Ausstellungen vor 2009
2009
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12 KünstlerInnen präsentieren ihre Arbeiten
06.11.09 bis 29.11.09
9. Germersheimer Kultur- und Museumsnacht am 06.11.09 von 20.00 bis 24.00 Uhr.
Der Kunstverein bietet an diesem Abend Kaffee und Kuchen an.
Finissage am 29.11.09 um 17.00 Uhr
Künstlergespräche
Mit Sophie Casado, Ingo Dudek, Sieglinde Enders, Sandra Heinz, Johanna Helbling-Felix, Alexander G. Lazich, Regina Reim, Wolfhard Tannhäuser, Karl Vollmer, Sabine Wenig, Felicitas Wiest und Reinhard Zink.
Johanna Helbling-FelixEntgegen dem traditionellen Kanon der Landschaftsdarstellungen, bei dem der Künstler seine Staffelei in der Landschaft aufstellt und seine Umgebung darauf festhält, schafft sich Johanna Helbling-Felix durch das Abheben mit ihrem Flugzeug bewusst eine andere Perspektive und zugleich eine größere Distanz zu der unter ihr liegenden Landschaft. Zu Ihrer Auffassung der Landschaft geht sie sogar noch einen Schritt weiter: Nicht die Erde als Körper, sondern der Himmel als räumliches Phänomen ist der Ausgangspunkt ihrer Wahrnehmung. Aus den Skizzen, die teils als Fotografie, teils als kleine Zeichnung währen des Fluges entstehen, erarbeitet sie im Atelier Serien und Großformate.
(…)
Seit Jahren befasst sich die Künstlerin auch mit dem Medium der Fotografie. Zeichnungen werden direkt der Fotografie gegenübergestellt – harmonierend oder widersprechend. So entstehen zwei- und dreiteilige Kombinationsarbeiten, die auch in der Ausstellung im Kunstverein Germersheim gezeigt werden. (Textauszug von Marion Hoffmann)
Alexander G. Lazich
Sein Mal- und Zeichentalent zeigte sich schon sehr früh.An der Kunstakademie in London entwickelte er besonderes Interesse für präzise Darstellung des menschlichen Körpers. Während zahlreicher Reisen sammelte A.G.L. visuelle Eindrücke die sich in seinen Bildern widerspiegeln. (…)
Es scheint ihm ein tiefes Bedürfnis, seine realen Erlebnisse in Bilder umzusetzen und den Betrachter daran teilnehmen zu lassen, aber dennoch eigenen Fantasien Raum zu geben. Sein Wunsch nach vielfältigen Herausforderungen und Schönheit findet er in dem immer wiederkehrenden Thema: Frauen. Seine Frauen sind lebendig und geben den Blick frei auf Sehnsüchte und Träume. Seine erstaunliche Begabung, sein akribisches Ausarbeiten jeden Details mit Farbe oder mit Tausenden von Bleistiftstrichen und dem Spiel von Licht und Schatten einen fast “fotoperfekten” Realismus zu gestalten zeugt von großer Intensität.
Sandra HeinzIn den Arbeiten von Sandra Heinz rücken die in alltäglichen Utensilien veräußerlichten, vergegenständlichten Informationen ins Zentrum. Allerdings sind das nicht die Kleider und Accessoires von Heiligen oder Stars, denen schon immer besondere Aufmerksamkeit galt und an deren spezieller Aura man z. B. in Form von Reliquien teilhaben wollte. Das Interesse von Heinz gilt der Botschaft getragener, ausrangierter Textilien, die im besten Fall in der Altkleidersammlung landen würden. eine Art Bühne oder Kulisse. (…)
Die gefundenen oder ihr überlassenen Stücke werden einem transformatorischen Prozess unterzogen. Dieser bewirkt, dass die entstandenen Objekte zwar noch mehr oder weniger nah auf die Ausgangsstücke verweisen, aber zugleich durch die künstlerische Bearbeitung zu etwas Neuem werden. Meist entstehen so ganze Serien. Nicht mehr ihre frühere Funktion bestimmt die Stücke, sondern sie erhalten als jetzt künstlerisch gestaltete Objekte in einen neuen Kontext gestellt einen breiteren Assoziationsraum und damit einen Zugewinn an Bedeutung – als gäbe es hinter den Dingen noch eine weitere Sinnebene.
Sabine Wenig
Manches in kulinarischer Vorbereitung erkennen wir auf den Bildern Sabine Wenigs: die Fische in der Pfanne, die Gans auf dem Herd, das Kaninchen, bretonisch, bald wird es geschlachtet. Brassen und Barben mit stierem Blick scheinen mit starr-offenem Maul nach einem letzten Quäntchen Sauerstoff zu schnappen. Auf die Ambivalenzen zwischen Fresslust und ins geheimer Schuld, die auch im stilvollen Tafeln nicht gänzlich stille werden, macht Sabine Wenig in ihrer Kunst aufmerksam.
In neueren Arbeiten geht die Künstlerin den umgekehrten Weg: Statt das Tier in küchenfertigem Zustand zu präsentieren, glotzen nun Kuhköpfe und ihre Hinterteile von kleinformatigen Holzplatten, Schafe und weitere Rindviecher befinden sich in strengen Reihungen in unwirklicher Landschaft. Die Landschaft selbst ist längst nicht mehr Anlass oder Hauptthema dieser Serie, sondern eine Art Bühne oder Kulisse.
Regina Reim
Regina Reims Werke, der Ungegenständlichkeit verpflichtet, sind geprägt von der spannungsvollen Symbiose zwischen großzügig- gestischem Impuls und rationaler Planung. Ihre Bilder scheinen von Leichtigkeit und tänzerischem Ausdruck durchdrungen zu sein, wobei stets die Farbe eine tragende Rolle spielt. Dies zeigt sich besonders in der von ihr in aufwändigen Experimentierphasen und einzigartigen Technik entwickelten neuen Arbeiten, die sie in Germersheim erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.
Felicitas Wiest
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich neben der Malerei intensiv mit der Technik des Hockdrucks. (…) Dabei kombiniere ich Holz- und Linolschnitt collageartig miteineander. Es findet ein Wechselspiel zwwischen Linien und Flächen, unterschiedlichen Schnittdichten und Schnittrhythmen statt, um Tiefen und Raum zu erzeugen.
Es ist Erlebtes, was mich beschäftigt, Erinnerungen an Reisen und dabei gewonnene Eindrücke, alltägliche Erlebnisse, Gehörtes und Gelesenes regen mich zu meinem Tun an und finden in den Arbeiten ihren Niederschlag.
Reinhard Zink
In den Jahren 2003 und 2004 entstand meine erste Serie von Weinbildern mit fantastischen Tier- und Menschenfiguren als Bildmotiv. Im Jahr 2009 nahm ich die Technik der Zeichnungen auf der Basis von Weinflecken wieder auf, wobei diesmal Architekturmotive dominierten. (…) Die Vinellos des Jahres 2009 zeigen architektonische Gebilde, die Architekturstrukturen aus Europa, Asien und Lateinamerika für die Gestaltung der architektonischen Details heranziehen. Dabei halfen mir meine vielseitigen Kulturreisen als Fundus und Inspirationsquell zur Ausbildung von dem Betrachter noch unbekannten fantastischen Szenerien.
Sophie Casado
Sophie Casados Liebe gilt den verborgenen, versteckten Dingen der Natur wie auch dem Menschen, seiner Anatomie, seinem organischen Innenleben. Das anfängliche Biologiestudium hat ihre Kunst entscheidend geprägt. (…) Als Malerin und Zeichnerin ist Sophie Casado zur plastischen Arbeit gekommen. Serien von gezeichneten Schmetterlingspuppen und Vogelnestern bilden den Ausgangspunkt für ihre Objekte. Papier, besonders durchsichtiges Seidenpapier, entdeckt sie als kongeniales Material für ihre fragilen Hülleformen. Verletzbar, aber trotzdem widerstandsfähig und flexibel, kann sie das Material wie eine Haut spannen, in vielen Schichten übereinanderlegen, falten oder zu dünnen Fäden, Haaren oder Stacheln formen. (…)
Konsequent hat die Künstlerin die Entwicklung ihres Mediums vorangetrieben. Vom Einzelobjekt gelangt sie zur Formengruppe, vom Relief zur freien Raumplastik und Raumensembles. Regelmäßig sich wiederholdende Strukturen, wie “puzzle”, “arbres” oder “méduses” verleihen den Arbeiten Rhythmus und meditative Kraft. (Dr. Ulrike Hauser-Suida)
Karl Vollmer
Mich interessieren Strukturen des Lebens – gleich ob es Naturformen, optische Erscheinungen, Zellstukturen, Bilder und Zeichnungen von gesellschaftlichen und gruppendynamischen Prozessen oder Zuständen, Klänge, Worte, Texte, tierische Formen, Landschaftswahrnehmungen, Menschen oder auch industrielle Produkte sind. Mit den Dingen, die mich faszinieren und bewegen gehe ich in einen geistigen und gestalterischen Dialog. Das Ergebnis ist meine Arbeit – Kommunikation, …. uralt und jeden Tag neu.
Ingo Dudek
Meine Fotografien von Büchern entstehen nach dem Lesen als Reflexion über den Inhalt eines Buches oder über die Zeit, in der es entstand. Das gelesene Buch, abgestellt und archiviert, zeigt für eine lange Zeit nur noch seinen Rücken. Nach reversibel bleibenden Faltungen der Seiten bis zu einem Status, der mir als hinreichend inhaltsbezogen erscheint, entstehen Fotografien, die Beziehungen zu aktuellen Themen herstellen.
Sieglinde Enders… Was ist der Mensch? Homo sapiens, Krone der Schöpfung, Zufallsprodukt der Evolution? Vergänglich, unsterblich? Enders hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Frage aller Fragen der abendländischen Philosophie künstlerisch nachzudenken: “Ich verfolge das Ziel, mit meiner Malerei die Welt wahrzunehmen und neu zu interpretieren – wie durch einen zusätzlichen Sinn”, sagt sie. Darum wähle sie sich zum Gegenstand ihres Schaffens etwas, das man durch die herkömmlichen fünf Sinne allein nicht ausreichend erfassen und begreifen könne – das unerschöpfliche Thema “Mensch”. (Claudia Heck, Die Rheinpfalz, 16.09.09)
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Mit Karl-Heinz Bogner, Franziska Schemel und Rolf Urban
19.09.09 bis 11.10.09
Karl-Heinz Bogner
Der Stuttgarter Künstler Karl-Heinz Bogner bewegt sich im Grenzgebiet von Malerei, Skulptur und Architektur. Er bezieht sich in seinen Arbeiten auf Architektur, die er als Ausdrucksträger versteht und deren Formenvokabular er benutzt. Dabei geht er von der persönlichen Erfahrung mit Architektur sowie ihrem raum- und formbildenden Potential aus. Seine hierbei verwendeten Instrumente seiner künstlerischen Arbeit sind neben Zeichnung und Modell auch die Malerei. In seinen Objekten, die den Charakter von Architekturmodellen besitzen, setzt er sich mit verschiedenen Raumthemen, wie zum Beispiel “Rückzugsraum”, “Schutzraum” oder “Zwischenraum” auseinander. Der Einfluss der Architektur ist in seiner Malerei spürbar, in der Formelemente auftauchen, die entfernt an Konstruktionen oder Gebäudefragmente erinnern.
Karl-Heinz Bogner studierte von 1989 bis 1995 Architektur und Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Stuttgart. Die in der Ausstellung zu sehenden Arbeiten umfassen Architekturobjekte, Einzelzeichnungen und Zeichnungsblöcke.
Franziska Schemel
Franziska Schemel beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Themen des modernen Alltags, insbesondere im Lebensraum Stadt. Kennzeichnend für ihre Arbeiten ist die klare und reduzierte formale Gestaltung. Die Umsetzung dieser Themen ist frei und abstrakt gehalten. Die Werke sind sehr konzentriert und dicht angelegt. Das weckt Assoziationen an die architektonische Formensprache der Moderne.
Franziska Schemel verwendet verschiedenste Techniken und Materialien wie z.B. Acryl, Pigment, Graphit, Sand, Steinmehle, Rost, Metall und kombiniert sie mit eigenen Fotografien. Durch ihre individuelle Symbolik erinnern ihre Arbeiten an bestimmte Seheindrücke und Alltagserfahrungen – das gibt ihnen zusätzliche Ausdruckskraft. Im Jahre 1990 absolvierte Franziska Schemel das Studium für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Sie arbeitet seitdem als freischaffende Künstlerin in Karlsruhe. Neben mehreren Kunstpreisen und Stipendien, u.a. für Freudenstadt und Barcelona, wurden ihre Werke auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Kunstmessen gezeigt.
Rolf Urban
Rolf Urban führt mit seinen Arbeiten auf subtile Weise physiologische Mechanismen des Sehens vor, indem er beim Betrachter das bewußte Wahrnehmen, die Aufmerksamkeit für räumliche Gegebenheiten fördert, die wie selbstverständlich in Erkenntnisse über den Raum umgewandelt werden können. Indem die Perspektive ihrer Täuschungsabsicht entkleidet und bewusst auf sie verzichtet wird, bleiben formale Fakten, bildliche Konstanten – in der Reduktion auf Linien und Flächen – bestehen, die mehr Aufschluß über die Art und Weise des Sehens geben als dies möglicherweise umfangreiche Untersuchungen zu leisten imstande sind.
(Dr. Eva-Marina Froitzheim, Stuttgart)
Einführung von Dr. Sabine Heilig
Schon einmal bin ich hier im Zeughaus von Germersheim gestanden und habe eine Ausstellung eröffnet. Es ist kaum zu glauben, aber das war vor 10 Jahren. Zu sehen war damals zeitgenössische Druckgrafik, Radierungen, von Eberhard Brügel, Jaroslav Kovar (leider verstorben), Herbert Maier und Katharina Neunzig-Schwind (sie ist übrigens dieses Jahr 80 Jahre alt geworden). Sicherlich kann sich der ein oder andere von Ihnen an diese Ausstellung erinnern. Meistens sind es wie auch immer geartete Gemeinsamkeiten der Ausstellungsteilnehmer, die zu einer Ausstellung führen, das ist hier im Kunstverein Germersheim sicher nicht anders als bei uns in Nördlingen. Bei der erwähnten Radierkunst war es das gemeinsame Medium, heute ist weder dieselbe Technik, noch Gattung, sondern es ist eine Wesensverwandtschaft anderer Art, die dieses Trio zusammengebracht hat.
Bei der Vorbereitung zu meiner Rede fiel mir auf, dass in Texten zur Kunst der drei ausstellenden Künstler immer wieder der Begriff der Architektur zur Sprache kommt: “Interesse an räumlichen Verhältnissen” und an “städtischen Raumstrukturen” heißt es über Rolf Urbans Werk; Bogner “bezieht sich auf Architektur” bzw. er “nutzt die Gebärden der architektonischen Form”. Franziska Schemel gestaltet ein “Architekturbild mit Figur”, darin sind “festgehaltene Architekturmomente” zu finden. Und im Germersheimer Ausstellungstitel “Linie – Fläche – Raum”, mit dem diese Ausstellung von Karl-Heinz Bogner, Franziska Schemel und Rolf Urban vorgestellt wird, werden gestalterische Begriffe genannt, die sowohl in der Bildenden Kunst eine wichtige Funktion haben, wie auch als zentrale Architekturelemente von Bedeutung sind.
Greifen wir den letzten Begriff des Titels auf: der “Raum”, das ist zunächst eine reale, messbare, physikalische Größe. Raum ist “der alleinige Träger der Realität”, sagt Albert Einstein (Raumtheorien, 2006, S. 40), “weil alle anderen physikalischen Größen wie Zeit oder Materie für ihn Bestimmungsmomente … sind.” Und an anderer Stelle heißt es über den Raum: “Ich kann Körper durch sinnliche Merkmale wiedererkennen, ohne sie bereits räumlich zu erfassen. (…) Also: ohne Körperbegriff kein Begriff räumlicher Relationen zwischen Körpern und ohne den Begriff der räumlichen Relation kein Raumbegriff” (S. 94). Diese Auszüge aus Einsteins Raumtheorie beschreibt ganz gut, was auch auf das Werk der drei ausstellenden Künstler zutrifft. Es geht, allgemein gesagt, in ihren Werken um die räumliche Relation von Körpern und dem damit verbundenen Raumbegriff.
Karl-Heinz Bogner hat Architektur und Design an der Akademie in Stuttgart studiert, mit dem Diplom in Architektur abgeschlossen, aber schon immer freiberuflich als Künstler gearbeitet. Man spürt diese Herkunft natürlich auch in den Objekten, nicht nur in der Zeichnung. Die exakt austarierten Kompositionen, die Präzision seiner Arbeitsweise und die feine Ästhetik der Formensprache verraten einen geübten Blick und die handwerkliche Erfahrung. Man könne seine Objekte so aber nicht bauen, sie seien keine Modelle im verkleinerten Maßstab, wie es in der Architektur üblich ist, betont Bogner. Er gibt ihnen keine Titel, behilft sich selber aber mit Arbeitsbegriffen wie “Hochsitze”, “Landschaften”, “Plattformen” (gemeint sind die niedrigen, in die Fläche komponierten Werke) oder “Pylonen”. Und er arbeitet gerne in Serien, was eine konzentrierte Auseinandersetzung mit einer bestimmten gestalterischen Idee und ihren Möglichkeiten zeigt. Die architektonischen Objekte entstehen aus Holz, Karton, MDF-Platten und schwarzer Acrylfarbe und erhalten im Prozess des Machens ihre Gestalt. Diesem prozesshaften Arbeiten gehen Skizzen und Fotografien städtebaulicher Situationen voraus.
Bogner interessieren vor allem architektonische Ereignisse, die sich noch im Werden oder bereits im Vergehen befinden, also: Baustellen mit Gerüsten, Stützkonstruktionen, versperrte Fenster- und Türöffnungen, offene Dachstühle usw. Er selektiert darüber hinaus das vorgefundene Motiv, in dem er es im Detail aufnimmt, und es so seine Eindeutigkeit verliert. Im Atelier entstehen aus diesen Anregungen ambivalente Konstruktionen, die der Künstler selbst als “Schutz- und Rückzugsräume” beschreibt. Bogner meint dies im übertragenen Sinne, denn wirklichen Schutz kann man in den offenen, provisorisch wirkenden Raumverschachtelungen nicht finden (Serie 2002/03 o.T.). Andere wirken in Teilen hermetischer, erfüllen diese Forderung aber nur scheinbar (dreiteilige Serie, 2006, o.T.). Losgelöst von jeglicher Funktion beziehen sie sich ganz auf sich selbst. In Gruppen aufgestellt wirken sie für mich wie Ideenskizzen, Gedankenfetzen, futuristische Konstruktionen mit fiktionalem Charakter wie z.B. im Bau befindliche Raumstationen. Die schwarze Farbe trägt zu diesem Eindruck bei. “Schwarz gibt dem Werk Schwere, macht es geheimnisvoll”, sagt Karl-Heinz Bogner. An der Farbe Schwarz mag es auch liegen, dass manchem Betrachter Bogners Werk martialisch, bedrohlich und unheimlich vorkommt – dies vor allem auch in der Konzentration der Werkgruppen in regelrechten Installationen im Raum. Von Bedeutung sind dem Künstler die Sockelkonstruktionen, die exakt den Werken angepasst werden. Es gibt kompakte weiße Holzsockel und filigrane Stahlstelen und -tische, auf denen die Objekte wie kleine Versuchsanordnungen regelrecht vorgeführt werden. Vor weißen Wänden und hellen Hintergründen zeichnen sich die dreidimensionalen Körper scherenschnitthaft ab und wirken im Kontrast zwischen Flächenform, Linie und Raumkörper wie “gebaute Zeichnungen” (Bogner). Lattengerüsten oder Strebepfeilern gleich, die teilweise wie Antennen in den Raum stoßen, halten dünne Stäbe flache, bretterartige Teile, die sich zu leichten Wänden zusammenfügen. Vieles ist in der Schwebe, wirkt unfertig – wird hier noch weitergebaut? – mag man fragen. Die Zeichnung und seine Malerei (hier in Germersheim nicht ausgestellt) habe sich im Laufe der Zeit den Objekten formal angenähert, vermerkt Karl-Heinz Bogner.
