Uta Arnhardt, Gabriele Domay, Ingrid Golz, Gundel Hädeler, Eva-Maria Hermanns
25.04.15 bis 24.05.15
Vernissage am 25.04.15 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende des Kunstvereins Germersheim
Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Dagmar Burisch, M.A., Hirschberg
KunstCafé am 10.05.15 von 15.00 bis 18.00 Uhr
Finissage am 24.05.15 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche
Papierarbeiten von Uta Arnhardt
Teile von handgeschöpften Papieren aus verschiedenen Ländern, die ich im Laufe von Jahren gesammelt habe, aber auch von selbst geschöpften, werden zu Collagen. Wenn die papiernen Bildelemente ihren Platz auf einem Trägerbogen gefunden haben und im gewünschten Bezug zu einander stehen, werden sie durch Nadelzeichnung befestigt. Die mit Nadel und Faden entstehenden Linien sind darüber hinaus ein unverzichtbares Gestaltungselement.
Aber ich zeige in der Ausstellung auch Arbeiten älteren Ursprungs, in denen Pflanzenfragmente eine wichtige Rolle spielen. Die filigranen Blütenblättchen, Samen, Blattfragmente sind gewissermaßen imaginäre Schriftzeichen und erzählen Geschichten, die der Betrachter auf seine Weise entziffern kann. Japan- und Chinapapiere bilden das Bett für die Pflanzenteile, eine aufgetragene flüssige Bienenwachsschicht versiegelt das Ganze, und es entsteht Transparenz.
Gabriele Domay – Überlegungen zu meinen Arbeiten
Papier als Bedeutungsträger für meine Formensprache. Gabriele Domay arbeitet seit 23 Jahren mit selbst hergestelltem Papier. Der Papierpulp, der in der Regel aus Altpapieren gefertigt wird, wird auf Gaze oder Leinwand aufgespachtelt. Papier wurde als Material entwickelt, es ist nicht Natur, sondern ein Kulturgut als Träger von Bild- und Textinformationen. Von einem zweidimensionalen Blatt kann es sich in ein dreidimensionales Objekt verwandeln. Papier als Material für plastische Objekte. Es bieten sich Freiräume in der Formfindung. So entstehen Buch-Objekte, Bilder und Installationen. In Beziehungen zum architektonischen Raum entstehen Installationen, die sich auch mit den elementaren natürlichen Voraussetzungen auseinandersetzen: mit dem Tageslicht, in dem sich die Installation im Tagesablauf verändert, mit der Raumposition und-funktion, mit den Menschen, die den Raum nutzen. Die Leichtigkeit und die Transparenz des Materials Papier sind Gabriele Domays Ausgangspunkte. Papier bedeutet ihr daher mehr als nur formbarer Stoff, er wird zum Thema und Inhalt ihres Schaffens schlechthin.
Ingrid Golz
[www.ingrid-golz.de]
In ihren dreidimensionalen Papierarbeiten und -skulpturen thematisiert die Künstlerin Ingrid Golz den ‘Aufbruch’ als ‘Triebfeder des Lebens’. Das Phänomen des Aufbruchs entwickelt sich zwischen dem Stillstand und der Bewegung und erfordert Mut zu Veränderung und Umbruch.
Zwischen handgeschöpften Papierbogen aus taugeröstetem Flachs fügt die Künstlerin Reisstroh, Peddigrohr/-schiene oder Seegras ein, wodurch sich im Trocknungsprozess aus den flachen, zweidimensionalen Papierbogen dreidimensionale Raumkörper entwickeln. Die eingefügten Fasern beeinflussen die Körperformen, Linienstrukturen, Faltungen und stabilisieren die Oberflächenstruktur. Dadurch entstehen kontrastreiche Formen. Die im Raum hängenden Papierskulpturen drehen sich bei Luftzirkulation und lösen ein bizarres Licht- und Schattenspiel aus, das sich durch gezielte Beleuchtung (Spotlight) intensiviert und vor weißer Wandfläche zusätzliche Schlagschatten erkennen lässt. Neben den im Raum hängenden ‘Variationen’ liegen manche auch still ruhend auf Sockeln.
Größere in Collagetechnik entstandene Raumobjekte an der Wand und auf dem Boden liegend, z.B. ‘Spüren und Strömen’, die sog. ‘Transformationen für Klavier’, die ‘Schnittmengen’ in Objektrahmen oder ‘effort values’ deuten auf das Thema des Aufbruchs zwischen Stillstand, Reflexion und Dynamik hin.
