“, der gestern Abend im Zeughaus eröffnet wurde, thematisieren Florian Beckers, Nina Brauhauser, Julia Bünnagel, Jens J. Meyer, Eberhard Ross und Maki Umehara das Spiel von Licht und Schatten.

    Schwarz-Weiß suggeriert ein Kontrastprogramm und vielleicht gerade deshalb wollten die elf vorwiegend aus dem norddeutschen Raum stammenden Künstler gängige Konzepte aufbrechen und jedwedes Nischendenken ablegen. So hat Dirk Hupe, der die zweiteilige Ausstellung konzipierte, das zu besetzende Schwarz-Weiß-Feld im übertragenen Sinne bunt aufgemischt und sowohl die räumliche Trennung der Künstler als auch die namentliche Zuordnung ihrer Arbeiten verworfen. Der Besucher soll ohne Ablenkungen in den Raum hineingezogen werden, um mit „aufgelockertem Blickwinkel“ seine Augen, Gedanken und Empfindungen schweifen zu lassen. Schon im Treppenhaus wird dieses Ansinnen leicht gemacht, denn die „Time-lab“-Installation Jens Meyers, die den Zwölfstundentakt einer Uhr verflüchtigt, mutet in ihrer schwebenden Stofflichkeit so schwerelos an, dass sie unwillkürlich den Geist befreit. Leitmotivisch finden sich die filigranen, fast schwerelosen, mit Licht und Schatten spielenden Dreiecks-Vernetzungen des Hamburger Künstlers auch im Ausstellungsraum wieder, wo sie aparte Kontraste zu den mächtigen Festungsmauern und der zentralen Installation von Julia Bünnagel setzen. Wie zu einem Turm aus Bauklötzen schichtet die in Köln arbeitende Künstlerin weiße Holzbalken aufeinander und bildet so einen Raum im Raum, der durch die Beleuchtung einzelner Elemente einerseits kompakt wirkt und sich andererseits nach außen hin öffnet. 

    Bei den Arbeiten von Eberhard Ross verhält es sich umgekehrt. Seine manipulierten Naturfotografien erhalten durch den Trick der Vervielfältigung – etwa der immer wiederkehrenden symmetrischen Verdoppelung von Baumspitzen oder der linearen Spiegelung kahlen Geästes – eine Mitte, aus der etwas Neues erwächst und den ästhetischen Bildern meditativen Charakter verleiht. Florian Beckers Fotografien setzen dieser Vervielfältigung die Reduzierung entgegen und zeigen – bezogen auf organische Oberflächen – nur den Teil eines Ganzen oder – bei urbanen Motiven – den Ausschnitt einer Szene. Manchmal öffnen sie Sichtspalten in das Dunkel eines Raumes. Minimalismus ist auch das Prinzip der Düsseldorfer Fotografin Nina Brauhauser, deren geometrisch aufgebaute Arbeiten wie Objekte wirken, die durch raffinierte Grauabstufungen und Flächenzuordnungen zum genauen Hinsehen zwingen. Mit nur einer Installation ist Maki Umehara vertreten und doch fällt ihr Beitrag besonders auf, weil er sich dem Thema Schwarz-Weiß so offenbar widersetzt. Unbekümmert bunt sind die quadratischen Drucke, die die Japanerin auf lange Stoffbahnen aufgebügelt und über zwei Kästen angeordnet hat. Gerade aber deshalb wirken sie auf die gesamte Werkschau – zu der im Foyer auch die fünf Künstler der ersten Ausstellung einen verbindenden Beitrag leisten – wie ein Geschmacksverstärker. 

    Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse-Germersheim-Kandel