Im Vergleich zu früheren Zeichnungen, in denen der Künstler sehr viel gestischer war (drei frühe Arbeiten von 1997 sind hier zu sehen), weisen die in Mischtechnik auf Papier ausgeführten Arbeiten dieselbe präzise Tektonik in Gestalt und Form auf. Über eine lasierend aufgetragene Acrylfarbe setzt Bogner mit Kohle und Graphitstift prägnante Flächenkörper und Lineaturen im Schwarz-Grau-Spektrum. Die darunter liegenden Flächen bleiben luzid, öffnen den Bildraum und versetzen die ausschnitthaft gesehenen Konstruktionen davor in einen Schwebezustand. Raum meint auch in der Zeichnung von Karl-Heinz Bogner einen Vorstellungsraum, der die freie Interpretation des Betrachters zulässt. Herbert Dellwig hat im Speyerer Katalog festgestellt, dass Karl-Heinz Bogners Werke weder Handlungsräume und noch Tatorte sind, sondern sie treffend als “Chiffren der Existenz” definiert, eine Existenz, die uns auch darüber nachdenken lässt, wie zerbrechlich und endlich dieses Leben ist.
“Way out” (“Ausweg”) nennt Franziska Schemel, die an der Akademie in Stuttgart bei Dieter Groß und Erich Mansen studierte, einen ihrer Werkkataloge (2002). Gemeint sind natürlich ihre Bilder, die darin abgebildet sind, diese ungewöhnlichen Werke, die so ganz ohne Vorbilder auszukommen scheinen. Titel besitzen sie nicht, aber die Bezeichnung “ohne Titel” aktiviert ja, wie wir wissen, die Vorstellungskraft des Betrachters. Man kann sie vielleicht am ehesten als “architektonische Bildobjekte” (M. Heck 2002) bezeichnen, ohne jedoch damit ihren malerischen Anteil zu beschreiben. Sie sind vielschichtig in Inhalt und Form. Beginnen wir mit der äußeren Form: Die Malgründe bestehen aus Holz und/oder Leinwand und werden mit Acrylfarbe bemalt, in die Schemel plastische Füllstoffe wie Schiefer- oder Marmormehl, Torferde und Farbpigmente mischt. Die Künstlerin formt durch diese ungewöhnlichen Malmittel unterschiedlich beschaffene, körnige und grobe, weiche und glatte, matte oder glänzende Oberflächen von großer Körperhaftigkeit, die sich bis zur Dreidimensionalität entfalten können. Der Farbauftrag erfolgt in Schichten, und in diesem konstanten, langsamen Prozess entsteht eine Art plastische Haut von organischer Wirkung, die an Stoffe wie Schiefer, Lehm, Rost, Sand, Torf oder Holz erinnert. Hinzu tritt eine klare, ruhige Komposition, in der überwiegend horizontale und vertikale Strukturen den Bildraum gliedern.
In einigen Bildern findet man einen Halbkreis, ein Kreissegment oder die Ellipse (im vorderen Raum!) als dynamisierendes Element im Bild. In diese plastischen, malerischen Oberflächen sind kleinformatige Fotografien hineingesetzt, die auf Aludibond und unter Plexiglas aufgezogen sind. Die Positionierung erfolgt immer in zentralperspektivischer Ausrichtung auf der vertikalen Mittelachse des jeweiligen Bildes. Das Spiel mit der Räumlichkeit beginnt damit, dass Schemel die Fotografie vertieft ins Bild hineinmontiert hat und so real einen Raum im Raum schafft. Die brillanten Fotografien sind von ihr selbst aufgenommen worden. Sie zeigen architektonische Begebenheiten, öffentliche Orte, die einen Durchblick, einen Eingang oder Ausgang z.B. zeigen, Treppenaufgänge oder Gebäudeschluchten. Mal sind es menschenleere Räume, dann sind sie wieder mit Passantengruppen gefüllt. Umbaute städtische Räume und Wege haben für Franziska Schemel eine besondere Atmosphäre, vor allem dann, wenn es sich um Gegenlichtsituationen handelt. Im Atelier greift sie auf diese Ansichten zurück, zu denen sie sich vor Ort auch Notizen zur Stimmung gemacht hat. Beim nachträglichen Betrachten der Fotografien laufen die erlebten Sinneseindrücke wie ein Film wieder ab und formulieren so die Stimmung des Bildes mit. Erstaunlicherweise sind es nicht die Farben der Städte, die wir in der Malerei finden, sondern im Gegenteil organische Töne (braun, grau, ocker, orange-rot …), die an das Draußen, an die Natur erinnern – natürlich auch wegen ihrer Farbbeimengungen.
Franziska Schemel bleibt in der Farbigkeit verhalten. In wenigen Werken tritt eine farbige Fläche z.B. aus leuchtend roter oder blauer Farbe kontrastreich hinzu. Die starke Kontrastwirkung ihrer Bilder ergibt sich vor allem aus der Verbindung der kleinformatigen realen Szene mit der körperhaften Malerei, deren Komposition, wie gesagt, auf die Binnenarchitektur des jeweiligen Fotos reagiert. So greift Franziska Schemel beispielsweise Treppenstufen auf, wiederholt Fensterausblicke, reagiert auf Säulengänge oder verlängert Raumfluchten, immer, um den Blick des Betrachters wie in einem Sog in die fotografierte Welt hinein zu führen. Die Künstlerin bemalt häufig die rückseitigen Bildkanten ihrer Werke mit Leuchtfarbe. Es gibt auch vormontierte Bildteile, deren Rückseiten ebenfalls mit dieser orangefarbenen oder grünen Farbe bestrichen sind. Die Bilder oder die Teile wirken wie rückseitig beleuchtet, sie strahlen eine ungewöhnliche Lichtstimmung aus, ein Effekt, der sie wie von einer geheimnisvollen Aura umgeben wirken lässt. Die Bilder der Karlsruher Malerin strahlen eine feierliche Strenge und Erhabenheit aus. Harald Siebenmorgen hat sie mit Prozessionswegen und Tempelgängen verglichen und treffend von der Metapher einer “Reise ins Innere der Erde” gesprochen (Katalog 2008). Das Licht in ihrem Werk ist ein handelndes Licht, das Bildelemente betont, hervorhebt, unterstützt. Es ist Teil der Eigenwilligkeit ihrer sublimen Bildfindungen; und – es bleibt in ihnen immer ein Stück Unerklärbares, etwas, was nachdenklich macht, was die Neugierde des Betrachters weckt. Die Künstlerin selbst weiß genau um ihren Standpunkt: “Das in der Mitte ist die Kamera”, sagt sie, ” – das bin ich”. Sie hat uns damit etwas Entscheidendes voraus: Sie weiß, wohin sie der Weg geführt hat.
Über Rolf Urbans Werke wird gesagt, sie seien “materialisierte Zeit” und “Angebote zur Entdeckung der Langsamkeit” (E.Claus, Kat. 2002). Diese Einschätzung impliziert, dass Urbans Arbeiten auf Holz und seine Zeichnungen jenen Akt des Innehaltens des Betrachters herausfordern, der ein genaues Sehen und Erforschen der Bildräume erst ermöglicht. “Meine Bilder sollen nicht nur einen Blick haben, sondern viele Blicke enthalten; sie sollen sich im Blick des Betrachters über die Zeit entwickeln”, sagt der Künstler selbst dazu (Kat. 2002, S.7). Die Architektur, der vom Menschen gebaute und umbaute Raum, ist das Grundgerüst seiner künstlerischen Arbeit (“das Unterfutter”). Diese Lebenswelt, die er mit dem Fotoapparat erkundet (hier wieder die Parallelen zur Arbeit der beiden anderen Künstler) inspiriert ihn auch durch ihre atmosphärischen Momente. Konzentrat der Seherfahrungen ist die Umsetzung der Bildflächen in kompositorisch ausgeklügelte Raumgefüge. Urbans langjährige Erfahrung im Hochdruck, den er nach dem Studium bei Markus Lüpertz an der Karlsruher Akademie als folgerichtige Reaktion auf die Malwut der 1980er Jahre für sich entdeckte, war für das, was heute geschieht, eine wichtige Grundlage.
Die Arbeiten auf Holz, auf 6 bis 8 Millimeter starke Sperrholzplatten, erhalten ihre charakteristische Zeichnung durch ein Einschneiden mit dem Hohleisen wie es beim Holzschneiden passiert. Um präzise Formen wie Kreise, Ellipsen oder rechte Winkel zu erhalten, müssen diese mit dem Cutter zunächst umrissen werden. Das Holz gibt sich spröde und sperrig, bietet der Hand genügend Widerstand, um die Arbeit als einen handwerklichen Akt von großer Präzision zu empfinden. Urban streicht mit dem Pinsel die bearbeitete Holzfläche mit schwarzer Acrylfarbe an, so dass auch die geschnittenen Vertiefungen eingefärbt werden. In einem zweiten Schritt wird helle Ölfarbe durchscheinend aufgewalzt. Die Wirkung dieser Farbe ist schwer zu kalkulieren, aber auch für Überraschungen gut. Zur genauen Bestimmung der Komposition verwendet Urban auch vorgeschnittene Papierformen, die er auf der Fläche probeweise hin- und herrücken kann – so entwickelt sich das abstrakte Bildgeschehen dann wie selbstverständlich. Striche, Balken, Winkel, Hakenformen wandern über die Fläche; elliptische Strukturen dynamisieren den Raum. “Weniges, was die Leere anregen kann; Elemente, die Verbindungen eingehen und Strecken abstecken können… Es geht mir um ein ruhiges ‘Dazwischen’, um offene Felder der Betrachtung”, konstatierte der Künstler darüber (Text zur Stuttgarter Ausstellung 2009).
Die Ruhe, die Rolf Urbans Bilder ausstrahlen, wird von einer zurückhaltenden Farbigkeit getragen, helle, grau-beige, weißliche Farben, manchmal etwas Gelb oder Blau finden sich, diese in Flächen gesetzt, die die Balance halten. Die Betrachtungsweise der extremen Querformate, die Urban herstellt (hier: Nr. 18, dreiteilig, sonst bis zu 220 Meter Länge), ist mit einem langsamen Abschreiten eines Weges zu vergleichen. Das Auge des Betrachters folgt unwillkürlich der gewohnten Leserichtung von links nach rechts und greift im Rhythmus der Setzungen die grafischen Zeichen auf. Zeichnungen entstehen mit Kohle und Bleistift auf Papier und MDF Platten. Deutlich sichtbar sind in ihnen die Verwendung von Schablonen, die es übrigens auch in den großen Arbeiten gibt. Die Kohle wird durch die geöffnete Schablone gerieben, wieder ausgewischt, Formen überlagert, feine Linien mit dem Bleistift kommen ganz intuitiv dazu. Durch das Einreiben verteilt sich das Kohlepulver auch unter den Schablonenrand – so entstehen die Unschärfen an den Konturen, die die Formen in einen Schwebezustand versetzen.
In einigen Arbeiten empfinde ich starke Analogien zur Musik in Rolf Urbans Werk, nicht nur in Zeichnungen, die den Titel “Tonaufzeichnungen” tragen und grafische Linien wie Amplitudenmodulationen von Schallwellen assoziieren (Kat. 2008). Obwohl der Künstler einen direkten Einfluss einer bestimmten Musik nicht sieht, empfindet er das rhythmische Anordnen von Kompositionselementen auf der Bildfläche ganz ähnlich einem Schreiben eines musikalischen Arrangements. Wir vergleichen das Abtasten des Bildes mit den Augen mit dem Lesen einer Partitur oder eines Musikstückes. Gemeinsam ist beiden: es benötigt Zeit. Diese “Verzeitlichung des Bildes” analog einer “Verräumlichung der Musik” eröffnet dem Betrachter eine weitere Dimension in der Wahrnehmung.
Noch zum Schluss: “Die Möglichkeit zur sinnlichen Grenzüberschreitung hat wie ein Wunder überlebt”, schrieb der Leiter des Museums für Neue Kunst in Freiburg, Jochen Ludwig, in einem Katalog (über die Auseinandersetzungen zeitgenössischer bildender Künstler mit der Musik: Ausst.Kat. Tonspur, 1998). Das ist geblieben: es geht um ein Hineinhorchen, -lauschen, um die individuelle Erkundung von Bezugssystemen, um die Verführung, um Wahrnehmungsverschiebungen. In den allermeisten Fällen geschieht dies auf dem Weg von außen nach innen, genauso wie es unsere drei künstlerischen Positionen hier im Kunstverein Germersheim auch vorstellen. Wie auch immer geartete Grenzgänge und Grenzüberschreitungen, sei es von der Architektur zur Bildenden Kunst, von der Fotografie zur Malerei oder der Druckkunst zum objekthaften Bild oder sogar zwischen Bildender Kunst und Musik: Dies alles macht das “Abenteuer Kunst” spannend und erkenntnisreich. In diesem Sinne darf ich Ihnen nun einen anregenden Gang durch die Ausstellung wünschen und natürlich viele gute Gespräche über die Kunst. Den Künstlern weiterhin viel Erfolg, dem Kunstverein Germersheim Danke für die wunderschöne Ausstellung und Ihnen allen danke für Ihre lange Aufmerksamkeit.
© Dr. Sabine Heilig, Nördlingen, im September 2009 -
Positionen zu Schwarz-Weiß
06.06.09 bis 05.07.09
Mit Danuta Karsten, Dirk Hupe, Jupp Linssen, Alexander Voss und Peter Stohrer
Die Künstler arbeiten bevorzugt in Nordrhein-Westfalen, haben in Düsseldorf, im Ruhrgebiet und/oder im Ausland Kunst studiert und sind national und international tätig. Bevorzugte Auseinandersetzung erfolgt mit unbunten Farben und mit unterschiedlichen Methoden und Medien. Die Künstler arbeiten entweder mit Weiß oder Schwarz.
Danuta Karsten
Auch bei der Künstlerin dreht sich alles um Räume. Fragiles, Zartes und Weiches werden durch Linie, Fläche, Raum, Licht und Bewegung hervorgerufen.
– Die Linie: mit Bleistift und Tusche auf Papier
– Die Fläche: Gestaltung von Räumen aus Flächen
– Der Raum: Raumkonzeption besteht aus Linie und Fläche, gefalteten Papieren zu
einem ganzheitlichen Ensemble
– Die Bewegung: Auflösung der Raumgrenzen, Luft
– Das Licht: Durchsichtigkeit von Materialien
– Diffus und Gerichtetheit, Offenheit und Geschlossenheit, Durchlässigkeit und Grenze,
– Leere: Architektur aus Luft und Leere
Peter Stohrer
Im Objektbereich, genauer gesagt, handelt es sich um Wandobjekte, siedeln sich seine Arbeiten an. Die Grundlage ist immer ein Kasten, auf dessen Oberfläche die Materialien aufgetragen werden. Zwei Kästen werden aufeinander montiert, wobei die Oberfläche eine große Rolle spielt. Durch die Verwendung von Ölfarbe und verschiedenen Bindemitteln entsteht eine unruhige Oberfläche mit individuellen Spuren und Strukturen. Der Entstehungsprozess und Bewegungsspuren der Künstlerhandschrift werden sichtbar. “Schachbrettmuster” und Raster bilden den Raum auf der Fläche und erscheinen in den Farben Schwarz, Weiß sowie unterschiedliche Farbnuancen. Die Arbeiten bewegen sich im Grenzbereich zwischen Bild, Relief und Skulptur.
Jupp Linssen
Der Künstler gestaltet Materialbilder, Collagen, Assemblagen oder Objektbilder in einem. Er arbeitet mit “kunstfremden” Wirklichkeitsfragmenten, den sog. “armen” Materialien (Bezüge: Dadaismus, Kubismus, arte povera), als auch mit Tafelbildern. Er hebt mit
bestimmten Materialien die ästhetische Grenze zwischen Vorgefundenem und künstlerisch Hergestelltem auf. In den Bildern, die im Kunstverein präsentiert werden, zeigt sich die schichtweise aufgespachtelte Farbmaterie mit ihrem weiß-grau-gebrochenen, indifferenten Grundklang und hinterlässt einen spröden, zerklüfteten Bildgrund oder der Bewegungsfluss während des Arbeitens wird sichtbar.
Alexander Voss
Die bearbeiteten Spanplatten des Künstlers sind ganz ungewöhnlich in ihrer Anmutung. Sie zeigen Risse. Die großformatigen Wand- und Bodeobjekte sind weiß beschichtet. Die Risse auf der Rückseite sind ausgefräste Linien, Bruchlinien. Filigran und ausfransend erscheinen sie als Zeichen. Auch Alexander Voss geht auf die Situation der Räume des Kunstvereins bewusst ein.
Dirk Hupe
Er formuliert und umformuliert Räume bildnerisch als auch mit Sprachzeichen und Raumzeichen. Dirk Hupe verwendet für seine Arbeiten Begriffe wie Dekonstruktion, Rekonstruktion und Konstruktion. Ganz allgemein beschäftigt sich der Künstler mit dem Thema Kommunikation. In Installationen, Bildobjekten und Multimedia-Arbeiten erscheinen Textfragmente und Begriffe. Der Betrachter muss sie retextualisieren/dekodieren. Gedanken und Begriffe werde durch Zeichen verstanden.
Vorschau
Die Künstler des 2. Teils der Ausstellung “schwarz weiss – part zwei” im November 2010 präsentieren vorab jeweils ein Bild:
Florian Beckers, Nina Brauhauser, Julia Bünnagel, Armin Göhringer, Jens Uwe Meyer und Maiki Umehara -
Zeichnungen, Malerei
14.02.09 bis 08.03.09
Martin Wilhelm zeigt Zeichnungen aus seiner Serie “Alle Tage”. Die erste Serie mit dem Titel “Alle Tage 2004” umfasst 366 Zeichnungen auf DIN A4-Blättern. Für die Zusammenarbeit mit Klaus Harth und der Präsentation in einer gemeinsamen Ausstellung wurde der Faden wieder aufgegriffen und 2007 mit einer neuen Serie begonnen. Dabei entsteht jeden Tag eine Zeichnung am Computer, die mit einfachstem Strichmaterial ein bestimmtes Tagesereignis aufgreift und in einer einzigen Formulierung verdichtet.
Eine vergleichbar stringente Arbeitsweise zeitigt auch die seit 1997 inzwischen auf 1109 Arbeiten angewachsene Serie “einen Vogel zu haben ist besser als nichts zu haben: das ideale Rotkehlchen” von Klaus Harth. Harth variiert das immergleiche Motiv und versucht dabei, durch sich verändernde formale und inhaltliche Herangehensweise, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das Entwickeln von Bildern und Erzählsträngen über einen längeren Zeitraum ist mithin also ein Leitthema beider Ansätze.
Die inhaltlich unterschiedlichen und sich von Tag zu Tag ändernden Blätter Martin Wilhelms finden dabei ihren Zusammenhalt rein formal im gleichen Zeichenstil, inhaltlich in der Grundhaltung des Herangehens an jeden einzelnen Tag. Die Vogelbilder arbeiten mit unterschiedlichen Stilen und Ausdrucksmöglichkeiten und versuchen, einem einzigen Motiv möglichst viel an Ausdrucksmöglichkeiten abzuverlangen.
Sisyphos rollt seinen täglichen Stein in dieser Ausstellung einen heiter daherkommenden Parcours entlang. Den ein oder anderen Stolperstein nicht ausgeschlossen.
2008
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Arbeiten von 12 KunsthandwerkerInnen
07.11.08 bis 16.11.08
8. Kultur- und Museumsnacht am 07.11.08 von 20.00 bis 24.00 Uhr.
Der Kunstverein bietet an diesem Abend Kaffee und Kuchen an.
Mit Susanne Ahelger (Schmuck), Ragan Arnold (Glas), Silke von Bistram (Schmuck), Esther Bott (Schmuck), Maria Friedrich (Keramik), Batho Gündra (Schmuck), Ruud Hehanussa (Keramik), Susanne Högner (Schmuck), Anne Roth (Schmuck), Frank Schillo (Keramik), Martina Sigmund-Servetti (Porzellan) und Helga Weilacher-Stieler (Tücher). -
Objekte, Skulptur, Radierung
30.08.08 bis 28.09.08
Barbara Adamek
“Barbara Adamek hat sich bereits vor 20 Jahren von der traditionellen Malerei verabschiedet. Gleichwohl ist sie ganz und gar Malerin geblieben, hat jedoch Strategien entwickelt, der Malerei die dritte und, – im angedeuteten Sinn – vierte Dimension zu erschließen. Diese operieren nicht mit innerbildlichen Illusionen und auch nicht mit einer plastisch-haptischen Ausweitung des Malmaterials, sondern gehen von Materialwahl und Gestaltung des Bildträgers aus. Barbara Adamek erweitert das zweidimensionale Tafelbild zum raumgreifenden Objekt. An die Stelle der Leinwand tritt zunächst Holz, später Edelstahl und Plexiglas. Beide Materialien fungieren nun nicht mehr als mehr oder weniger neutrale Bild-“Träger”, sondern werden aufgrund ihrer transparenten und reflektierenden Materialität selbst zum Bestandteil des Bildes… Dabei entwickelt die Farbe ein Eigenleben, das aus streng konstruktiver Anlage informelle Übergänge und Durchdringungen entstehen lässt, sodass Rationales ins Inkommensurable mutiert und im Akt der Wahrnehmung neue Bildwelten entstehen. Wahrnehmung wird thematisiert, hinterfragt, Gewohntes in Frage gestellt, imaginäre Räume tun sich auf, insbesondere dann, wenn – im Falzbereich des wie bei einem aufgeschlagenen Buch gewinkelten Metalls – nicht Farbe, sondern leuchtende Leere aufscheint.”
