02.09.17 bis 01.10.17
Vernissage am 02.09.17 um 17.00 Uhr
Begrüßung: Marita Mattheck, Vorsitzende und Marcus Schaile, Bürgermeister der Stadt Germersheim
Einführung: Christine Schön, M. A.
Mit
- Anne Janoschka | Malerei, Objekte, Installation
- Violetta Vollrath | Malerei, Objekte
- Sasha Koura | Assemblagen, Zeichnung, Installation
- Thomas Schiela | Malerei
Anne Janoschka
Die aufwändige, detailgenaue Malerei Anne Janoschkas thematisiert den Umgang mit Zeit im Malprozess selbst, wie zum Beispiel in den opulenten Malereien textiler Ornamente und ihrer dreidimensionalen Verwerfungen im Raum. Sie spielt mit
Aufbrüchen der vorgegebenen Muster, die ihre eigenen, alten Geschichten beinhalten. Indem die Ornamente aus ihrer regelmäßigen Wiederholung ausbrechen und sich verselbständigen, beginnen sie, neue Geschichten zu erzählen.
Zeit und Raum spielen auch die zentrale Rolle in der aktuell für die Ausstellung entstandenen Serie “Heavenly”. Gegenstände aus zurückliegenden Zeiten sind vor “Himmelsflächen” platziert, die changieren zwischen Raumbegrenzung und Offenheit, zwischen Interieur und Landschaft. Diese Arbeiten haben einen ausgesprochen meditativen Charakter und laden den Betrachter ein, eigene, zeitenüberspannende Narrative zu erfinden.
Die Bilder ihrer Osteuropaserie erzählen von Orten und Räumen, die aus der Zeit gefallen sind, die für uns Jahrzehnte lang nur schwer zugänglich waren und zu ästhetischen Entdeckungsreisen auffordern.
Violetta Vollrath
Das Verhältnis Mensch-Technik-Natur ist ein wiederkehrendes Thema in der Arbeit von Violetta Vollrath.
“Schöne” Bilder verleiten zum genauen Betrachten:
Die “Mülleimerkatzen” entstanden seit 2005 nach Beobachtungen in Triest, Rom Athen, wo Gruppen von Katzen offenbar mit Routine und mit mehr oder weniger Billigung der Menschen ihr Futter aus dem Müll klaubten, kein wirklich idyllisches Leben.
“Nachrichten aus Wald und Flur” und die zugehörigen Kleinformate sind positive, fröhliche Bilder. Sie beschreiben eine gänzlich andere Sicht auf das Verhältnis Mensch zu Tier. Nicht zufällig wenden sich die Tiere ihrer Sache zu und beachten den Betrachter nicht – ausgenommen die gelegentlich auftretenden “Geistertiere”: Seelen toter Tiere? Seelen lebender Tiere? Projektion und Wunschdenken des betrachtenden Menschen? Hinter den großen Bildern steht u.a. das Vorbild der mittelalterlichen Jagdteppiche, aber mit umgekehrten Vorzeichen.
Ebenso “idyllisch” sind die Bilder der Reihe “Alles wird gut”, die Natur erobert die Städte zurück, gelegentlich versunkene Autos, Flugzeuge und andere Relikte menschlichen Tuns lassen einen ungeordneten Rückzug erahnen.
Sasha Koura
Assemblagen, Zeichnungen und Installation
Die Nebeneinanderstellungen einfacher Objekte und Zeichnungen der Arbeit der britischen Künstlerin Sasha Koura zitieren Arte Povera und den Modernismus aber schaffen gleichzeitig eine neue lyrische Sprache.
Über ihre Arbeit sagt die Künstlerin:
Als Künstlerin übernehme ich eine Rolle als subjektive Vermittlerin zwischen dem Objekt als Materie und seiner Wahrnehmung als Kunst. Mit dem Annehmen des Alltäglichen und des oft Übersehenen schaffe ich mit meinen Interventionen neue Zusammenstellungen und Möglichkeiten.
Die entstehenden Arbeiten sind überwiegend von kompositionellen Überlegungen und einer Faszination für Materialien und Oberfläche geprägt. Als Denkmäler unserer Erfahrung aber finden Humor, Philosophie und Sehnsucht ebenso darin ihren Platz.
Sasha Koura ist in London geboren und aufgewachsen, seit 2008 lebt sie in Deutschland. Sie studierte Kunst an der Chelsea School of Art und machte 1994 ihren Abschluss an der Ruskin School of Drawing and Fine Art der Oxford University mit Schwerpunkt Malerei/Installationskunst und Druckgrafik.
Danach machte sie ihren Masters Degree in Kulturforschung am London Consortium der University of London.
Nach mehreren Jahren Tätigkeit in der Kulturvermittlung und im Bereich Darstellende Kunst ist ihre Arbeit seit 2015 wieder in der Öffentlichkeit zu sehen.
Thomas Schiela
oder: Warum man malen muss, was man fotografiert hat.
Warum soll man etwas malen, wenn man es auch fotografieren kann? Warum soll man eine Fotografie malen?
Diese Fragen drängen sich einem geradezu auf, wenn man vor den Bildern von Thomas Schiela steht.
Geschaffen in Aquarelltechnik auf Papier oder Leinwand (bisweilen auch auf Holz oder als Glasur auf Keramik), geben seine Arbeiten Fotos wieder, die er in der Regel selbst aufgenommen hat.
Man ist überwältigt von dem Reichtum an Details, die einem die teils extrem großformatigen Arbeiten bieten. Und man ist erstaunt, von der Genauigkeit, mit der klassische Handicaps der Fotografie wie Unschärfen, Verwischungen oder Verwacklungen umgesetzt sind und zu überraschenden Momenten malerischer Bravour werden.
Kaum scheint es vorstellbar, dass all das ausgerechnet mit Wasserfarben möglich sein soll – einer Maltechnik, die man mit Leichtigkeit, Schnelligkeit und Unkorrigierbarkeit verbindet, und die eher für Studien und virtuose Fingerübungen in bescheidenen Formaten geeignet scheint.
Insbesondere versetzt es in Erstaunen, wie es Schiela gelingt, das Licht selbst zu malen, und zwar in allen seinen Erscheinungsformen: das natürliche Licht des Tages und die künstlichen Lichter der Nacht; das Gleißen der Sonne über der Wüste und ihre farbenpralle Intensität in den Tropen ebenso wie den kühlen grauen Schein, den sie über die Nordsee legt; das Licht der flackernden Reklameschilder in amerikanischen Großstädten und das Licht einfacher Glühlampen, das den Dunst über marokkanischen Garküchen zum Leuchten bringt; das warme, von Mosaiken und Marmor, Gold und Silber reflektierte Kerzenlicht in der Grabeskirche zu Jerusalem und das kalte Strahlen vielfarbiger Leuchten in der Bar eines Spielcasinos in Las Vegas.
(…)
Der gesamte Text von Roland Mönig findet sich im Katalog THOMAS SCHIELA CORSO.
KunstCafé am 01.10.17 von 15.00 bis 17.00 Uhr
Finissage am 01.10.217 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche
Öffnungszeiten:
Sa. von 15.00 bis 18.00 Uhr
So. von 14.00 bis 18.00 Uhr
Links:
Janoschka Anne (Rubrik KÜNSTLER)