Die einander ergänzenden Begriffe ‘Fläche und Raum’, ‘Licht und Schatten’, ‘Stillstand und Bewegung’ sind Teil dieses bildnerischen Konzeptes.
Gundel Hädeler
[www.gundelhaedeler.de]
Ich arbeite mit von mir handgeschöpften Papieren. Für die meisten meiner Bilder oder Objekte verwende ich die Fasern selbstgesammelter Pflanzen oder Fasern des Maulbeerbaums. Auch andere Materialien können mit verarbeitet sein. Fast immer jedoch zeigt das Papier noch etwas von seinen pflanzlichen Ursprüngen.
So sehe ich beim Medium Papier eine besondere Beziehung gleichermaßen zu Natur und Kultur. In diesem Spannungsfeld bewegen sich meine Arbeiten.
Gewöhnlich verwendet man das weiße Papier und unbeschriebene Blatt um ihm als geduldiger Träger alles Mögliche aufzuladen. Meine Papierarbeiten zeigen noch eine andere Komponente des Stoffes. Papier ist ein Medium dem ein Umwandlungsprozess innewohnt, quasi von Blatt zu Blatt. Der gewachsenen Pflanzenfaserverband wird aufgelöst um sich im Medium Wasser über das Schöpfen neu zu formieren und nun zum Papierblatt zu werden.
Papier hat zudem einen, mit kaum einem anderen vergleichbaren, kulturellen Evolutionsprozess erfahren. Einst wertvoller Stoff, über den Kultur entwickelt, vermittelt und vor allem verbreitet wurde ist es heute ein Massenprodukt, dessen Wert vorwiegend nach seinem Nutzen bemessen wird. Elektronische Medien haben seine Aufgabe in Frage gestellt, gleichwohl im Zeitalter der Computer mehr Papier den je verbraucht wird.
Für mich ist diese Entwicklung Anlass mich mit der vernachlässigten materiellen sowie ästhetischen Seite des Papiers zu beschäftigen. Die Stofflichkeit, etwas das heutzutage mit der elektronischen Vermittlung zunehmend verloren geht, wird Teil der Aussage. Die von mir häufig verwendeten archaisch anmutenden Formen korrespondieren dabei mit der Ursprünglichkeit des Materials.
Eva-Maria Herrmanns
[www.evamariahermanns.de]
“Eva–Maria Hermanns Bilder sind warmer Erde und tiefer Schwärze nah. Raue Untergründe unter erdfarbenen Pigmenten kleiden die imaginäre Räume aus, in denen archaisch gekratzte oder gewischte Linienspuren, hell aufscheinende Flächen und dunkel glühende Farbbereiche auftauchen. Materialien und Dinge ragen hervor und werfen Reliefschatten. Entdeckte, gesammelte Gegenstände und Reststücke, gebraucht und verwittert, sind ausersehen, Bildzeichen auf Kunstwerken zu werden. Vorgefundenes wird zum Eigenen.
Empathie zu den greifbaren Phänomenen und Elan zum bildhaften Transformieren arbeiten das Gefundene in die Bildfläche ein, wo es sich verbindet mit den poetischen Assoziationen der Künstlerin. Literarische Textzeilen, Gedichtworte stärken den Prozess des Verwandelns. Im Bildwerden verlieren die verwendeten Elemente ihre Einfachheit und gewinnen eine neue, kaum auszulotende Dimension, die imstande ist, den Betrachter aus dem Selbstverständlichen herauszuholen.”
Margarete Tosch-Schütt
“Der Beginn eines jeden Bildes ist das ‘Fundstück’: Papiere, Kartonagen, Dachpappen, Schnüre, Bleistücke, Asche und gleichwertig daneben, Silben, Wörter, Gedichte. Selbst der Bildträger ist oft ein Fundstück: Eisenplatten, Bücher, Kohlepapier und mit Textil armierte Kautschukplatten. Aus der vielfältigen Formensprache der Materialien entsteht während der Arbeit eine Übereinstimmung zwischen mir und den Dingen … Es entfaltet sich ein poetischer Zusammenhang, der nicht allein in der Sprache der Bilder oder der Worte zu fassen ist. Eine Vernetzung von Leben und Materie wird spürbar. In der momentanen Erkenntnis, im schöpferischen Bewusstsein des Vergänglichen, entstehen meine Bilder.”
Eva-Maria Herrmann
Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Links:
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