(Auszug aus Hans Gercke, Zwischenräume aus Licht und Farbe, in: Barbara Adamek Übertragung, Bildobjekte von 1997 – 2006; Hrsg. Heidelberger Kunstverein und Stadtmuseum Siegburg, Kleve 2006)
Martin Schöneich
Von Anfang an hat Martin Schöneich fertige oder gar dogmatische Aussagen in seinem Werk verweigert. Es dominiert das Bewusst-Unabgeschlossene, das die gewohnte Orientierung Sprengende, das sich bildhauerisch keinen “Archimedischen Punkt” mehr gestattet, sondern einem pluralitätsbezogenen Denken und Gestalten den Vorrang gibt.
Kombinationen aus (überrostetem) Eisen, so wie bemalte Holzelemente, treffen häufig aufeinander. Sie scheinen in einem Stadium des Sich-Verbinden-Wollens begriffen zu sein – und finden dennoch nicht zur erwarteten Synthese. Sie bleiben in einem raffinierten dialektischen Schwebezustand, spielen dem Betrachter entweder ein perfektes “als-ob” oder ein nicht weniger ausgeklügeltes “sowohl-als-auch” vor.
Anders gewendet: dieser Künstler hat schon seit langem das Credo einer auf Einheit zielenden Moderne hinter sich gelassen, tendiert stetig und ständig zu einer prozessualen Destabilisierung, die rein gar nichts mit möglichen destruktiven Ansätzen gemein hat. Das heißt, Martin Schöneich bringt das Unveränderlich-Scheinende zum “Flottieren”, betont in seiner Negierung klassischer Ordnungsvorstellungen eher das Unbestimmte, Dezentrierte oder Regelwidrige in der Darstellung seiner komplexen Kompositionen, die bisweilen an bizarre, widerständige Architekturen erinnern können.
Dadurch, dass unterschiedliche autonome Formen miteinander in Kontakt treten, wird allerdings kein neuer, eindeutiger Sinn postuliert, vielmehr eine “Zerstreuung” oder “Verschiebung” des Sinns, der gewissermaßen in verschiedenen Bahnen verläuft – nie eindimensional in Erscheinung tritt.
(Auszug aus einer Ausstellungsrede von Dr. Matthias Brück )
Ulrich J. Wolff
1955
– geb. in Schwaigern
– Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Meisterschüler
– Lehrer für Radierung und Siebdruck an der Kunstakademie Karlsruhe
– Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
– Heinrich von Zügel Kunstpreis 2000 der Stadt Wörth am Rhein
– Kunst Forum Forst Kunstpreis 2004
– Karlheinz Knoedler-Preis 2006
Einführung von Prof. Hans Gercke
Lassen Sie mich mit ein paar allgemeinen Bemerkungen beginnen: Es gibt verschiedene Ausstellungstypen, von denen jeder seinen eigenen Charakter und seine eigene Dynamik hat. Da ist z.B. die Einzelausstellung. Sie konzentriert sich, wie schon der Name verrät, auf das Schaffen einer einzigen Künstlerpersönlichkeit. Man wird Ähnlichkeiten und Verschiedenheit innerhalb eines Oeuvres feststellen können, eine verbindende Handschrift, vielleicht aber auch eine große Spannweite unterschiedlicher Ansätze, so dass es im Extremfall schwer fallen könnte, alle Arbeiten als Schöpfungen ein und desselben Künstlers zu erkennen. Oder es wird eine chronologische Entwicklung sichtbar, vor allem dann, wenn es sich um eine Retrospektive handelt, die verschiedene Epochen im Schaffen eines Künstlers einander gegenüberstellt.
In einer Gruppenausstellung wird naturgemäß das Spektrum breiter und bunter ausfallen, dennoch wird man auch hier im Vergleich Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten ausmachen, auf Grund derer das Gesehene womöglich zu je nach Blickwinkel und Fragestellung unterschiedlichen Untergruppen aufgegliedert und zusammengefasst werden kann.
Um uns zu orientieren dient uns, nicht nur in der Kunst, sondern ganz allgemein, überall und unabdingbar, das Vergleichen. Dabei vergleichen wir nicht nur, was wir sehen und erleben, sondern dieses immer auch mit dem, was wir schon kennen, was wir erlebt und gesehen haben, woran wir uns erinnern. Erst diese Programmierung unserer Festplatte ermöglicht es, uns in der Welt zurecht zu finden. Beim Betrachten von Kunst vergleichen wir diese unwillkürlich mit der Natur – wenn wir z.B. eine waagerechte Linie sehen, denken wir an einen Horizont, sehen wir eine blaue Fläche, so erinnert uns diese an Himmel, Sommer, Süden, Urlaub und Meer. Wir vergleichen aber auch Kunstwerke miteinander, und es kann sein, dass uns etwas vertraut erscheint, was uns in der Regel sympathisch ist, allenfalls wenn es uns allzu bekannt vorkommt, werden wir möglicherweise gelangweilt abwinken: Déjà vu – nichts Neues, welch eine Zumutung, wofür hält man uns eigentlich …
Wenn uns hingegen etwas fremd vorkommt, weil wir noch nie Derartiges gesehen haben, kann unsere Reaktion, je nach Mentalität, Erwartung und Vorbildung, sehr verschieden ausfallen. Es kann sein, dass wir das uns Zugemutete irritiert oder empört ablehnen, weil es unseren Sehgewohnheiten nicht entspricht oder weil wir es nicht einordnen können, uns diese Unfähigkeit jedoch nicht eingestehen möchten. Oder aber, im Gegenteil, wir freuen uns über diesen vielleicht unerwarteten Zugewinn an Erfahrung.
Was nicht heißt, dass wir unkritisch sein sollten. Denn natürlich dient uns die Methode des Vergleichens immer auch als Instrument der Bewertung: Diese Arbeit ist oder erscheint uns besser als jene, irgendwie vielleicht intensiver, stimmiger, konsequenter oder auch innovativer – es wird nicht immer leicht sein, unser Urteil zu begründen, subjektive Aspekte spielen bei der Bewertung ebenso eine Rolle wie nachvollziehbar objektive. Allerdings sollte man vorsichtig sein, sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und sich vor Vorurteilen hüten. Man sollte schon viel gesehen haben, bevor man es riskiert, zu urteilen.
Vergleichen ist gleichwohl eine der wichtigsten Methoden im Umgang mit Kunst. Kunsthistoriker vergleichen, um Arbeiten zuzuordnen und Autoren zu ermitteln, Kunstkritiker und Kunstsammler, um Qualität zu bemessen. Doch es gibt noch einen zweiten methodischer Ansatz. Er ist für jeden, der sich mit Kunst beschäftigt, unabdingbar, und zwar vor dem Vergleichen, für das er erst eigentlich die Grundlage bildet.
Es klingt banal, ist aber alles andere als selbstverständlich: Man sollte zuerst einmal hinsehen. Bekanntlich sieht man nur, was man weiß, denn Sehen ist nicht einfach angeboren, sondern will, wie Sprechen, Lesen und Schreiben, gelernt und geübt sein. In der kunsthistorischen Ausbildung und Praxis wird solches Üben realisiert im Vorgang des Beschreibens, und ich kann nur jedem empfehlen, dies zumindest hin und wieder einmal zu probieren. Man wird erstaunt sein, auf wie viele bis dahin unbemerkte, ungesehene und unbeachtete Details man aufmerksam wird, wenn man sich erst einmal die Mühe macht, etwas sorgfältig zu beschreiben.
Was nun aber unsere eingangs erwähnten Ausstellungstypen betrifft, so möchte ich jetzt nicht auf den Sonderfall der Zweierausstellung eingehen, die zwischen Einzel- und Gruppenausstellung als ein spezifisch dialogisch bestimmtes Konstrukt mit ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten und Anmutungen angesiedelt ist, sondern Ihr Augenmerk auf die Eigenarten einer Dreierpräsentation lenken, wie wir sie hier vor uns haben. Tres faciunt collegium, sagt der Lateiner, drei bilden eine Gruppe, das heißt also, wir haben es hier mit der kleinstmöglichen und damit wiederum einer sehr speziellen Ausprägung des Typus Gruppenausstellung zu tun.
Das Vergleichen, das Registrieren von Gegensätzen und Gemeinsamkeiten, kann hier, da wir es mit lediglich drei Positionen zu tun haben, auf besonders intensive und effiziente Weise geübt werden. Anders als in größeren Gruppenausstellungen gibt es hier keine Untergruppen, allenfalls können jeweils zwei Positionen gegenüber einer dritten als mit einander enger verwandt oder aber stärker verschieden erlebt werden, wobei sich im Versuch der Zuordnung je nach Aspekt und Fragestellung immer neue und sehr verschiedene Konstellationen ergeben.
Denn eine gute Ausstellung wird immer wie ein Gespräch sein, das ja auch nur dann sinnvoll und ergiebig ist, wenn es Gemeinsamkeiten ebenso wie Unterschiede umfasst. Eine gute Ausstellung wird Möglichkeiten des Gesprächs schaffen – des Gesprächs der Exponate miteinander, der Exponate mit dem Betrachter und nicht zuletzt auch der Exponate mit dem Raum. Dieser spielt hier, im historischen Ambiente des Germersheimer Zeughauses, natürlich eine ganz besondere Rolle. Er ist kein neutraler “White Cube”, sondern er spricht kraftvoll mit, fordert zum Dialog geradezu heraus. Musikalisch gesprochen ist er so etwas wie der Generalbass, auf den sich die drei unterschiedlichen Melodiestimmen der hier gezeigten Werkkomplexe beziehen.
Die drei Melodien, um im Bild zu bleiben, sind von einander grundverschieden, und doch nehmen sie thematisch und formal auf einander Bezug im Rahmen einer großen, umfassenden Komposition. Ich will nicht so weit gehen, die Ausstellung als Gesamtkunstwerk zu bezeichnen, obwohl die Arbeit des Kurators – hier der Kuratorin – immer auch eine künstlerische ist. Dieser Tage las ich in der Süddeutschen Zeitung in einem Text über den Nachlass des verstorbenen Harald Szeemann zum Amt des Kurators, des Ausstellungsmachers, was ich Ihnen hier nicht vorenthalten möchte:
“Im alten Rom waren die curatores Bürokraten, die sich um Aquädukte oder sanitäre Anlagen zu kümmern hatten. Im Mittelalter waren curatores fürs Seelenheil in den Klöstern zuständig. Der heutige Kurator ist sowohl Bürokrat als auch Priester: Er muss Museen, Biennalen oder Festivals, ich füge hinzu, auch Stadtverwaltungen und vielen anderen Institutionen seine Ideen vermitteln, Geld besorgen und gleichzeitig die Künstler umhegen und ihre Werke strahlen lassen”1 – an dieser Stelle, so denke ich, ist ein Zwischenapplaus für die Kuratorin dieser Ausstellung, Frau Mattheck, angebracht – vielen Dank.
Denn: Die Werke der Künstler strahlen lassen – ich denke, das ist hier gelungen. Natürlich hat die Kuratorin nicht gewürfelt, als sie sich für diese und nicht irgend eine andere Zusammenstellung entschied. Sie hat ihre Einladung aufgrund von Kenntnissen über Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der beteiligten Künstler getroffen, die eine interessante, spannende, dialogische Ausstellung erwarten ließen. Die Künstler haben sich auf diesen Dialog eingelassen, und alle, so meine ich, waren gut beraten, nicht aus der Dreierausstellung eine Folge von separierten Einzelpräsentationen zu machen, was ja durchaus möglich gewesen wäre, sondern die einzelnen Positionen in mehrfacher Hinsicht miteinander zu vernetzen, zu einander in Beziehung zu setzen.
Die vorgegebenen Räumlichkeiten sind unter anderem dadurch charakterisiert, dass sich eine Art Straße ergibt, ein Parcours, der in der gottlob nicht durch Stellwände verstellten Mittelachse einen großzügigen Weitblick ermöglicht, der dann aber rechts und links in Einzelkabinetten zum Verweilen und zur Vertiefung der gewonnenen Einsichten einlädt. Machen Sie selbst Ihre Entdeckungen, in welcher Weise die ausgestellten Arbeiten miteinander kommunizieren. Lediglich ein paar einführende Hinweise möchte ich Ihnen geben, ohne Ihnen die persönliche Erforschung des Terrains abzunehmen.
Im Eingangsbereich werden Ihnen die drei Künstlerpersönlichkeiten vorgestellt – bewusst mit kleineren Werken, ein diskreter Hinweis darauf, dass hier auch Arbeiten erworben werden können, was gleichermaßen erfreulich sein kann für die Künstler, den Kunstverein und für Sie.
Natürlich sind alle drei Künstler Individuen, und man sollte nicht den Fehler begehen, ihre Arbeiten vorschnell in irgendwelche Schubladen einzuordnen. Gleichwohl stehen sie, schon der Titel deutet es an, in dieser Ausstellung, allerdings auf jeweils sehr individuelle Weise, exemplarisch für verschiedene klassische Techniken und Kunstgattungen. Konkret haben wir es mit den Gattungen Malerei, Plastik und Druckgrafik zu tun, freilich, wie gesagt, in jeweils sehr spezieller Ausprägung. Im Mittelpunkt, ganz wörtlich gemeint, nämlich in der Mittelachse aufgereiht, genauer gesagt, rechts und links von ihr angeordnet, finden Sie die plastischen Objekte von Martin Schöneich. Man kann sie der ungegenständlichen, der konkreten bzw. konstruktiven Kunst zuordnen, doch ist damit wenig ausgesagt über ihren spezifischen Charakter und die ihnen innewohnende Dynamik.
Annette Reich beschreibt im Katalog einer Ausstellung des Kunstvereins Zweibrückens Schöneichs Arbeitsweise wie folgt: “In seinen abstrakten Zeichen, die entweder auf Sockeln platziert oder als Bodenplastiken im Innen- und Außenraum realisiert sind, setzt sich Martin Schöneich mit dem Thema Raum auseinander. (…) Schöneich geht von geometrischen Formen aus, die er transformiert und in neue Zusammenhänge stellt. Dabei wird sein ausgeprägtes Interesse für Gegensätze sichtbar.”2
Und sie zitiert den Künstler selbst, der von sich sagt: “Mich faszinieren Gegensatzpaare wie z.B. die runde und die eckige Form oder, auf meine Arbeitsweise bezogen, das Konstruieren und das Dekonstruieren. In diesem Zusammenhang habe ich mich mit dem französischen Philosophen Jacques Derrida und seinem Konzept der Dekonstruktion beschäftigt und mich mit moderner Architektur auseinandergesetzt.”
Martin Schöneich ist 1955 in Grünstadt geboren, hat in München Bildhauerei studiert und ist seit 1985 als freischaffender Bildhauer und Grafiker tätig. In seinen frühen Arbeiten hat er bevorzugt Metall und Stein bzw. Metall und Holz kombiniert, seit 2001 verwendet er vorwiegend Holz oder, insbesondere für Außenarbeiten, Stahl. Die Holzarbeiten, wie wir sie hier sehen, sind in schwarz, weiß oder rot gefasst und geben ihren Materialcharakter allenfalls bei sehr genauer Betrachtung zu erkennen. Sie wirken eher wie lackierter Stahl, bestehen aber aus schichtverleimtem Hartholz, das die Eigenschaft besitzt, sich nicht zu verziehen. Schon vor seinem Studium der Bildhauerei und Grafik verstand es Schöneich, mit solchen Materialien umzugehen: In den siebziger Jahren absolvierte er eine Lehre als Modellschreiner.
Schöneichs Arbeiten haben also nichts zu tun mit jener Gruppe von Künstlern – ich nenne so verschiedene wie Baselitz, Lüppertz, Rennertz, Balkenhol oder Wachter -, die mit der Kettensäge das Holz traktieren und sich dabei mit den elementaren Eigenschaften des Baumes auseinandersetzen. Ihm geht es nicht um das Material, sondern allein um die Form, um Anspannung und Ruhe, Schwerkraft und deren Überwindung, um “das Lasten, Schweben, Kippen und Ausbalancieren der Formen” , die Gegensätze von “Statik und Dynamik, Lasten und Schweben, Symmetrie und Asymmetrie, Masse und Raum” (Reich).
Dass dies alles dennoch nicht lediglich “l’art pour l’art” ist, sondern viel mit elementaren existentiellen Erfahrungen und Haltungen zu tun hat, wird dem Betrachter bewusst oder unbewusst deutlich, wenn er sich selbst, wie eingangs angedeutet, beim assoziativen Vergleichen erlebt. Auf verblüffende Weise wurden solche Bezüge 2007 in der bereits erwähnten Ausstellung des Kunstvereins Zweibrücken deutlich, die Arbeiten Schöneichs den gegenständlichen Bronzen seines Lehrers Erich Koch gegenüberstellte. Ausgangspunkt von Schöneichs Arbeiten sind Skizzen, die er “Gedankenblätter” nennt. In die dritte Dimension übertragen wurden sie, nach ausgiebiger Prüfung und Auswahl, früher in Gipsmodellen, heute tritt an deren Stelle die Computersimulation.
Plastik, Skulptur – ich möchte hier nicht auf die Unterschiede in der Terminologie eingehen – ist Raumkunst. Sie erschließt sich grundsätzlich nicht von einem einzigen Blickpunkt her, aus einer einzigen Perspektive. Man muss sich bewegen, um ihre vielfältigen Facetten wahrnehmen zu können. “Kennzeichnend ist (…)”, so Annette Reich in dem bereits zitierten Text, “die Allansichtigkeit der Skulpturen und dass diese nicht für eine feste Position konzipiert sind, sondern auch umgedreht gezeigt werden können”. Diese potentielle Beweglichkeit deutet sich auch dadurch an, dass alle Arbeiten lediglich an zwei oder höchstens drei Punkten den Boden berühren.
Malerei hingegen, der Fläche verbunden, kann Räumlichkeit nur als bildimmanente Illusion vergegenwärtigen. Ähnliches gilt für die Druckgrafik. Und doch haben beide Gattungen, so wie sie in unserer Ausstellung die zentral präsentierte Plastik gleichsam umspielen, auf je eigene Weise mit dem Raum zu tun.
Barbara Adamek, 1950 in Kranenburg bei Kleve geboren und an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet, kommt von der Malerei her. Dass sie auf subtile Weise mit Farben, Farbfolgen und Farbzusammenstellungen umzugehen versteht, zeigt sie einmal mehr in dieser Ausstellung. Das Grundkonzept ihrer Arbeiten, da trifft sie sich mit Martin Schöneich, ist konstruktiv, geometrisch fundiert. Streifen, Winkel, aber auch Kreise und Ringe bestimmen ihr Formrepertoir. Dass sie auch anders kann, zeigen gegenständliche Zitate im vorderen Bereich der Ausstellung, und dass es ihr nicht nur um das allein schon spannende Zusammenspiel farbiger Flächen und Bahnen unterschiedlicher Proportionierung geht, wird deutlich, wenn man sich den durchaus unterschiedlich behandelten, die Strukturen des Pinselduktus nicht verleugnenden Farbauftrag näher betrachtet.
Überhaupt leben diese Arbeiten entscheidend von der Spannung zwischen Totale und Detail, zwischen Fernsicht und Nahsicht. Entscheidend aber ist, Sie haben es längst gemerkt, und der Ausstellungstitel hat ja bereits darauf aufmerksam gemacht, dass es sich hier nicht um Malerei im konventionellen Sinn handelt, sondern um Bildobjekte. Sie stehen für eine im 20. Jahrhundert entwickelte wichtige Tendenz, die Entgrenzung der Malerei, ihr Ausstiegs aus dem Rahmen und ihr Einstieg in die dritte Dimension. Zahlreiche, sehr verschiedenartige Beispiele ließen sich aufführen. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie sich aus der Malerei entwickelt und nichts mit der klassischen Tradition der Skulptur zu tun haben.
Barbara Adamek malt auf Edelstahl. Doch hat dieser Bildträger keineswegs eine lediglich passive Trägerfunktion, vielmehr wird er stellenweise selbst zum Farbstreifen, also zum Teil der Komposition, löst sich von der Wand ab, stößt winkelförmig in den Raum vor, verdeckt und macht sichtbar, reflektiert Farben, erzeugt ein irisierendes Sfumato, das sich ändert je nach dem Standpunkt des Betrachters. Denn auch hier muss sich der Betrachter bewegen, um die ganze Vielfalt dieser raumbezogenen, in gewisser Weise kinetischen Kunst zu erleben. Als Bildträger fungiert letztlich die Wand, doch auch sie wird Bestandteil des Bildes, wenn einzelne Teile einer Arbeit sich vom Hauptbild lösen und sich als Satelliten selbständig machen, gehalten dennoch durch die übergreifende Komposition, in der, wiederum wie in der Musik, Pausen nicht Löcher sind, sondern integrierende Bestandteile eines Ganzen. Was freilich diese Arbeiten wiederum mit den Plastiken Schöneichs verbindet, in denen ja auch der Durchblick, die Leere, der Zwischenraum eine wichtige Rolle spielt.
Und schließlich, last but not least, die Druckgrafik. Die Art der Präsentation macht auf Berührungspunkte zu den beiden anderen Ausstellungsbereichen aufmerksam, denen Sie selbst nachspüren mögen: Da gibt es, in Ulrich J. Wolffs großformatigen Blättern und Bildkombinationen – aus technischen Gründen sind etliche Bilder als mehrteilige Kompositionen angelegt – vieles, was dialogisch an die Arbeiten von Adamek und Schöneich anknüpft: Das Konstruktive, das Architektonische, aber auch informelle, gestisch-malerische Strukturen, Linien, Streifen, Winkel, Kreise, Rhythmen, der Kontrapost von Ballung und Auflösung, von Schwere und Leichtigkeit, von Flächigkeit, Raumillusion und realem, zwar minimalem, aber nicht desto weniger spürbarem Vordringen in den realen Raum.
Interessant und eigen, wie sich perspektivische und aperspektivische Figurationen überlagern, wie die Überlagerung in einem weiteren Schritt noch gesteigert wird durch die Verwendung von bedruckter transparenter Kunststofffolie und wie schließlich der Prägedruck aus der Radierung ein tastbares Relief entstehen lässt. Hier ergeben sich Parallelen zu Wolffs Malerei, in die er konkrete Landschaftsbezüge einarbeitet, Sand, Steine, diverse Collageelemente, – dabei aufgreifend und weiterführend, was Künstler wie Baumeister, Dubuffet, Tapies oder Dahmen der Malerei an neuen Möglichkeiten erschlossen haben – auch dies ein Ausstieg aus dem Rahmen, wenngleich auf völlig andere Art und Weise als bei Barbara Adamek.
Wolff, 1955 in Schwaigern geboren, hat an der Kunstakademie Karlsruhe Malerei und Grafik studiert. Er praktiziert, wie bereits angedeutet, beide Techniken nebeneinander, in dieser Ausstellung konzentriert er sich jedoch auf Radierungen, die in seinem Schaffen einen dominierenden Stellenwert einnehmen. Heute lehrt Wolff in Karlsruhe selbst Radierung und Siebdruck.
Im Zusammenhang unserer Überlegungen zum Ausstellungskonzept mag der Hinweis angebracht sein, dass es eine elementare Verwandtschaft der beiden klassischen Drucktechniken Holzschnitt und Radierung zur Plastik gibt. Denn die Bearbeitung der Druckplatten ist, anders als bei Lithographie und Siebdruck, ein im Grunde plastischer, besser gesagt, ein skulpturaler Vorgang, bei dem das zweidimensionale Bild erst auf dem Umweg über eine letztlich dreidimensionale Formgebung zustande kommt.
Wer sich auch nur ein wenig in druckgrafischen Techniken auskennt, weiß, wie umfangreich, komplex und wahrhaft kompliziert gerade bei der Radierung die Scala der technischen Verfahren und Möglichkeiten ist – vom unmittelbaren Einritzen der Linie in die Metallplatte bei der Kaltnadeltechnik über das Beschichten, Radieren und Ätzen bis hin zu Aquatinta, Vernis mou, Zuckeraussprengverfahren und den Möglichkeiten fotografischer Beschichtung und Belichtung der Platte, von den zahlreichen Arbeitsgängen des Druckens einmal ganz abgesehen.
Wolff beherrscht all diese Techniken virtuos. Es macht ihm Spaß, zu experimentieren, dennoch ist Virtuosität für ihn kein Selbstzweck, wie auf beunruhigende Weise insbesondere die 2008 entstandene Täter-Opfer-Serie zeigt, die das Ende des Ausstellungsparcours markiert, dort, wo noch einmal alle drei Künstlerpositionen zusammengeführt werden. Basierend auf authentischen, aus dem Internet heruntergeladenen Fotos und Texten wird hier das mit grafischen Mitteln evozierte Verblassen der Erinnerung an die Ermordeten der Einprägsamkeit der aus der Anonymität herausgerissenen Mörderphysiognomien gegenübergestellt.
Abgesehen davon, dass Wolff mit dieser Serie einen Hinweis auf die “zweite Schiene” seines Schaffens gibt – neben den in der Ausstellung dominierenden, im wesentlichen ungegenständlichen Arbeiten befasst er sich intensiv auch mit dem Thema des Porträts – wird hier mit besonderem Nachdruck die Motivation deutlich, die ihn an dieser im wahrsten Wortsinn vielschichtigen und zeitaufwändigen Technik reizt: Ihn interessiert nicht die im heutigen Medienzeitalter ohnehin obsolete historische Bedeutung der druckgrafischen Techniken als Mittel der Reproduktion und Multiplikation, sondern das auf keine andere Weise erzielbare geheimnisvolle, hintergründige, seinen Autor oft selbst überraschende Bild, das in langwierigen und mühsamen Prozessen experimentierenden Reflektierens unter den Händen des Künstlers entsteht.
(1) Holger Liebs, Das Maß, an dem sich Kuratoren messen müssen, SZ 23.08.08
(2) Lehrer und Schüler im Dialog. Erich Koch und Martin Schöneich. Kunstverein Zweibrücken 2007 -
KünstlerInnen des Bundes Bildender Künstler Bonn zu Gast in Germersheim
26.04.08 bis 18.05.08
Mit Irina Enss, Viola Kramer, Jürgen Enss, Rose Kretschmar, Sabine Fernkorn, Heidi H. Kuhn, Danuta Franzen, Almuth Leib, Christine Haller, Gisela Mack, Cornelia Harss, Jiri Necas, Doris Kamlage, Guido Schneider, Manuele Klein, Bruno Wioska und Stefan Zajonz.
Einführung von Marita Mattheck
Kein Zweifel: die Räume des Kunstvereins Germersheim glänzen. Der Bundesverband Bildender Künstler aus Bonn ist mit 17 Künstlerinnen und Künstlern angereist. Man hat den Arbeitstitel “dazwischen” gewählt. Der ursprünglichen Wortbedeutung “zusammenhängen” kommt der physische Zusammenhang am nächsten: s. Kohäsion (Physik: Zusammenhalt der Moleküle eines Körpers), Körperteile, Kreisläufe usw. Im Bereich “dazwischen” liegen aber auch emotionale Zusammenhänge, Prägungen oder Reaktionen, Sinneseindrücke, Gefühle oder Erinnerungen. Die Philosophie bezeichnet dieses Phänomen Korrespondenztheorie der Wahrheit: Zusammenhänge zwischen Gegenständen, Eigenschaften und Prozessen. “dazwischen” definiert sich eben auch als offene Plattform und Ideenpool.
So liegt ein vielseitiges Angebot an Sichtweisen und Bedeutungsschichten vor ihnen oder dazwischen, nämlich in ganz unterschiedlichen Techniken, wie Malerei, Grafik, Fotografie, Skulpturen, Installationen, die sie lustvoll und anregend betrachten und umschreiten können. Begeben Sie sich mit mir auf den Bonner Parcours in Germersheim.
Konstruktivistische Malereien, die an Bilder von Kasimir Malewitsch oder Wassily Kandinsky erinnern, sind von Irina Enss und durch gewölbte Glasscheiben verzerrte Fotografien von Jürgen Enss. Zitiert wird Velasquez. Sie werden sich sicher an den kleinen Prinzen Balthasar Carlos hoch zu Ross (1635) erinnern. Nun wird in seiner Foto-Hommage die frühere, eindringliche Präsenz zerstört und in Frage gestellt. Die Installation “Corrida” von Irina und Jürgen Enss aufgebaut, zeigt eine Stierkampfarena und in der Mitte befindet sich eine Tischdekoration. Keine Angst, das rote Fleisch ist nicht echt. Es sind Gedanken, die zwischen Schaschlikspießen, Stierhörnern und dem Besteck liegen – vom Stierkampf bis zum Fleisch: Essen.
Viel ruhiger geht es bei Sabine Fernkorn zu. Die dreiteiligen untereinander gehängten Acrylmalereien verteilen sich an den Wänden im vorderen Teil des Mittelganges. Sichtbare Farbspuren zeigen Atmosphärisches und bewegen sich in waagerechter oder senkrechter Richtung. Somit können die Bildtafeln sehr gut in einen Dialog mit den anderen Arbeiten treten.
Auch Danuta Franzen setzt die Farbgebung nicht grell oder schrill ein. Durch einen unruhigen Zeichenduktus typisiert sie frei erfundene Menschen, die dicht gedrängt stehen, sich leicht bewegen, nach unten schauen. Auch verströmen sie den Eindruck, dass sie keine Zeit haben, zur Uni oder zur Arbeit eilen. Unterstützt wird er auch noch durch die in blassen Farben eingelassenen Uhren.
Zitat: “Ein zusätzlicher Effekt, den ich mir in der Ausstellung verspreche, wäre, dass bei der Anordnung der Betrachter sich zwischen den hereinströmenden Menschen (“Fußgängerzone”) und der wegeilenden Menschenmenge (“Bahnsteig”) befinden würde. Er wäre in das Bildgeschehen hineingezogen, in eine “dazwischen”-Position.”
Christine Hallers Zeichnungen sind mit Graphit und Ölfarbe auf der Rückseite des Zeichenpapiers gezeichnet, gemalt oder geschnitten. Spuren werden auf der Vorderseite somit sichtbar. Die bewusst gezeichneten Formen und Linien bleiben in der Schwebe und setzen sich durch diesen Zeichenvorgang einfach dazwischen und bilden immer eine harmonische Kreisform. Die 1,60 m große Holzskulptur, die die Künstlerin “Intime Briefe” betitelt, erinnert an einen vergrößerten Fruchtkörper. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir einen senkrecht verlaufenden Spalt, der beschriebene Transparentzettelchen dazwischen versteckt und wir rätseln, welchen Inhalt sie tragen könnten.
Motive der Aquarelle von Cornelia Harss sind zwitterähnliche Fabelwesen oder Mitkreaturen, die zu Karikaturen durch Übertreibungen werden. Dahinter verbergen sich verwandelte Menschen aus der Politik (s. ehem. Bundeskanzler) oder, wie die Künstlerin sagt, sonstige Ungetüme, die oft auf einer romantischen Blumenwiese, im Märchenwald, reale Szenen des Alltags, wie als Tourist oder im Atelier, ihr Unwesen treiben.
Doris Kamlages Gedankentänzer (Kunststoff – wie korrodiertes Eisen -, Acryl, Eisenständer) sollen uns einfach nur täuschen. Zitat der Künstlerin: “Wie wirklich ist die Wirklichkeit entstanden? Glauben wir, was wir sehen – sehen wir, was wir glauben? Sind es eiserne Stäbe? Wie geht das technisch? Ist die Biegsamkeit von Starre nur Täuschung? Gibt es Antworten?” Sicherlich. Finden Sie es aber selbst heraus. Meinungsvielfalt ist erlaubt.
Unendlich viele Farbnuancen sind bei dem Wechselspiel von Licht und Schatten in den großformatigen Malereien von Manuele Klein zu entdecken. Unterstützt durch gerissene und in Form gezogene Gazebahnen, erinnernd an “Arte Povera”, taucht man vielleicht auch ein in einen nächtlichen Wald, in dem wir sicherlich die Helligkeit suchen.
Konzept und Realisation des Videos stammt u.a. von Viola Kramer. In weiß verkleidete Menschen sind auf der Suche. Kriechend bewegen sie sich fort, verharren stumm, auch sicherlich beim Anblick der toten Fische. Die Künstlerin engagiert sich im Um- weltschutz.
Rose Kretzschmar liebt das kleine Format. Streifenbilder, die aus vielen sehr schmalen Fotostreifen von Verpackungsmaterialien akribisch zusammengesetzt sind, überlagern sich, stellen sich ganz nebeneinander oder halten Abstand zueinander, sodass neue Sinnzusammenhänge entstehen.
Ganz farbintensiv in roten, blauen, gelben und grünen Farbtönen fesseln gleich im 1. Gewölbe die Bilder von Heidi Kuhn. Zitat: “Mein Thema ist seit Jahren die Wasserknappheit und die Verschmutzung in den meisten Ländern der Welt. Ich verfolge die Problematik des Staudammbaues und die Ankäufe von Quellen in heißen Ländern durch große Konzerne. Wir Menschen schränken den Lebensraum unserer Mitlebewesen immer stärker ein. Der Fisch ist ein an seine Umwelt fantastisch angepasstes Geschöpf, ein sehr unterschiedliches Symbol in allen Kulturen. Zwischen Traum und Wirklichkeit bewegen sich meine Bilder. Wassernot, Fische auf dem Trocknen? Müssen alle Wesen neue Lebensformen in anderen Lebensräumen suchen?” – Auf den Bildern scheinen sich die Fische zwischen Kannen doch recht wohl zu fühlen.
Die im Eingangsbereich hängende Fahne entstand bei einer Forschungsstudie. Almuth Leib ging es um die Auseinandersetzung von Farben und Formen. Sehen wir Gesichter, ist es unser Gehirn? Vier amorphe Gebilde scheinen sich zu bewegen in drei vorgegebenen Kreisforen. Dieses Schauspiel können Sie in Ruhe am Schluss bei einem Glas Wein verfolgen.
Gisela Mack, sie beschäftigt sich auch mit sozialen und umweltkritischen Themen. 2005 entstanden die 26 Werke mit dem Titel “Flut”, eine Bewusstmachung an die Ereignisse der Flutkatastrophe in Südostasien. In der Nahsicht werden ganz individuelle, ergreifende Geschehnisse auf kopierten Folien, die untermalt sind, einen schwarzen Rahmen besitzen, gezeigt.
Schwerpunkte von Jiri Necas sind seine Zeichnungen. Er zeigt hier den Zyklus “Linea iacta es”. Individuelle Tuschespuren und parallele Bleistiftlinien auf Papier wechseln sich ab. Den Zeichnungen liegen imaginäre Stadtpläne zugrunde, die in einer Senkrechtaufnahme aus dem archäologischen Blickwinkel gestaltet zu sein scheinen.
In einer aufgelockerten Hängung steckt Guido Schneider Bilder in unterschiedlich große und farbige Rahmen (Zitat: “Ich liebe alte Rahmen”). Er hat eine eigenwillige Kunstfigur entwickelt, der auf dem Kopf Rückenwirbel angewachsen sind. Man kann sicher zu verschiedenen Assoziationen kommen. Ich dachte zuerst an ein kleines Geweih. Die Figur bewegt sich als Bleistiftzeichnung oder als malerische Umsetzung vor einem mittelalterlichen Goldgrund oder Schachbrettmuster. Der Wechsel zwischen Mittelalter und Gegenwart wird gekonnt als Revitalisierung geistiger Werte umgesetzt.
Bruno Wioska malt. Anregungen für seine künstlerische Arbeit sucht er bei Dantes “Göttlicher Komödie”. Nicht einzelne Szenen möchte er illustrieren, sondern individuelle Eingebungen oder Gefühle inspirieren ihn zum Malen. Beatrice, die Beglückende, ihr nähert er sich auf empathischer Art und Weise.
Stefan Zajonz Fotografien sind mit der analogen Kamera entstanden. Auch das gibt es noch. Aber, wie der Künstler mir versicherte, wird sich dies jetzt doch ändern, denn ein Bild, mit einem braunen Hintergrund entstand mit der Digitalkamera. Schatten, immer wieder Schatten eines Menschen, beschäftigen den Künstler. Sein Blick konzentriert sich auf Wesentliches, auch als Fragment, bei Sonnenlicht von morgens bis abends. Die Kunst Schatten zu fotografieren, liegt vielleicht auch dazwischen, zwischen dem Fotografen, des Lebensschattens und der Abbildung als Ergebnis. Erinnert wird man auch an Rückenfiguren des Frühromantikers Caspar David Friedrich und an Schattenfiguren aus dem Theater.
Ungewöhnliches, Inszeniertes, Reales, Erdachtes – all das können sie jetzt nacherleben. Ich hoffe, dass Sie nicht nur dazwischen im wörtlichen Sinne auf die spannenden Arbeiten schauen, sondern auch darauf, dahinter oder hindurch und nicht nur eine Zwischennutzung der Räume ist gegeben, sondern unterschiedliche Räume können für diese Kunst bestehen. -
Mit Sieglinde Bölz, Thomas Putze und Ulrike Weiss
16.02.08 bis 09.03.08
Einführung von Dr. Matthias Brück
Bernhard Shaw, der alte Spötter, hatte wohl Recht. Zitat: “Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch”.
Nun hoffe ich, nein, ich bin sicher, dass Sie alle hier zur Kategorie der “Schneider” gehören. Dass Sie sich bei den Werken von Sieglinde Bölz, Thomas Putze und Ulrike Weiss – ohne den Ballast möglicher Vorverständnisse oder gar Vorurteile – auf die einzelnen Präsentationen einlassen.
Ich kann Ihnen da höchstens einen Apéritif zur Einstimmung anbieten: Schon beim ersten Blickkontakt verblüffen die Installationen von Ulrike Weiss durch eine eigentümliche, dichte Atmosphäre, durch eine annähernde “Prächtigkeit”, die vielleicht in den kulturellen Dialogen mit Marokko und dem dort Erlebten zusammenhängen mögen. Da hängen – vielfach auf den Kopf gestellt – Scharen von organischen Ornamenten aus transparentem Material von der Decke herab. Drehen sich sanft – nicht nur bei Ventilatoren-Wind und bilden in der Bewegung eine filigrane, offene Einheit. Jedes einzelne Objekt wirft seinen stets wechselnden Schatten auf die jeweiligen Wände und verstärkt die ästhetische Flüchtigkeit.
Wie in einem Zauber-, einem Märchenwald ohne Anfang und Ende scheinen die Gegensätze aufgehoben. Eine selten unsentimentale Harmonie ereignet sich – fast eine Wunder in hektischen Zeiten. Doch was verheißen die duftigen Röcke, die gewissermaßen ihre einstigen, schmückenden, farbfrohen Blätter verloren haben? Verlust, Demaskierung oder ironischer Appell für eine neue Askese?
Wenn der Projektor nun ein komplexes Bild an die Wand wirft, von dem ein Teil, ein Frauengesicht, über raffinierte Spiegel an die gegenüberliegende Wandfläche projiziert wird, dann erreicht diese Künstlerin vielleicht noch eine weitere Steigerung: Das je Wirkliche wird in Frage gestellt, es verliert seine Selbstverständlichkeit zu Gunsten pluraler Möglichkeiten. Auch wenn es nur ein Traum sein sollte, mag es zugleich ein indirekter Appell an ein anderes, offenes Denken sein. Auf den ersten Blick scheint Sie Sieglinde Bölz in ein Labyrinth von Farben, Kreisen, Ellipsen, Rauten oder Fraktalen zu entführen. Und das stimmt!
Doch hinter dieser gewaltigen Mächtigkeit steht ein Prozess, in dem letztlich gestisch-expressive Malerei und konstruktiv-konzeptuelle Arbeiten miteinander verknüpft wurden. Ausgangspunkt war die wissenschaftliche und kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem komplexen Begriff des Labyrinths.
Für die einen ein gefährlicher Irrgarten, für die Künstlerin wohl eher eine Daseins-, eine Lebenssituation, in der es gilt, dem persönlichen “Ariadne-Faden” zu folgen. Unwissenschaftlich betrachtet, leben diese Exponate aus gleichmäßig verlaufenden Schwingungen, parallel bewegten Strömungen, so dass man fast den einstigen Ursprung dieser Resultate vergessen könnte. “Anamorphose” nennt Sieglinde Bölz die Methode der Verzerrung der absoluten Kreisform. Ein kompliziertes geometrisches Verfahren zur Manipulation der Kreislinie im herkömmlichen Koordinatensystem. Durch Änderungen der x- und y-Achsen (Verkürzen, Stauchen etc.) entstehen Ausbuchtungen oder spontane Abweichungen, wodurch die Kreislinie ihre Regelmäßigkeit und Gesetzmäßigkeit verliert. Die einzelnen Ringe können gestaffelt werden, können sich in einer Spiralbewegung zusammenschließen, um nur einige wenige Möglichkeiten dieses Prozesses zu nennen. Entscheidend wird das Hervorrufen eines neuen Raumempfindens durch die erwähnte gestische Malerei und einer geometrisch parallel ausgerichteten Staffelung der verzerrten Kreisringe – begleitet von Perspektiven- und Tiefenwechsel. Assoziationen zu planetarisch-kosmischen Bewegungen liegen nahe, steigern sogar noch das neu installierte Raumempfinden des Betrachters.
Doch zurück zur Erde: da eröffnet die Video-Arbeit “Way 2” eine Fahrradfahrt der Künstlerin von Antalya nach Istanbul – durch spezielle Kameraführung ein regelrechtes Miterleben, ein Mitfühlen der holperigen Schotter-Strecke, der wechselnden Landschaftlichkeit, sodass man glauben könnte, selbst das Subjekt all’ dieser Bewegungen, Anstrengungen und Erfahrungen einer fremden Kultur zu sein. Man kann es hier nur andeuten!
Sie erinnern sich vielleicht noch an den Song der Gruppe “Kraftwerk” – “Wir fahren, fahren, fahren auf der Autobahn. Jetzt schalten wir das Radio an und aus dem Lautsprecher klingt es dann: Wir fahren, fahren, fahren auf der Autobahn.” Alles gelogen: Wenn Sie heute auf der Autobahn fahren und das Radio anstellen, tönt es zumeist: “Vorsicht Stau!” Und je nach der beruhigenden Kilometerangabe dieses beglückenden Ereignisses stehen Sie auch alsbald langer oder kürzer im Stau. Stillstand: Sie brauchen nicht mehr zu rasen. Das Easy-Rider-Gefühl verebbt im “Stop and Go”.
Wie lebt man nun im Stau, mag sich Thomas Putze gefragt haben, als er seine Skulpturen aus Holz und Eisenresten dynamisch Schlange stehen ließ? Gar nicht so schlecht. Denn immerhin hat sich das “horizontale Gewerbe” bereits zu einem “mobilen Gewerbe” entwickelt: Die Autobahn-Freier reißen sich geradezu um die verführerische Holz-Hure.
Was da nun insgesamt an morbidem Atmosphärischen, an skurrilen Charakterformen und Deformationen listig, hintergründig zusammentreffen mag, spiegelt zumindest eine Entwicklung unserer Gesellschaft wieder: Immer unterwegs sein, in welchem “Wägelchen” auch immer. Sich immer markenverpflichtet zeigen, selbst beim Traktor mit dem berühmten “Jägermeister-Hirschgeweih-Lenker”. Und somit erscheint es auch nicht weiter verwunderlich, wenn mancher Figur bereits Räder gewachsen sind beziehungsweise die Mutation zum “Rennschwein” Fortschritte macht! Stau-Sein heißt also letztlich: immer noch so tun, als wäre man mit “full speed” dabei. Stau-Sein kann ebenso im übertragenen Sinn bedeuten: Die Geschwindigkeit wird zur Leere, die Leere treibt zur ständigen Beschleunigung an. Folge: ein rasender Stillstand.
Wären nur alle Staus von dieser Qualität!
2007
-
09.11.07 bis 02.12.07 Mit Rolf Barth (Malerei), Thomas Brenner (Fotografie), Fritz Fronius (Malerei), Nikola Jaensch (Malerei), Gabriele Undine Meyer (Fotografie, Video, Installation) und Armin Rohr (Malerei)
Rolf Barth
Bei seinen Arbeiten setzt Rolf Barth vorwiegend Alltagsobjekte wie Emaillegeschirr oder Flaschen ein, die er aus dem Umfeld ihrer Funktion herauslöst und sie in Rahmen eines Kontextwechsels zur Bearbeitung seiner Bildthemen verwendet.
Nicht der Gebrauch des Bechers, der Flasche oder der Schale soll die künstlerische Wahrnehmung bestimmen, sondern das von vorurteilen entkleidete Sehen und Erkennen des einzelnen Gegenstandes, der durch zielgerichtete Reihung und Variation zur gewünschten Bildaussage führt.
Zur Herstellung der Arbeiten werden Acryl- und Kreidefarben verwandt, die auf den mit Acrylfarben vorbereiteten Malgrund lasierend aufgetragen werden.
Fritz Fronius
Ein alle Lebensbereiche umfassender Kunstbegriff spiegelt sich im Werk von Fritz Fronius. Audiovisuelle Gestaltung, Malerei, Musik, Film und Fotografie sind Medien eines künstlerischen Schaffens, das eine Mittlerfunktion zwischen dem Verwandlungspotential geistiger, ja spiritueller Haltung und den Gegebenheiten der realen Welt einnimmt. Die Arbeit von Fritz Fronius ist zugleich gesellschaftspolitisches Engagement, Kunst dessen sichtbares Zeugnis. Die neuen Arbeiten im malerischen Werk lassen sich unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zuordnen. Die so entstehenden Serien können, nach zeitlichen Unterbrechungen, unter dem gleichen Blickwinkel fortgesetzt oder in andere Themenbereiche überführt werden. Ein alle Lebensbereiche umfassender Kunstbegriff spiegelt sich im Werk von Fritz Fronius.
Ein großer Teil der Gemälde ist von offener Figuration geprägt. Die menschliche Figur wird dabei einzeln, zumeist als weibliche Erscheinung erfaßt und in räumliche Verortungen eingebunden. Diese Anwesenheit mädchenhafter Weiblichkeit auf dem Bildträger ist in ein vielfarbig irisierendes malerisches Kontinuum verwoben, das den Bildraum erschließt. In flüchtiger Skizze festgehalten oder in zahlreiche Lagen lasierender Farbigkeit eingebettet, tritt die jugendliche Gestalt in lichthaltigern Inkarnat als Impression eines Augenblicks unvermittelt in den Blick des Betrachters. Verschatteten Interieurs und Architekturen werden in kontemplativer Ruhe versunkene Bewohnerinnen zur Seite gestellt. Die Beschäftigung mit der Erscheinung des Menschen im Bild findet im Erfassen atmosphärischer Nuancen ihren Niederschlag.
In anderen Arbeiten gehen Visionen der menschlichen Präsenz im Bild in Licht- und Kraftfelder über, die mit den Mitteln der Malerei in intensive, vielschichtige Farbigkeit übersetzt werden. Hier überwiegt das gestische Element. Bildliche Strukturen verdichten sich zu figürlichen Formulierungen und treten zugleich in das abstrakte Gefüge der Bildstruktur zurück. In weiteren Arbeiten verschränkt sich eine Vielzahl von Malschichten und Bildebenen zu irrealen Räumen, die Figurationen von Mensch und Tier in enigmatischen Kontexten beheimaten. Auratisch erfaßte Gegenstände zelebrieren ihr geheimnisvolles Erscheinen im Bildraum. Die motivischen Formulierungen treten in assoziative Zusammenhänge, sie speisen sich aus dem Bildgedächtnis des Künstlers, das Seheindruck und empfundene Wirklichkeit zueinander in Beziehung setzt.
(Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin)
Thomas Brenner
Die Serie “couvent” entstand im Sommer 2006 in einem ehemaligem Kloster, ca. 100 km südwestlich von Brüssel. Die 16 Inszenierungen beschäftigen sich mit dem Themenkomplex Religionen, Glaube und spielen mit imaginären Wünschen und Ängsten. Die Mönche stehen hierbei als anonyme Protagonisten, um die Aussage der Bilder für jeden Betrachter möglichst offen zu halten
Vita:
1961
– geboren in Wiedenbrück/Westfalen
1983
– Assistenz bei Fotodesigner K.H. Weinmann
1984
– Studium an der GHS Essen, Kommunikationsdesign
1986
– Assistenz bei Gerhard Vormwald, Paris
1995
– Diplomabschluss bei Prof. Inge Osswald und Prof. Volker Küster
– Lehrauftrag an der FH Trier für Fotographie
– freiberufliche und künstlerische Tätigkeit
– Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Stahlbildhauer K.M. Hartmann, Projekt
“Tod des Marat”
– Projekt “ligne maginot” (Beginn 1997), seit 1998 mit Installationskünstler Bernd Decker
– Organisation von eigenständigen Ausstellungsprojekten mit Künstlern verschiedener
Kunstsparten
Mitgliedschaften:
– Deutsche Fotografische Akademie (DFA)
– Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk)
– Berufsverband Bildender Künstler (BBK)
Nikola Jaensch
Nikola Jaensch wurde 1973 in Würzburg geboren. Von 1995 bis 2003 studierte sie an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Zeichnung bei Prof. Dieter Brembs, Druckgrafik bei Prof. Peter Lörincz und Schriftbildnerei bei Prof. Alban Grimm. Nach dem ersten Staatsexamen 2003/2004 begann sie ihr künstlerisches Vertiefungsstudium und wurde 2006 von Prof. Dieter Brembs zur Meisterschülerin ernannt. Gegenwärtig lebt und arbeitet sie in Mainz und am Bodensee.
Im Jahr 2004 wurde Nikola Jaensch zur Mainzer Stadtdruckerin gewählt und präsentierte 2005 ihre Werke in einer großen Einzelausstellung im Gutenberg Museum Mainz. Im Frühjahr 2007 erschien ihr erster Katalog anläßlich ihrer Einzelausstellung “Echogramme des Augenblicks” im Essenheimer Kunstverein – Kunstforum Rheinhessen e.V.
Nikola Jaensch realisiert Ausstellungsprojekte im In- und Ausland. Daneben arbeitet sie als Dozentin für freie Handzeichnung und als Werkstattleiterin für künstlerische Druckgrafik im Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Mainz. An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg nimmt sie seit 2006 ebenfalls Lehraufträge wahr.
Den überwiegenden Schwerpunkt der künstlerischen Interessenlage Nikola Jaenschs bildet die Auseinandersetzung mit Materialwirkungen und medialen Texturen: Sowohl im gegenständlich-figurativen als auch im ungegenständlich-abstrakten Bereich arbeitet die Zeichnerin und Druckgrafikerin konzeptionell und projektbezogen. Insbesondere erweitert Nikola Jaensch Studien vor der Natur in Montageformen und anderen gestalterischen Kopplungen, indem die intendierten, innovativen Chiffrenbildungen mit ihrem je verschiedenen Grad der Lesbarkeit das Wesen ihrer künstlerischen Erfindungen prägen. Unter Einsatz solch komplexer Mischformen, welche das vorausgehende Disegno etwa mittels Montage, Wachs-Modulation und anderer, eher malerischer Mittel in imaginäre Räume hineinbinden, tendiert inzwischen der Geataltungsprozeß zunehmend zu haptischen Aspekten, auch reliefartiger und räumlicher Repräsentanz. Diese projektbezogene Arbeit, die den Gedanken der Erfindungszeichnung bewahrt, hat sich somit über die Idee serieller Montage in die Disziplinen einer installativen Zeichnung sowie Filmprojektion ausgeweitet.
Gabriele Undine Meyer
Die Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer zeigt im Kunstverein Germersheim Fotoarbeiten aus den Jahren 2002 und 2005, sowie eine aktuelle Videoarbeit. Seit 1998 beschäftigt sie sich mit dem Thema kollektive Erinnerung, arbeitet mit gefundenen Porträtfotografien vorwiegend aus der ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts, die sie in aufwändigem Verfahren auf verschiedene Untergründe reproduziert, jedoch hauptsächlich auf Pergaminseidenpapier, das als “Spinnwebpapier” in alten Fotoalben die Seiten trennt.
In der Serie “Abbilder” (2002), großformatige SW-Fotografien auf Dibond, die in einem der Gewölbe gezeigt werden, geht sie noch einen Schritt weiter. “Wir sehen die Fotografie eines Bildes nach der Fotografie eines Originalbildes. Die Distanz zum Ursprung wird immer größer, was … auf unsere eigene historische Situation verweist.” (Angela Lampe aus “Visuelle Synekdochen”, in Gabriele Undine Meyer: “RECALL – Arbeiten zum Thema Erinnerung”, Kerber Verlag Bielefeld 2002).
Auch der Installation “Blue Beatifics” im gegenüberliegenden Gewölbe liegen alte Porträtfotografien zugrunde, die die Künstlerin zunächst mittels lichtempfindlicher Fotoemulsion auf Pergamin vergrößert hat und dann per Mimakiprintverfahren in starker Vergrößerung auf hauchzarten Voile drucken ließ. Frei im Raum hängend strahlen die die Mädchengesichter eine ernste und zeitlose Schönheit aus. Ihr Ausdruck wirkt sublim, erhaben über die alltäglich-menschlichen Anstrengungen und Geschäfte. Die Künstlerin bezeichnet die Portraits als “Beatifics” – als Glückselige. Sie sind dem menschlichen Unglück entzogen und wie aus einer anderen Welt, bleiben jedoch präsent, wie Chronisten, die das menschliche Treiben beobachten und Zeugnis ablegen.
In der Ausstellung in Germershein konfrontiert die Künstlerin sie ertmals mit einer aktuellen Videoarbeit. In “Transition” (2007) sind Schattenwesen zu sehen, die in starker Entschleunigung eine mittig geteilte Fläche, (und damit auch die Bildfläche) überqueren. Sind die “Blue Beatifics” von einem zarten transparenten Blau, so vermitteln diese unscharfen schwarzblauen Figuren einen düsteren Eindruck, der durch den Sound – ein dumpf-dunkles Dröhnen – unterstützt wird.
Armin Rohr
“Supermann und andere Helden”
In seinen neuen Arbeiten zeigt Armin Rohr ein verwirrendes Kaleidoskop von Motiven und Figuren: Schwerter schwingende Ritter und Superman – Figuren aus Märchen- und Comicwelt – paaren sich mit Teddybären, Dinosauriern und Playmobilfiguren aus dem Kinderzimmer. Motive aus Zeitungen, eigene Fotos und Kinderportraits ergeben detailreiche Bilder, die viele Fragen offen lassen. Den Hintergrund der Gemälde bildet meist ein für Rohr typischer Farbraum aus ungebrochen leuchtender – manchmal greller Farbigkeit. Angedeutete Sprechblasen bleiben meistens leer, erklärende Hinweise damit aus. Die brachialen Posen der Spielzeugfiguren stehen in einem verstörenden Kontrast zu Kinderporträts und der Farbigkeit der Bilder. Es mischen sich jetzt verschiedene Realitäten und expressive Farbigkeit zu teilweise surrealen oder auch dadaistisch anmutenden Bildwelten. Rohr zeigt uns hier ein irritierendes Bild der Welt. Erst auf den zweiten Blick beschleicht uns Betrachter, trotz scheinbarer Fröhlichkeit, ein merkwürdiges Gefühl, eine dunkle Ahnung. Diese Welt scheint eine bedrohliche, bedrohte Welt zu sein.
Das gestalterische Prinzip des Künstlers ist die Collage. Er löst die Motive aus den ursprünglichen Zusammenhängen und bringt sie auf der Leinwand in einen neuen, malerischen Kontext. Viele seiner Figuren sind uns bekannt oder kommen uns bekannt vor: Allerdings erhalten sie in den Bildern eine andere Konnotation, eine andere Bedeutung. Armin Rohr zeigt sich als sensibler, kritischer Beobachter; seine Strategie zielt auf eine Verunsicherung des Betrachters.
Was bleibt, ist Malerei. Oder, um es mit seinen Worten zu sagen: “Bilder – nichts als Bilder.” Trotzdem trifft er mit diesen Bildern sehr genau die von Unsicherheit und Zweifel geprägte Stimmung in unserer global vernetzten Welt. Es ist der skeptische Blick eines – noch nicht ganz verzweifelten Zeitgenossen – auf die inneren Befindlichkeiten unserer Gesellschaft.
(Adrian Rosendorffer)
Vita:
– geb. in Hemsbach über Weinheim
– lebt und arbeitet in Saarbrücken
1983-1988
– Designstudium Saarbrücken
1989-1991
– Freier Maler und Zeichner in Ludwigsburg und Stuttgart
1991-1994
– Freier Maler in Saarbrücken
1994-1998
– Studium der Freien Malerei an der HBK Saar bei Prof. Bodo Baumgarten
– Ernennung zum Meisterschüler
1997
– Förderstipendium der Landeshauptstadt Saarbrücken
– Saar-Lor-Lux-Kunstpreis der Stadt Ottweiler
2002
– Arbeitsstipendium des Saarl. Kultusministeriums an der Cité Internationale des
Arts in Paris
2002
– Kulturpreis für Kunst des Stadtverbandes Saarbrücken
seit 2003
– Lehrauftrag an der HBK Saar, Saarbrücken
Einführung von Dr. Matthias Brück
Mit Begriffen und Definitionen ist es so eine Sache. Sie dienen zur Abgrenzung, schaffen Ordnung und Einteilungen – mit anderen Worten, sie scheinen die Welt besser verständlich zu machen, wenn man sie Baustein für Baustein zu einem System zusammensetzt. Doch ebenso können sie Gewissheiten, vermeintliche Sicherheiten vorgaukeln, dogmatisches Denken provozieren und letztlich Freiheiten beschränken! Den sechs Künstlerinnen und Künstlern der heutigen Ausstellung scheint beim Terminus “figurativ” allerdings eine dritte Möglichkeit gelungen zu sein.
Sie haben sich – mit einer Ausnahme – auf unterschiedlichste Weise auf den Menschen konzentriert, ihn als Figur, Person, als Individuum, aber auch als Statisten oder reines Kompositions-Element begriffen. Somit wird der Ausstellungstitel “figurativ” – unabhängig von künstlerisch-technischer Darstellungsweise – zu einem erstaunlichen Initialzünder, zu einem Interpretationsansatz für Mensch, Menschenbild, Welt und Weltbild.
Bei Rolf Barth allerdings wird man nur sehr indirekt an den Menschen erinnert. Erinnern seine Töpfe, Kannen oder Schalen wohl an Großmutters Küchenarsenal, doch seine eigentliche Intention liegt wohl kaum in einer Rehabilitation des Unscheinbaren, längst Vergessenen und Ausrangierten. Er versteht es immer wieder aufs Neue, mit klarster, fast fotografischer Präzision das Serielle seiner Präsentation zu einer eigenen ästhetischen Harmonie zu fügen, die das Prädikat “Magie des Realen” sicherlich verdient hat. Doch dann wird dieses Gefüge scheinbar durchbrochen. Eine Emaille-Kanne, ein Teller, eine Schüssel tanzen aus der Reihe. Ihre Farbe oder der monochrome Hintergrund wechselt. Der vertraute Rhythmus scheint gestört, wenn beispielsweise einzelne Felder gegenstandsfrei bleiben, wenn nur Fragmente von Behältnissen quasi im Werden begriffen sind.
“Transformationen” nennt Rolf Barth diesen Prozess, der gewissermaßen die Stadien und Entwicklungen vor dem eigentlichen Bild charakterisiert. Funktion wird Ästhetik! Da wundert es nicht, wenn sich plötzlich Quadrate, Rechtecke und Kreise vor die jeweiligen Gegenstände schieben, als wollten sie eine neue harmonische Ordnung begründen.
Am anderen Ende des Ganges treffen Sie auf das genaue Gegenteil des eben Skizzierten. Fritz Fronius vermeidet geradezu alles Klare und Bestimmte. Seine Figuren verschmelzen beinahe in verwehter, sich überlagernder sanfter Farblichkeit mit dem sie umgebenden Raum. Sie bleiben weitgehend ohne individuelle Signifikanz, könnten als Bestandteil einer kontemplativen Ruhe fungieren, würden da nicht bisweilen unscheinbare Gegenstände sichtbar, wie das Gepäck im Exponat “Raum – Figur – Gedanke”. Als würde es nicht zu der jugendlichen Person gehören, die wohl an einem Bahnsteig auf den nächsten Zug wartet, ergibt sich durch dieses Detail plötzlich ein ganz anderes Bild, eine andere Stimmung. Die Frau in dem fast lichtverklärten Hintergrund mag wohl die Mutter sein, von der es Abschied zu nehmen gilt. Da hat jetzt ein atmosphärischer Wechsel stattgefunden, der Erinnerung, gegenwärtige Situation und eine ungewisse Zukunft zu einem Augenblick verdichtet. Und während pastellene Grazien wie losgelöst von aller Erdenschwere anmutig dahin schreiten, verdichten sich anderenorts schwere Farbturbulenzen zu einem unbegrenzten kosmischen Wirbel. Figuratives hat eben viele Erscheinungsformen …
Gabriele Undine Meyer zeigt Fotoarbeiten aus den Jahren 2002 und 2005, sowie eine aktuelle Videoarbeit. Seit 1998 beschäftigt sie sich mit dem Thema kollektive Erinnerung, arbeitet mit gefundenen Porträtfotografien vorwiegend aus der ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts, die sie in aufwändigem Verfahren auf verschiedene Untergründe reproduziert, jedoch hauptsächlich auf Pergaminseidenpapier, das als “Spinnwebpapier” in alten Fotoalben die Seiten trennt. Ihre “Abbilder” scheinen in der Tat hinter diesen netzartigen Trenn-Papieren aufzutauchen, so allerdings, als wollten sie sich nur zaghaft vom Betrachter wieder entdecken lassen. Oder ereignet sich das Gegenteil? Möchten sie verdeckt bleiben, sich der möglichen Erinnerung entziehen?
Es sind Portraits – elegisch, leicht verklärt die Frauen, entschlossen die Männer, wie es sich für diese Zeiten gehört. Verstärken die großformatigen Portrait-Fahnen nun das Vage, das Unbestimmte des Vergangenen oder signalisieren sie das Sich Auflösen einer beinahe morbiden Ästhetik?
Es ist die Faszination des Geheimnisvollen, des Unausgesprochenen, aber auch des Melancholisch-Wehmütigen, das diese Arbeiten auszeichnet, während in der Videoarbeit “Transition” das einzelne Individuum schleichend zu einem entpersonalisierten Schattenwesen zu mutieren scheint. Eine düstere Zukunftsvision, die nicht aus der Luft gegriffen zu sein scheint.
Es sind wohl teilchiffrierte Geschichten, die Ihnen Nikola Jaensch dreißigfach in kleinstem Format auf einer Wand präsentiert. Sie mögen weder Anfang noch Ende haben und doch könnten sie untereinander in einem verborgenen Zusammenhang stehen. Fragmente des eigenen Lebens oder variationsreiche Erfindungen einer Künstlerin, die auf etwas Unbestimmtes verweisen – vielleicht nur das Suchen, ein ständiges Unterwegssein dokumentieren. Doch gerade dadurch entsteht auch eine neue eigene Welt, die nur noch partiell mit der so genannten Realität in Verbindung steht. Lebensräume, in denen man sich friedlich, gefahrlos und mit voller Zuversicht bewegen darf, wenn man die einzelnen Kinder beobachtet, die in schlafwandlerischer Sicherheit auf wackeligen Stühlen balancieren… Und das harmonische Gefüge, vielleicht auch Ort möglicher Sehnsüchte, lässt sich nicht einmal durch überraschende Hintergründe aus Zeitungen und Schnittmusterbögen stören. In diesen Seelen-Räumen scheint – fern aller falscher Idylle – kein Widerspruch, keine Entfremdung Einlass zu finden…Oder?
Auf den ersten Blick mag die Welt von Armin Rohr eine bunte, überbunte Spielwiese zu sein. Collagen über Collagen schichten sich da “publikumswirksam” übereinander, nebeneinander. Gemäß den unterschiedlichen Altersstufen erscheinen Versatzstücke global kommerzialisierter Archetypen – vom Teddy-Bär bis zum Supermann. Bewusst undifferenziert tummeln sich Krieger der verschiedensten Herkunft – Spielzeuge, wie sie auf keinem Gabentisch fehlen durften. Heldenfiguren wie Soldat, Cowboy, Indianer oder Kreuzritter, die suggerieren könnten, dass das Gute immer gewinnt, erzeugen eine Gesellschaft von Schablonen, eine Reihung des Immer-Gleichen, bei dem die eigene Existenz werbetechnisch perfekt von einem Konglomerat aus Entfremdung und Comic- Trivialität enteignet worden ist… Armin Rohr gestattet in seinen Exponaten keine Kompromisse, warum auch. Hat er doch ein Leben, eine Gesellschaftsform antizipiert, der wir uns Stück für Stück anzunähern scheinen! Es sei denn, das Gute siegt doch …
Nun denn, wenn die Welt so übel erscheint, so dekadent und hoffnungslos, bleibt nur noch eine Möglichkeit offen: ab ins Kloster! Doch Vorsicht ist geboten: nicht alles ist fromm, nur weil es eine Kutte trägt …
Dafür sorgt schon Thomas Brenner in seiner neuen Serie “Convent”, mit der er seinen schon legendären inszenierten Foto-Installationen ein Prachtstück an Mehrdeutigkeit und Hinterlist hinzufügt. Einige der Brüder haben sich wohl in stiller Einfalt und in Verkennung der Heiligen Schrift in Ochs, Esel und Schaf verwandelt. Oder verweist diese Mutation auf einen mittelalterlichen Geisteszustand, der Seelenrettung immer noch mit inquisitorischen Praktiken zu erreichen gedenkt? Letztlich entscheidet stets der Glaube, wenn vertrocknete Schollen mit fragwürdigem Dünger fruchtbar gemacht werden sollen, wenn sich je zwei Mönche zwischen intrigantem Getuschel und homoerotischer Nähe begegnen oder ehrwürdige Pergamente sich auf wundersame Weise vermehren.
Wir sind doch alle nur Menschen .. Nichts ist so wie es scheint und schließlich waren Täuschungen schon immer spannender als wahre Bekenntnisse. So sei es … -
Hans Michael Franke, Werner Pokorny und Erich Reiling
Skulptur, Malerei15.09.07 bis 14.10.07
Hans Michael Franke
Spezifische Eigenschaften wie Massigkeit und Schwere, der natürliche Charakter der meist bruchrau belassenen Oberfläche und die unregelmäßige Färbung sind die Ausgangspunkte der künstlerischen Gestaltung. Zentrales Anliegen von Hans Michael Franke ist die Beschäftigung mit dem Inneren des Steins. Die glatten Schnittflächen bilden dabei einen starken Kontrast zu der ansonsten unbearbeiteten Oberfläche. Formal erscheinen die Steine wie archaisch wirkende Sitze.
Hans Michael Franke, der eine Lehre als Steinmetz absolviert und sich während seines Akademiestudiums ausschließlich mit dem Material Stein beschäftigt hat, bearbeitet vorwiegend Sedimentgesteine wie Muschelkalk. Diese geschichteten Steine können meist, entsprechend ihrer Lagerung in den horizontalen Schichten der Steinbank, ohne deutliche Bearbeitungsspuren, ohne Bohrungen oder Sprenglöcher aus der Wand des Bruches herausgelöst werden. Für die Umsetzung seiner Ideen wählt Franke hauptsächlich kubische Blöcke oder Steine aus, die mit annähernd paralleler Ober- und Unterseite eine mehr oder weniger flachliegende Plattenform bilden. Hans Michael durchbricht den Stein und öffnet ihn. Über die Reduzierung komplexer Raumvorstellungen gelangt Franke zur Kiste als der eindeutigsten Raumform: der kubische Block ist vollständig ausgehöhlt und damit das Innere des Steines direkt einsehbar. Durch Bohrungen erscheinen gewonnene äußere Schalenformen wie Architekturteile, erinnernd an Kanneluren der griechischen Säulentrommeln.
(Christine Lutz, in: Hans Michael Franke – Gitter/Höhlen/Kisten, Räume in Stein, 2000)
Werner Pokorny “schwarze Skulpturen”
Der Künstler Werner Pokorny, der national und international sehr erfolgreich ist, zeigt im Kunstverein 15 Holzskulpturen. Es sind variierte, fast immer massive, stehende Vasenformen, wobei der obere Abschluss ein relativ kleines, draufgesetztes Haus bildet.
“Lässt man die anthropomorphe Deutung der Vase als metaphorische Menschengestalt zu, ist sie in Form des Hauses “gekrönt” oder mit einem “Kopf” versehen. Die strenge formale Konzeption und der massive Körper der Plastiken liefern die Fläche für die schwarze Patinierung der Holzskulpturen, hergestellt mittels der Hitze des Schweißbrenners. So wird das Holz nicht teilweise verbrannt, (…) sondern es entsteht durch Oxidation eine schwarze Außenhaut, vergleichbar der braunroten Rostpatina, die der Erscheinung der Cortenstahlplastiken des Künstlers Farbigkeit und schützende Außenhaut geben. Diese schwarze Oberfläche oder Haut ist immer noch transparent genug, um das dem Künstler nach wie vor wesentliche Material Holz und die Spuren der Bearbeitung durchscheinen zu lassen. Gleichzeitig nimmt die schwarze Patina den Materialcharakter zurück und betont die metaphysische Einheit des Kunstwerks. (…)
Werner Pokorny begreift das Gefäß als Potential, vorstellbar als Vase, als Urne, auch als Figur. (…) Das “Haus” kann metaphorisch zu tun haben mit “Kopf”. Die Kombination ist in gewisser Weise irreal, ohne Vorbild oder Funktion und doch kann man von “Gestalt”, “Haltung”, “Figur” sprechen und direkt den menschlichen Körper meinen. Die Schwärzung legt dies alles nahe, weil sie eine Form der Abstraktion darstellt. Und damit erzeugt sie zugleich Distanz, bezeichnet nicht ein Abbild, sondern die Möglichkeit des Denkens (Wahrnehmen, Erkennen, Imagination). Schwarz beinhaltet die Poesie des Existentiellen. Es negiert die Stofflichkeit, markiert in seiner alles Licht absorbierenden oder auch licht schimmernden Anmutung den Übergang in eine andere Dimension. In der erhabenen Stille, in dem Schweigen der Skulpturen, in der schwarz patinierten Haut, wo Licht auf Dunkelheit stößt, nahezu ganz absorbiert wird, da manifestiert sich das Geheimnis der Skulptur.”
(Werner Meyer, in: Pokorny “Gefäß Haus”, 2003/04, 2005)
Erich Reiling
Die Zeichnungen und Malereien Erich Reilings nehmen in der süddeutschen Kunstszene seit Jahren “mit souveräner Selbstverständlichkeit einen hervorragenden Platz ein” (Prof. Klaus Schrenk) und mittlerweile ist er auch international erfolgreich.
Die großformatigen Bilder konzentrieren sich auf schwarze, graue und weiße Valeurs. “Die 70er Jahre voll unermüdlicher Lust an der Linie, die auf unzähligen Papieren erduldet wird. Viele, mehrere Quadratmeter große Papierarbeiten gehen den Leinwänden voraus. Der Akt des Malens ersetzt nicht zuletzt kontemplative Fragestellungen genauso von selbst, wie theoretisch quälende Gewissensbisse um das letzte, mögliche Bild. Es erfüllt die tagtägliche Anforderung an eine Aufgabe, die zwar selbst gestellt, der man aber nicht weniger packend ausgeliefert sein kann.” Die alltägliche Malerei erscheint kraftvoll und eine zur Einfachheit reduzierte Klarheit.
“Die Malerei ist so alltäglich wie die Gegenstände, die ihr ‘als Zeichen’ dienen. Die Zeichnung erobert sich als gestaltgebende Form die Bildfläche, umspannt sie, beschreibt sie und öffnet sie und misst sie nach allen Seiten aus, sei es in Form einer gezackten Linie, die an eine Krone oder an ein Gebirge erinnert, letztlich jedoch nur Dreiecke neben- und ineinander stellt. Die Bilder können als Ausdruck einer Suche nach einer ‘reinen’ Malerei gelten. Erich Reiling geht mit direkter Information zu seinem Werk sparsam um. Die Zeichnung erobert sich als gestaltgebende Form die Bildfläche indem sie in sie ‘hineinsieht’ – doch verratet sie von sich selbst aus nicht, was genau. Auch ‘Hinweise’ finden sich nur spärlich. Übergroß sind die doch so skizzenhaften Zeichnungen, die z.T. in den Grund hineingekratzt werden, ins Bild gesetzt. Nahsicht wird suggeriert und dennoch wird dem Betrachter große Distanz zur Wahrnehmung der abgebildeten Wirklichkeit abverlangt.”
(Daniela Maier, Birgit Möckel, in: Erich Reiling painting black, 2000) -
Mitgliederausstellung – während des Festungsfestes der Stadt Germersheim
15.06.07 bis 17.06.07
Arbeiten von Florian Adler, Hilde Blanke, Wolfgang Blanke, Christian Danz, Martin Ehnes, Otto Fischer, Maria Friedrich, Florian T. Franke, Helga Gross, Hans-Dieter Hanusa, Petra Hausdörfer, Martina Helms, Gerda Holzwarth, Lisa Jahn, Ulrike Jahraus, Leni Karr, Eugen Knoch, Monika Kuhn, Marita Mattheck, Karin Mohr, H. P. Müller, Stefanie Müller, Arnhild Noack, Karl-Heinz Petry, Georg Pfadt, Udo Pfeiffer, Ursula Podradsky, Susanne Rink, Willibald Rothbauer, Beate Scherer, Christine Scherer, Jürgen Schmidt, Heike Schmitt, Ira Schwarz-Weiß, [Anne-Marie Sprenger], Marianne Stachurski, Regine Tannhäuser, Wolfhard Tannhäuser, Mike Überall, Ilse-Marie Waterstradt, Felicitas Wiest.
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Skulptur, Malerei, Grafik
05.05.07 bis 27.05.07
Das Compositum vereint für die Dauer einer Ausstellung zwei Künstler, denen ein Anliegen gemeinsam ist: Konstruktion, die auf Statik zielt, und organisches Wachstum, dem Dynamik wesenhaft ist, in eigengesetzlicher Harmonie zu verbinden.
Georg Pfadt (geb. 1937), dessen 70. Geburtstag Anlass ist, die vorläufige Summe eines nicht nur biografisch expandieren Werks zu ziehen, hat die Ordnungsprinzipien, die seine ursprüngliche Tätigkeit als Ingenieur leiteten, und die Vorbildlichkeit der Natur bei aller Vielfalt der künstlerischen Produktion nie aufgegeben.
Jörn Kausch (geb. 1953), Schüler von Wilhelm Loth an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, hat in seinen anthropomorph bezogenen Arbeiten – Holz-Skulpturen und caissonhaften, konstruktivistischen Assemblagen – stets die Zusammenhänge von Masse und Raum, Körper und Energie erforscht, die einer Plastik ihre dynamische Entfaltung im Raum erlauben.
Lutz Stehl -
Malerei, Skulptur
24.02.07 bis 18.03.07
Maike Tersch
Meine Malerei bewegt sich im Spannungsfeld von Abstraktion und narrativen Elementen. Mit den abstrakten Mitteln der Malerei und deren Gesetzmäßigkeiten, wie der Rolle der Farbe, der Frage der Komposition, dem Verhältnis der Linie zur Fläche, der Funktion des entstehenden Farbraumes usw. versuche ich neu zu erzählen, Assoziationen zu wecken. Die Erinnerungen an vielleicht schon Gesehenes werden im Betrachter geweckt. Gleichzeitig wird er aber auf eine neue Wahrnehmungsebene geführt, taucht in neu Erlebbares ein.
In meinen Arbeiten möchte ich durch das Schichten von unterschiedlichen oft gegensätzlichen Bildelementen und den damit entstehenden Bildebenen einen “Denkraum” zu schaffen. In Ausstellungssituationen versuche ich mit einer Art Choreografie mehrerer Bilder verschiedener Aspekte eines Themas zu beleuchten. Die einzelnen Bilder beziehen sich aufeinander, veranschaulichen jedoch unterschiedliche Sichtweisen. Es ist mir wichtig, den Bildern den Charakter einer Momentaufnahme in einem beweglichen System zu geben. So soll der Eindruck eines “Filmstills” entstehen – wodurch eine Starrheit vermieden wird.
Sibylle Schlageter
In den Mischtechniken Sibylle Schlageters ist die zeichnerische Darstellung immer vorrangig. Die Arbeiten leben von der Spannung zwischen dynamischer Linienführung und verhaltener Farbgebung. Architektonische Elemente – wie Dächer, Luken, Schächte oder Gegenstände des Alltags wie Behältnisse, Teller, Bücher – werden aus ihrem Umraum herausgenommen und im Bildraum verspannt.
Der Wechsel zwischen Formbildung und Formauflösung geschieht in langem Arbeitsprozess mit unterschiedlichen Materialien wie Blei- und Grafitstift, Tusche, Kreide, Kohle, Acrylfarbe und Papiercollage. Bei einigen collagierten Mischtechniken entsteht durch die vielschichtige Arbeitsweise reliefähnliche Plastizität der Bildoberfläche. Daraus entwickelten sich in neuerer Zeit zwangsläufig Objekte aus Papier und Karton.
Manfred Emmenegger
Die fest umrissene Form des Kubus dient mir als Ausgangssituation für räumlich-plastische Untersuchungen. Plastik wird nicht als raumverdrängender Körper begriffen, sondern gewinnt in dem Maße an Bedeutung, wie es ihr gelingt, den sie umgebenden Raum in Bewegung zu versetzen. Sie wird dann zur lebhaften Auseinandersetzung zwischen Masse und Leerraum. So wird die Existenz des jeweils anderen sichtbar und erlebbar.
Beziehungen von Raum zu Körper, von Gleichem zu Verschiedenem in Form und Material sind Hauptthema meiner Untersuchungen. Die streng geometrischen Konstruktionen erzeugen im Betrachter durch ihren verschlossenen, monumentalen Charakter Distanzierung und Abwehr, andererseits aber Neugierde und das Bedürfnis, ihren Geheimnissen auf den Grund zu gehen. -
2006
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Arbeiten von zwölf KunsthandwerkerInnen
02.12.06 bis 10.12.06
An der Ausstellung nehmen teil: Ines Arndt (Schmuck), Susanne Elstner (Schmuck), Maria Friedrich (Keramik), Arne Hennig (Glas), Birgitta Hüttermann (Stoffbilder), Birgit Janson (Schmuck), Herta Lambert (Keramik), Doris Laubner (Textil), Christine Maria Lennhof (Filz), Anke Scholz (Filz), Silke von Bistram (Schmuck) und Helga Weilacher-Stieler (Tücher).
Einführung von Marita Mattheck
“Schön ist – neben ‘anmutig’, ‘hübsch’ oder auch ‘erhaben’, ‘wunderbar’, ‘prächtig’ und ähnlichen Wörtern – ein Adjektiv, das wir oft benutzen, um etwas zu bezeichnen, das uns gefällt. Es scheint, so gesehen, als wäre das, was schön ist, identisch mit dem, was gut ist, und tatsächlich gab es in verschiedenen Epochen der Geschichte eine enge Verbindung zwischen dem Schönen und dem Guten”, ein Zitat von Umberto Eco (“Die Geschichte der Schönheit”, 2004).
Weiter meint er, dass wir – nach unserer Alltagserfahrung – dazu neigen, als “gut” und “schön” nicht nur das zu bezeichnen, was uns gefällt, sondern auch das, was wir gern hätten. Aber auch der Gegenstand, den wir nicht besitzen, bleibt natürlich trotzdem schön. Die Vorstellungen über Schönheit in der Kunst wechselten durch die Jahrhunderte, denn der Begriff Schönheit war nie etwas Absolutes.
Genauso ist es in diesen Räumen des Kunstvereins. Schöne Dinge in den verschiedensten Techniken und Materialien werden an zwei Wochenenden hier im Kunstverein präsentiert, es ist ein weitgefächertes Angebot.
Ines Arndt zeigt Schmuck. Ein grundlegendes Thema der konzeptionellen Gestaltung ist die Anfertigung eines Armbandes, das von jeder Frau getragen werden kann. Dieser Schmuck besticht durch unterschiedliche Farben, aber auch durch gleiche Gliederformen aus Polypropylen mit einer Steckverbindung aus Edelstahl. An der Ringform kann man die Einzelform gut nachvollziehen. Die Anmutung der Schmuckstücke ist sehr sinnlich.
Die Ohrringe, Ringe und Kettenanhänger aus Silber von Susanne Elstner aus München gehören zur Serie “Leichtigkeit”. Außen- und Innenradien wirken durch zugespitzte Stege sehr ausdrucksstark, sie sind perfekt aneinander gefügt und in der Gesamtform erinnern sie an kleine transparente, skulpturale Objekte.
Mit geometrischen Formen und verschiedenfarbigen Edelsteinen experimentiert Birgit Janson. Die Schmuckstücke wirken sehr lebendig und individuell, was z.T. daran liegt, dass die Goldschmiedin aus Germersheim oft auch die Schmuckträgerin vor sich sieht. Warme Farbtöne der Formen von der Künstlerin Brigitte Sommer werden stilsicher in Anhänger, Ohrringe oder Ringe eingefasst.
Die Schmuckkünstlerin Silke von Bistram arbeitet mit unterschiedlichen Steinen, u.a. Onyx, Jaspis, Perlen, Lava oder Koralle. Sie präsentiert Ketten, die durch Farbwechsel, Größenunterschiede der Steine und mit interessanten Verschlüssen zu unverwechselbaren Unikaten werden.
Natürlich gehören zu einer Kunsthandwerkausstellung auch Keramiken. Gezeigt werden von Herta Lambert aus München Gefäße in Aufbautechnik, kombiniert mit einer Schicht- und Einlegetechnik, die wechselvolle Ornamente hervorbringen. Die selbst mit Oxiden und Farbkörpern eingefärbten Vasen, Gefäße und Gewürztöpfchen werden zwischen 1220 und 1260 Grad gebrannt, danach sind sie wasserdicht.
Maria Friedrich aus Neuhofen zeigt Kunstobjekte, die sowohl fragil auf einer Stange sitzen oder ganz stabil sich auf den Stelen präsentieren. Verdrehte kleine Frauenkörper mit oder ohne Flügel, kaskadenähnliche Objekte oder auch abstrahierende Gegenstandsformen in unterschiedlich schönen Glasuren werden von ihr jeweils in Gruppen gezeigt.
Die Filzunikate, wie Läufer, Taschen, Hüte, Glaswärmer oder Schals von Christina Maria Lennhof aus Karlsruhe, bestechen durch Schlichtheit und Schönheit, aber auch mit ausgefallenen Verarbeitungsdetails. Es tritt eine Verbindung aus altem Handwerk und neuer Formensprache zutage. Interessant ist eben auch, dass im 21. Jahrhundert das Filzen wieder oft praktiziert wird, obwohl diese Technik doch schon ca. 10.000 Jahre alt ist. Man braucht für das Filzen in vielen Schichten Geduld, Ruhe und Fingerfertigkeit, aber natürlich auch Kreativität. Entscheidend ist auch das Tierhaar. So verwendet Frau Lennhof Schafswollarten, Kamelhaar, Kaschmir, Hanf, Leinen, Baumwolle oder Seide.
Auch Anke Scholz widmet sich dem Material Filz. Sie erklärt, worin für sie der Reiz des Filzens liegt, durch das Masken, Köpfe, Torsi und Accessoires entstehen: “Am Anfang war das Schaf. Diesem Schaf wuchs ständig Wolle – immer mehr und mehr – bis es drohte, darin zu verschwinden. Dann wurde es geschoren – und irgendwann geschlachtet. Neben dem satten Schäfer lag ein großer Berg Wolle: zerzaust und dreckig, aber weich und warm; tot und doch irgendwie lebendig”.
Die Tücher der Textilgestalterin Helga Weilacher-Stieler aus Heidelberg werden schon zum 2. Mal gezeigt. Ihr geht es hauptsächlich um Farben in allen Schattierungen, fließende Übergänge, Kombinationen und Abstufungen. Nach dem Färben muss der Stoff durch Dämpfen, Waschen, Walken und Plissieren “in Form” gebracht werden. Die Tücher schmiegen sich an jeden Hals einer Frau an und passen zu vielen Kleidungsstücken durch die Vielzahl ihrer Farbschattierungen.
Die textilen Wandobjekte von Birgitta Hüttermann entstehen ebenfalls in einem recht aufwändigen Arbeitsprozess. Es ist eine Stoff -Wachs-Technik. Haptische und optische Reize der “Brüche”, wie bei der Batiktechnik, entstehen durch unterschiedlich starke Wachsaufträge, wobei Bienenwachs aus dem Elsass und Parafin auf Stoff aufgetragen werden.
Die unterschiedlich großen Lichtobjekte und Leuchtenunikate von Arne Hennig befinden sich im hinteren Bereich der Räumlichkeiten. Ihr Rahmen besteht aus Edelstahl und Alu. Sie besitzen durch die expressive Farbigkeit der Glasmalerei eine starke Leuchtkraft, einfach eben malerische Leuchtquellen.
Aus den hochwertigen Materialien Wolle, gekochte Wolle, Seide und Viskose lässt Doris Laubner einfach und doch zugleich raffiniert Unikat-Textilien in sorgfältiger Handarbeit entstehen – Schals für unterschiedliche Anlässe und Jacken für die kalte Jahreszeit. In die großen Sacktaschen aus Baumwoll-Jeans und Wollfilz passen garantiert viele Weihnachtsgeschenke, die man mit nach Hause nehmen möchte. -
04.11.06 bis 26.11.06
mit Sabine Amelung (Grafik), Florian Franke (Malerei), Angelika Herker (Collage), Christel Hermann (Malerei, Objekte) und Susanne Ritter (Malerei).
Museumsnacht
10.11.06 von 19.00 bis 24.00 Uhr
Frauenchor “Ultra-Schall” um 20.30 und 21.30 Uhr
Kaffee und Kuchen
Einführung von Dr. Matthias Brück
Es gehört zu den unbestrittenen Vorzügen des Kunstvereins Germersheim, dass er stets Künstlerinnen und Künstler zu seinen Präsentationen einlädt, die eben nicht vergnügt im sogenannten Mainstream paddeln, vielmehr durch Originalität und Reflexion überzeugen. Darüber hinaus werden die Betreffenden nicht unter einen ach so tiefgründigen Gesamttitel wie “Begegnung”, “Dialog” oder “Annäherung” subsumiert und bewahren deshalb von Vornherein ihre Eigenständigkeit und Besonderheit, die sie ja schließlich auch verdient haben.
Nun denn, Angelika Herker versucht auf den ersten Blick mit Materialien wie Wellpappe, Transparentpapier oder Filzpappe beinahe den oft zitierten Spruch von Heraklit “Panta rei” – “Alles fließt” ad absurdum zu führen. Denn aus den gerissenen mit wassertypisch eingefärbten Stoffen entstehen ihre regelrecht plastisch gefassten “Wasser-Landschaften”, die fast erstarrt, gefroren zu sein scheinen. Da können Meer oder See in den unterschiedlichsten Zuständen festgehalten werden. Momentaufnahmen von trügerischer und tatsächlicher Stille, sich einmal überschlagende Brandungswellen mit den kippenden Schaumkronen erreichen annähernd dreidimensionale Formationen.
Parallele Strömungen, gegenläufiger Wellengang, offenbaren eine genauste Beobachtung des Phänomens “Wasser” und dennoch gleitet diese Künstlerin nicht ins Illustrative, Dokumentarische ab. In ihren Collagen und Decollagen offenbaren sich Abstraktions- und Transformations-Prozesse, die sich längst nicht mehr nur auf die jeweiligen Oberflächen beschränken. Sie iniziieren gewissermaßen eine innere, in die Tiefe verweisende geheimnisvolle Bewegung: Also doch kein Widerspruch zu Heraklit…
In einem Katalog von Christel Hermann steht der bemerkenswerte Satz: “Bilder sind Inseln, Inseln sind Schutzräume in lauter Zeit”. Und diese Zeit hat Schutzräume, Refugien und Nischen bitter nötig. Doch in den Acrylen, Mischtechniken und Installationen spiegeln sich deshalb keine Fluchtbewegungen, Resignationen oder reine Verweigerungen wieder. Im Gegenteil: Es sind Orte der Stille, des Sich-Sammelns, quer zu den Auswüchsen unserer Erlebnis- und Spaßgesellschaft, quer zu dem Bedrängt-Werden durch Bilderflut und Lautstärke. Phänomene, die sich als Kommunikationsangebote tarnen, im Endeffekt jedoch nur zur Einsamkeit, zur Vereinzelung führen dürften…
Diese Orte, die Christel Hermann eben als geistige Regenerationszentren installiert hat, zeigen sich als Räume, die weit über das reine Informel hinaus, Inhalte andeuten, Schichten des Erlebten und des Erinnerns zu einer offenen Chiffre werden lassen. Neben Ocker-, Braun- oder Beigetönen dominiert die Farbe Weiß wohl alle Kompositionen. Sie bedeutet Verzicht auf die optische “Pfauenhaftigkeit” der Farbgebung, symbolisiert Konzentration und Beschränkung als Quelle möglichen Neubeginns. Leicht verschwommene Kinderphotos, isoliert gehängte Kleidchen werden zu bedeutungskonstituierenden Momenten, zu indirekten Appellen, eine zerstörende Gegenwart nicht verantwortungslos in die Zukunft zu transponieren.
Es ist schon verblüffend, was mit und durch eine eigentlich belanglose Form so alles geschehen kann. Zumindest dann, wenn sich eine Künstlerin wie Sabine Amelung mit ihr beschäftigt, ohne vielleicht dabei ein bestimmtes Ergebnis im Auge zu haben. Am Anfang war ein Stuhl – gewiss kein besonderer Gegenstand. Doch er muss diese Künstlerin geradezu gefordert haben, herausgefordert sogar, als wollte er nicht länger in der vorgefundenen Weise existieren. Und so könnte ein Spiel mit zahlreichen Variationsmöglichkeiten begonnen haben. Ein Format wird festgelegt, das Objekt wird gedreht, ändert seine Größe, verliert seine einstige Zuhandenheit zu Gunsten reiner Vorhandenheit à la Heidegger…
Immer neu wird er mit zahlreichen Form-Verwandten auf zum Teil hellrotem Untergrund angelegt – und eine Ordnung scheint zwanglos in die andere überzugehen. Ständig begleitet eine unterschwellige Bewegung diesen Prozess. Oft mit voller Tuschenstärke beginnend, um allmählich zu verblassen, ja beinahe zu verschwinden. Feingerillte Kreissegmente, die an frühere Schallplatten erinnern mögen, begegnen sich zwanglos im Raum, als wollten sie der Kalligraphie entsprechen, in die Sabine Amelung vielleicht ihr künstlerisches Credo eingeschrieben hat: “j’ aime que ca continue” – ich hätte gerne, dass sich das fortsetzt. Dem kann man nur zustimmen!
Viele Kunstschaffende wählen das Thema “Köpfe” oder “Mensch”. Doch Florian Till Franke ist wohl einer der originellsten und eigenwilligsten Interpreten. Seine Exponate verweigern jegliches Wiedererkennen. Weder Portrait noch Abstraktion im herkömmlichen Sinne treffen hier zu. Denn es scheint, als wäre dieser Künstler in fast archäologischer Neugierde auf prähistorische Relikte gestoßen, die er in unermüdlichem Forscherdrang zu rekonstruieren versuchte…
Schicht um Schicht dürften sie Gestalt gewonnnen haben. Sand, Bindemittel und Farben wurden aufgetragen, nur langsam veränderte sich die Form. Drahtstücke entwerfen bisweilen Teile einer möglichen Physiognomie, die ungesichert bleibt, bestenfalls Ahnungen vom einstigen Erscheinungsbild gewährt. Möglicherweise wäre ja der Begriff “Maske” eher angebracht, gerade weil intensive Farbgebungen und Untergrundstrukturen beinahe an prächtige Sarkophage altägyptischer Totenkulte erinnern mögen. Und bei manchen Exponaten ist man tatsächlich versucht, den Deckel zu heben, um die von Florian Franke inszenierten Geheimnisse zu lüften. Wie stellte August Everding so richtig fest: “Phantasie muß grenzenlos sein. Denn gezähmt wäre sie keine Phantasie”.
Die Menschen-Bildnisse von Susanne Ritter sind eigentlich keine Portraits im herkömmlichen Sinne. Hat sie doch ihre Modelle auf der Straße angesprochen, gezeichnet oder fotografiert. Im Atelier – ohne die jeweiligen Modelle – wurden die Vorlagen nun in mehr als doppelter Lebensgröße zu dem, was Sie jetzt vor sich sehen. In erlesener Eitempera- und Acryl-Lasurtechnik entstanden nun Arbeiten, die entfernt mit der frühen Bildnismalerei, mit Mumienportraits oder Ikonen Ähnlichkeiten aufweisen mögen, wie die Künstlerin selbst anmerkt.
Das Faszinierende daran ist eine ständige Uneindeutigkeit. Einmal scheint eine Synthese aus Realem und Idealem zu überwiegen, einmal wird man von einer leisen Stille, ja Leblosigkeit erfasst, die durch die planen, fast monochromen Hintergründe noch verstärkt werden mag. Der jeweilige Blick – auch wenn er den Betrachter direkt zu treffen scheint, vermag nur selten, wenn überhaupt eine kaum zu definierende Distanziertheit zu relativieren.
Diese Menschen haben längst ihren Alltag suspendiert, existieren in anderem Räumen, Welten. Und dennoch, vielleicht gerade deshalb packen sie ihr Gegenüber, der sich dieser genialen Rätselhaftigkeit, diesem Anders-Sein nicht entziehen kann, nicht mehr entziehen will. -
02.09.06 bis 08.10.06
Im September 2006 stellt der Kunstverein Germersheim seine Räume für ein Ausstellungsprojekt mit zwölf KünstlerInnen aus Rheinland Pfalz zu Verfügung. Für die Auswahl der KünstlerInnen war Madeleine Dietz verantwortlich.
Sabine Dehnel (Malerei), Madeleine Dietz (Skulpturen), Daniela Dürr (Malerei), Mario Hergueta (Objekte), Gregor Hildebrand (Malerei), Anton Kokl (Interferenzbilder), Fiona Léus (Fotografie), Sigrid Schewior (Malerei), Jan Schmidt (Installation, Fotografie), Susanne Wadle (Objekte), Paloma Varga Weiß (Skulptur) und Barbara Wille (Installation) nehmen an der Ausstellung teil.
Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz übernimmt die Schirmherrschaft und unterstützt dieses Projekt maßgeblich. Das Projekt soll den Auftakt zu einer in regelmäßiger Folge stattfindenden Ausstellungsreihe bilden, die ein Ersatz für die frühere Ausstellung “Kunst und Künstler aus Rheinland-Pfalz” oder die Landeskunstausstellung sein soll. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Projekt in zweijährigem Rhythmus realisiert würde, an wechselnden Standorten, mit wechselnden KuratorInnen und KünstlerInnen.
Seit einigen Jahren findet die Ausstellung “Kunst und Künstler in Rheinland-Pfalz” nicht mehr statt. Die 1984 konzipierte Ausstellung sollte repräsentativ für das Kunstschaffen in Rheinland-Pfalz sein und Spitzenniveau besitzen. Diese Ausstellungsreihe wurde seit 1984 jedes Jahr durchgeführt. Prämisse war bisher, dass die Ausstellung an stets wechselnden Orten stattfinden soll. Bei der Durchführung dieser Ausstellung war das Land auf die Kooperation mit den Kommunen und Organisatoren angewiesen.
Aus Gesprächen mit ehemaligen KünstlerInnen, die an dieser Ausstellung teilgenommen haben, ging deutlich hervor, dass die ursprüngliche Konzeption der Landeskunstausstellung kaum noch auf positive Resonanz stieß, weder bei den Besuchern noch bei den Kunstschaffenden. Sie besaß offensichtlich kein großes Renommee, da sich viele der erfolgreichen KünstlerInnen nicht mehr beteiligt hatten. Auch die jüngere Generation zeigte kein Interesse, was zur Folge hatte, dass die neuen Medien kaum Beachtung fanden.
Das ganze Ausstellungskonzept musste in Frage gestellt werden, mittlerweile gibt es diese Ausstellung nicht mehr. Als Ersatz konnte oder kann die regionale Kunstmesse in Pirmasens/Mainz nicht gewertet werden. Die meisten KünstlerInnen, die auf dem überregionalen Kunstmarkt vertreten sind, empfinden ein “sich selbst in den Messestand Stellen” als unprofessionell. So sind viele KünstlerInnen, deren Arbeiten auf den überregionalen Messen vertreten sind, nicht auf dieser Selbstvermarktungsmesse zu sehen.
Die Maßstäbe einer erfolgreichen Kunst- und Kulturpolitik werden in ihrer Offenheit, Großzügigkeit, Flexibilität und dem Pluralismus an Europa und erst in zweiter Linie an den nationalen oder regionalen Gegebenheiten gemessen.
Auf der Suche nach neuen Präsentationsmöglichkeiten wurde ein Konzept diskutiert, das auch wieder renommierteren KünstlerInnen gerecht wird und die junge Generation einbezieht, um damit auch neue Tendenzen in der Kunst aufzuzeigen. An wechselnden Standorten sollten eine kleine Auswahl von KünstlerInnen Ihre Arbeit präsentieren. Die Auswahl sollte KünstlerInnen jeden Alters miteinbeziehen und qualitativ einen Querschnitt künstlerischen Schaffens im Land vorstellen.
Der Kunstverein Germersheim verfügt über Räumlichkeiten, die für ein solches Konzept geeignet sind. Die ausgewählten KünstlerInnen zeigen Exponate aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Grafik, Objekte und Video. Die Liste der KünstlerInnen lässt hoffnungsvolle Rückschlüsse auf die kreative Dichte einer Kunstlandschaft und urbanen Kunstszene zu, die mit Rheinland-Pfalz hier zur Diskussion gestellt – oder vielleicht in Frage gestellt wird.
Links:
Dietz Madeleine (Rubrik KÜNSTLER) -
Malerei
01.06.06 bis 02.07.06
Jens Andres
Jens Andres “Installative Malerei”, die im Mai 2005 im “raum 2” des Mannheimer Kunstvereins zu sehen war, zeigt Bild-Arrangements aus an-, über- und nebeneinander geordneten Bildern. Sie fügen sich zu eigenwilligen Gesamtformen, die teilweise in ihrem Inneren frei bleiben, eine leere negative Fläche umspielen.
In ihnen wird scheinbar alles wild durcheinander kombiniert: gefährliche Fische, nette Comicfiguren, röhrende Hirsche, schrille Streifen, abstrakte Muster. Auch diverseste Materialien wie Seidenunterwäsche, weitmaschige Strumpfhosen oder Leinenhandtücher werden integriert. Der Bruch zwischen perfekt inszenierter Oberfläche und sinnlicher Malkultur verblüfft und eröffnet doppelsinnige Erkenntnisreisen aus der Distanz heraus, wie sie Jens Andres dann auch ironisch “Auf der Suche nach dem Glück” betitelt.
Susann Gassen
Susann Gassens Arbeiten beziehen sich auf bestimmte historische, politische oder andere aktuelle Gegebenheiten des 20. und 21. Jahrhunderts. Dem Malprozess geht eine sorgfältige Recherche voran, in der das Thema unter möglichst vielen Aspekten untersucht wird. Die Auswahl des Bildmaterials, das im Malprozess bearbeitet wird, wird durch Änderungen wie Einfügung oder Weglassen von Bildteilen und Details, Übermalungen etc. dem jeweiligen Anlass gemäß, z.B. kritisch, ironisch, dokumentarisch oder grotesk bearbeitet.
In der entstehenden Werkgruppe “Korrigierte Wahrheit” (Mai/Juni 2005, Galerie Michael Neff Ffm) werden Wohnungen, Arbeitsplätze, “Machtzentralen” unterschiedlichster sozialer und beruflicher Milieus mit Humor und Ironie analysiert, diffizile Zusammenhänge suggeriert und Aussagen manipuliert, Wahrheiten korrigiert. Die Komplexität unserer heutigen Lebenswelt stellt Susann Gassen auch dadurch her, dass sie unterschiedlichste Aspekte der Farbe, der Reflexion des Bildes und der Maltechnik simultan Themen der Politik, Kunstgeschichte oder Wissenschaft referieren lässt.
Hans-Peter Stark
Hans Peter Starks Malerei ist weniger statisch: Pastose Farbmassen, furiose Bildspuren wechseln mit aufgeladenen, rhythmisierten Flächen. Was so lebhaft spontan daher kommt, ist Perfektion in der Beherrschung des Mediums. Bewegungen werden umgesetzt in kalkulierte Malhandlung: Vibrationen zwischen Fläche und Relief. Dabei bleiben die Formen der Bildgegenstände schemenhaft. Die scherenartige, schablonenhafte Darstellung der Figuren lässt sie mehr ahnen als identifizieren.
Hans-Peter Stark setzt weniger auf Abbildung als auf Wahrnehmungsstrategien. Die sinnlich-lebendige Malerei zeigt eher das Umfeld als die Dinge an sich und animiert den Betrachter unwillkürlich, die Leerstellen mit eigenen Evokationen zu füllen. Starks Idole wie Cowboyhelden aus Filmstills, Musiker, Fußballer werden gesehen, aber erst auf den zweiten oder dritten Blick. Wenn die Vorstellungskraft des Betrachters angefeuert ist, erschließt sich auch der Inhalt. -
Laurent Reypens (Malerei), Hans Thomann (Malerei), Günter Wagner (Skulpturen, Objekte)
29.04.06 bis 21.05.06
Einführung von Dr. Martine Wehlte-Hoeschele
Als Sie in die Ausstellung gekommen sind, haben Sie sicher bemerkt, dass alle drei Künstler im ersten Ausstellungsraum mit je einer Arbeit vertreten sind, sich also zum Willkomm Ihnen gewissermaßen vorstellen.
Ich habe das bei meinem ersten Besuch gestern nicht gemerkt, bin durch die Eingangstür gegangen und habe den Blick erst einmal schweifen lassen, von Wand zu Wand über den Boden, den Gang entlang, neugierig – “Na, was gibt’s denn da alles? Aha!”. Und damit bin ich prompt dem Schweizer Künstler Hans Thomann in die Falle gelaufen, denn seinen “Fern-Seher”, einen kleinen Fernrohr-Gucker auf einer Hand, über der Eingangstür gewollt unauffällig platziert, diesen Fern-Seher habe ich nicht bemerkt.
Sie freilich haben erstens Hans Thomanns Wortspiel im Werktitel bemerkt und zweitens natürlich auch, worauf die originelle Arbeit anspielt: Auf die Überwachungskameras in Parkhäusern und Geschäften, die ausspionieren, ob uns der Hosenbund kneift, ob wir noch mal verstohlen den Inhalt unserer Geldbörse überprüfen oder statt des Lippenstifts ein Klappmesser in der Handtasche mit uns führen – Observation als Preis für scheinbare Sicherheit.
Sollte man da nicht doch lieber nach den Sternen schauen, sehnsüchtig, verträumt und neugierig, wie es Hans Thomanns “Fern-Seher” ganz offenkundig macht? In dieser Arbeit und ihrer gut auf Wirkung berechneten Hängung offenbart sich eine humorvolle Brechung zwischen romantischem Gefühl und geschäftsmäßiger Rationalität, zwischen gestern und heute. Der Überraschungseffekt, der Witz, die Irritation und hintersinnige Kritik sind charakteristisch für seine Arbeiten, zumal für die jüngsten, in diesem Jahr entstandenen, die Sie in dieser Ausstellung sehen.
Das übrigens gilt für alle drei Künstler: Was nicht eigens für diese Schau geschaffen wurde, wie Günter Wagners Bodeninstallationen, das kommt doch ganz frisch aus den Ateliers.
Aber zurück zu Hans Thomann: Er stammt aus dem schweizerischen Uzwil, lebt und arbeitet in St. Gallen, wo er vier Jahre lang an der Kunstgewerbeschule Malerei studiert hatte, bevor er 1981 an die Salzburger Akademie wechselte und schließlich als Meisterschüler von Mario Merz nach Turin ging.
Was hat er von seinem prominenten Lehrer mitbekommen, da es ja augenscheinliche Parallelen nicht gibt? Sich in das Wesen der Dinge zu versenken, Grundformen über Zeiten hinweg aufzuspüren, archetypische Vorbilder für die Dinge zu finden, mit denen wir uns heute umgeben. Hans Thomanns Schaffen kreist um die Grundform der Figur und die Frage, was schafft sich der Mensch für Abbildungen von sich selbst? Denken wir an das Kind mit seinen Puppen, einer Lieblingspuppe zum Knuddeln oder einer Barbie zum Ausstaffieren und Stylen als Projektion seiner selbst in die Zukunft – “So will ich mal sein!”.
In einem der hinteren Ausstellungsräume sehen Sie an der Wand eine kleine männliche Figur aus steifem Geflecht. Es ist gewissermaßen ein Abdruck von Barbies Partner Ken. Doch auch die Erwachsenen schaffen sich ihre Vor- und Leitbilder, Ersatz-Ichs: ob es der Dummy im Auto ist oder die Schaufensterpuppen, deren Maße – Größe, Taille, Gesicht, Frisur – im Zehn-Jahres-Rhythmus wechseln und uns immer neue Schönheitsideale vorgeben. Zähneknirschend versuchen wir diesen selbstgestellten Ansprüchen gerecht zu werden, nur selten hinterfragen wir sie.
Hans Thomann arbeitet mit diesen Figurenbildern, diesen Menschenbild-Entwürfen. Er schneidet Schaufensterpuppen auf, umkleidet sie mit einem gitter- oder bortenähnlichen Stoff, den er eigens in einer St. Gallener Weberei hat anfertigen lassen. Diese Stoffgitterhüllen werden mit Boxi-Harz getränkt, das sie stabilisiert, sobald es getrocknet und hart geworden ist. Vorder- und Rückseite der Figuren sind seitlich, kaum sichtbar, miteinander vernäht.
Wie kam der Künstler auf diese Arbeitsweise? Es war der Schattenwurf einer Figur in der Sonne, der die Idee vorgab und der Umstand, dass St. Gallen ein Zentrum der Schweizer Stoffindustrie ist, der ihn zu dem Material Stoff führte. Der künstlerische Gehalt seiner Arbeiten ist unbestritten; gleichwohl bewegt sich Hans Thomann bewusst zwischen Kunst und Design, scheut keine Modetrends, zumal ihn gerade das Profane interessiert.
Davon zeugt seine Bilderserie mit Nahaufnahmen von den Stoffgeflechten und Farbakzenten in den derzeitigen Modefarben orange und grün. Der Werkkomplex an der gegenüberliegenden Wand arbeitet mit denselben Effekten, was Sie beobachten können, wenn Sie Ihren Standpunkt von rechts nach links verlegen.
Zum Schmunzeln sind besonders zwei Arbeiten in der gegenüberliegenden Koje, in denen er traditionelle Häkelstoffe nach demselben beschriebenen Prinzip verarbeitet hat. Wir begegnen einer Moses-Persiflage – mancher mag darin auch den faustschen Mephisto erkennen – in Häkelstoff. Auf unnachahmliche Weise vermischt sich hier Platzdeckchen-Mief mit heroischer Thematik. Das gleiche Spiel im Platzhirsch daneben: Die Trophäe hat unverkennbar ein menschliches Gesicht unter dem imposanten Geweih, womit klar ist, dass der Künstler hier eher unliebsame Konkurrenz als etwa den Waldhirsch erlegt hat.
Wer vor den Häkeldeckchen-Figuren etwa flüchten will, kann ja versuchen, sich an die Notausgang-Uhren zu halten. Da aber die Pfeile mit fortschreitender Zeit ständig die Richtung wechseln, erweist sich der vermeintliche Fluchtweg schnell als Irrweg. Neben solchen subtilen Deutungsspielereien ist, gerade an den Gitterfiguren ablesbar, auch das Thema “Raum” charakteristisch. Die Transparenz, Lichtdurchlässigkeit, die eine starre Abgrenzung von Außen- und Innenraum aufhebt, wirft die Frage auf: Baut sich die Figur auf oder baut sie sich ab? Das entscheidet sich im Kopf des jeweiligen Betrachters, der das Maß der Dinge vorgibt, so wie der Künstler selbst es für sich entschieden hat. Das Kunstwerk vollendet sich im Blick des Betrachters, so lautet eine Rezeptionstheorie, über die man stundenlang diskutieren könnte.
Schon beim ersten Gang durch die Ausstellung dürfte Ihnen aufgefallen sein, wie gut die Arbeiten der drei Künstler miteinander korrespondieren, wie durchdacht alles wirkt. Drei Seelenverwandte, unter deren Händen sich der Ausstellungsaufbau wie von selbst ergab – inspiriert eben? Oder genaue Kalkulation? Suchen Sie sich die Antwort aus, wahrscheinlich ist es, wie so oft im Leben, eine Mischung aus beidem.
Eine Reverenz an den Künstlerkollegen Günter Wagner ist jedenfalls Thomanns Kessel mit Meersalz auf den Treppenstufen, ironischer Ausdruck der alpenländischen Sehnsucht nach dem Meer, aber eben auch optischer Anklang an Günter Wagners Installationen mit dem blendend weißen, gemahlenen Glas, das er mit Glasbruchstücken in dynamischen Zacken, gleichwohl geometrisch gebändigt, auf dem Boden ausgebreitet hat. Der innere Rhythmus speziell der ersten, im Mittelgang aufgebauten Bodeninstallation ist gleichwohl zielgerichtet.
Folgen Sie dem Verlauf der Zacken, so erkennen Sie, dass diese auf flankierende Wandarbeiten hinweisen. Der Raum wird auf diese Weise vom Blick des Betrachters abgemessen, durchkreuzt. Weiter hinten ist mit Glassand ein Flusslauf auf den Boden gestreut. Die Schiffchen, die ihn befahren, sind unverhältnismäßig groß, wie das auch bei den Wandarbeiten der Fall ist, auf denen Günter Wagner jeweils einen Ausschnitt des Verlaufs von Ganges, Amazonas, Mosel aus der Landkarte auf den Glasträger übernommen hat. Was darauf fährt, sind übrigens keine Binnenschiffe, wie es ja logisch wäre, sondern Schlepper für Ozeandampfer, eine ironische Brechung, die mit unseren Sehnsüchten nach der großen weiten Welt spielt – mit den Fingerreisen auf der Landkarte.
Günter Wagner ist Ihnen mit Sicherheit kein Unbekannter mehr, auch wenn Sie sich vielleicht nicht mehr an seine erste Ausstellung im Germersheimer Kunstverein 1992 erinnern. Er ist gebürtiger Karlsruher, lebt in Bruchsal, studierte zunächst an der Universität Marburg Grafik und Malerei und dann 1977 bis 1981 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Markus Lüpertz. Seit 1987 ist er mit Einzelausstellungen sowohl in der Region – Bruchsal, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim – hervorgetreten, als auch bundesweit und im Ausland, in Nürnberg, Köln, Frankfurt, München, Florenz, Maastricht, Paris, New York, darunter zweimal zusammen mit Laurent Reypens, nämlich 2002/2003 in Antwerpen und 2004 in Arbon.
Günter Wagners Schaffen verlangt einen kontemplativen Zugang, die Betrachtung seiner Werke muss sich als eine Kunst der Versenkung vollziehen. Da wir hier nur die neuesten Arbeiten von ihm sehen, die einen Entwicklungsschritt gegenüber seiner bisherigen Vorgehensweise markieren, will ich nur die bleibenden Grundzüge seines Oeuvres über die Jahre hinweg nennen. Er arbeitet mit patiniertem Stahl oder Gusseisen und sandgestrahltem Glas, Glasbruch oder sandgestrahlten Spiegelplatten. Charakteristisch sind die sensiblen Bezüge und Wechselwirkungen zwischen den verwendeten Materialien, die Sie in der Ausstellung beobachten können.
Hier, in den Werkreihen dieses Jahres, hat er Bleistücke von Kirchendächern und alten Häusern verwendet, deren malerischer Oberflächenreiz ihn fasziniert hat. Die Bleistücke sind relativ gut zu verarbeiten, zu glätten, knicken oder falten. Günter Wagner, der von jeher das Wechselspiel der Materialien liebt, hat sie mit Granitsteinen kombiniert, die mit Eisen beschichtet sind. Dessen Korrosionsprozess wurde mittels Laugen und Säuren beschleunigt. Die Bleistücke sind auf Holzrahmen aufgenagelt, ihre Farb- und Oxydationsspuren lesen sich als Zeitspuren. Das ferresierte Steinelement in der Mitte ist eingeklebt, rechts unten findet sich der Signaturstempel.
Allen Werken eignet ein meditativer Charakter, das malerische Element dringt – gegenüber früheren Arbeiten – wieder stärker hervor, die konstruktiven Gestaltungsprinzipien sind ersichtlich. Was beim Betrachten der Tafeln auffällt, ist das Ineinander- und Durchdringen von Raumschichten und das Arbeiten in Gegensätzen – warm und kalt, exakte und naturhafte Geometrie, leicht und schwer.
Man wird diese Werkkonstanten sicher besonders gut in der großen monografischen Ausstellung in Pirmasens verfolgen können, die für September diesen Jahres vorbereitet wird. Ich habe erwähnt, dass Günter Wagner und Laurent Reypens schon zwei gemeinsame Ausstellungen gemacht haben und fast will es scheinen, als hätten sie sich dadurch gegenseitig beeinflusst. Denn während der Bildhauer in seinen jüngsten Arbeiten stärker zur Fläche tendiert, greift der Maler – wie Sie an den Bildern zu Beginn der Ausstellung gesehen haben – in den Raum aus.
Laurent Reypens wurde im belgischen Westerloo geboren. Er studierte an der Kunstakademie in Mechelen und 1978 bis 1981 in Antwerpen. Die Auswahl seiner Einzelausstellungen ist nicht minder beeindruckend als bei Günter Wagner, schwerpunktmäßig immer wieder Antwerpen, Brüssel, Mechelen, Paris und in Deutschland, 2001 u.a. im Schloss Bruchsal.
Laurent Reypens ist ein moderner Nachfahre der flämischen Stilllebenmaler, deren Tradition einer äußerst sorgfältigen Wiedergabe von Gegenständen, eines hochdifferenzierten Einfangens von Lichtwirkungen und Reflexen sowie lasierenden Malweise er fortsetzt. Die flämischen Stilllebenmaler des 17. Jahrhunderts waren hochspezialisiert, wie anders hätten sie es zu derart staunenswerter Meisterschaft gebracht. Sie hatten daher ein relativ enges Themen- und Motivspektrum.
Das ist auch bei Laurent Reypens der Fall. Sein Motiv ist seit nunmehr 20 Jahren die Kaffeetasse und zwar in ihrer schlichten dickwandigen Fassung aus Frankreich. Etwa 200 solcher Exemplare hat er zu Hause gesammelt und er malt sie immer und immer wieder – in kleinen, mittleren und übergroßen Formaten.
Im letzten Ausstellungsraum sehen sie eine solch riesige Arbeit, die, mehrere Meter breit, aus quadratischen mitteldichten Faserplatten zusammengefügt ist und seriell immer weiter fortgesetzt werden kann. Auf der Rückseite sind die Bildträger zumeist rot bemalt, ein persönliches Markenzeichen des Künstlers.
In Laurent Reypens Gemälden verschmilzt das immer von links einfallende Licht zu keramischen Figurationen, die aus der Malfläche herauszuquellen scheinen. Es sind imaginär räumliche Gebilde von einer starken Präsenz. Gegenüber früheren, etwas groberen und stärker konturierten Bildern wirken die neuesten Gemälde atmosphärisch. Raum und Licht werden eins und der Betrachter kann sich in das Bild integrieren, bei dem es auf den Gegenstand längst nicht mehr ankommt, sondern auf ein meditatives Sich-Einlassen.
Laurent Reypens arbeitet monochrom. Lange Zeit verwendete er nur Schwarz und Weiß, nun ist Ocker hinzugekommen. Die Farbpigmente mischt er selbst zu Farben, die Tonwertigkeiten und Abschattierungen erlangt er durch den dünnen Auftrag mehrerer Farbschichten, hier zehn, dort 15, in der äußerst kontrollierten Vorgehensweise der Lasurtechnik. Die räumliche Wirkung in der Fläche, die Transformation von Raum in Licht und schließlich das Ausgreifen des Bildes selbst in den Raum, der Dialog mit der Skulptur also, das macht die Spannung seiner Werke aus und ihre Qualität. -
11.02.06 bis 05.03.06
Elke Wree, Hanna-Nagel-Preisträgerin des Jahres 2004, stellt derzeit ihre Bilder im Zeughaus des Kunstvereins in Germersheim aus und gibt damit einen Überblick über ihr Schaffen aus mehreren Jahrzehnten.
Aus Flensburg stammend, studierte die Künstlerin von 1962 bis 1967 Malerei an der Kunstakademie Karlsruhe bei Professor Heinrich Klumbies und an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Professo Hann Trier. Seit 1969 lebt sie in Karlsruhe und hat ein umfangreiches Werk geschaffen, das inzwischen in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten ist. Standen ihre Arbeiten zu Beginn im Zeichen der hoch-expressiven, gestischen Kunst, die subjektive Wahrnehmung von Natur, Wasserflächen, Himmel und weiter Landschaft in abstrakt-bewegte Farbräume umformte, stehen die neueren Arbeiten für eine fortschreitende Abstrahierung, in der die Umsetzung von Emotion eine wesentliche Rolle spielt.
Heute sind ihre Bilder von der geschauten Welt gelöst, sind das Resultat autonomer Farbe in Form übereinander geschichteter Farbräume, die, mit schriftartigen Chiffren überschrieben, das Auge durch kleine Öffnungen in die Tiefe führen und den Wachstumsprozess des Bildes Schritt für Schritt aufrollen.
(Dr. Marlene Angermeyer-Deubner)
Jens Trimpin, geb. 1946, arbeitet in Mannheim
Einzelausstellungen (Auswahl):
1991
– Skulpturen, Brückenturmgalerie, Mainz (mit Karin Radoy, Malerei)
– Skulpturen, Galerie im Bürgerhaus, Neunkirchen/Saar
1994
– Skulpturen, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen/Rhein
1996
– Skulpturen und Modelle, Mannheimer Kunstverein
2000
– Skulpturen, Bilder, Modelle, Landratsamt Ulm
2001
– concrete – Modelle für Beton und Steinskulpturen, Kunstverein, Friedberg/Hs.
– concrete – Modelle für Beton und Steinskulpturen, Städtische Kunsthalle Mannheim
2003
– Skulpturen, Galerie Veronica Kautsch, Michelstadt (mit Madeline Denaro, Malerei)
2004
– Skulpturen, Galerie Wolfgang Wolff, Egestorf
2005
– Skulpturen Tafeln, Photos, Kunstverein March
2006
– Skulpturen, Galerie Stracke, Köln (mit Lorenzo Guerrini, Medaillen und Gouachen)
Gruppenausstellungen (Auswahl ab 1998):
1998
– Turm zu Babel, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen
1999
– International Art Festival Naju, Süd-Korea
2004
– Kunst-Licht, E-Werk Hallen für Kunst, Freiburg/Breisgau (mit Renée Levi, Robert Barry,
Rupprecht Geiger, Raimer Jochims, Peter Schlör, Vladimir Spacek, Klaus Staudt, Matteo
Trabattoni u.a.)
– Art 35 Basel, Galerie Nicole Schlégl, Zürich
2005
– Art 36 Basel, Galerie Nicole Schlégl, Zürich
– Aspekte zeitgenössischer Kunst Galerie Schlégl, Zürich (mit Frank Badur, Max Cole,
Marcia Hafif, Helmut Federle, Jo Schöpfer)
Werke in öffentlichem Besitz (Auswahl)
– Frankfurter Aufbau-AG, Frankfurt/Main
– Kunsthalle, Mannheim
– Landratsamt Alb-Donau-Kreis, Ulm
– Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
– Museum für gegenstandsfreie Kunst, Otterndorf
– Bundesanwaltschaft, Karlsruhe
– Von der Heydt-Museum, Wuppertal
2005
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Grafik, Malerei, Objekte
05.11.05 bis 27.11.05
Einführung von Dr. Matthias Brück
Es zeichnet den Kunstverein Germersheim aus, dass er sich in der Regel Künstlerinnen und Künstler auszusuchen pflegt, die nicht im allgemeinen Mainstream mitpaddeln, die original und originell arbeiten, ohne ins Beliebige, in den flüchtigen Gag abzugleiten.
Also keine Post-Halloween-Exponate, sondern Werke, die zum Motto des heutigen Abends passen: Kultur-Nacht lautet schließlich die Einladung! – Da entführt Oliver Schollenberger in südliche, mediterrane Gefilde, doch nicht auf die gewohnte Urlaubsfotoweise mit viel Gefühl und Sonnenuntergang. Er entwickelt – ganz im Sinne der reinen oder absoluten Malerei – Motiv und Komposition aus dem Malen, aus der Farbe heraus.Dabei gelingt ihm u.a. eine raffinierte Synthese aus Abstraktion und Gegenständlichkeit, in deren Kontext sich immer wieder Objekte wie Boote, Blüten, Gesichter, Pflanzen, Fische oder Kaffeetassen unterschiedlich gruppieren können. Nur dem Stier scheint eine Sonderrolle zugeschrieben zu sein.
Dabei wird dieser Künstler nicht zum Nacherzähler des ehemals Erlebten und Genossenen, sondern er kreiert farbmächtig und heiter-gelassen zugleich schlicht neue Welten, erfindet sie regelrecht…
Auch wenn die Bildinhalte nicht die erste Rolle in diesem Prozess spielen mögen, reizen sie die Betrachter dennoch zum assoziativen Denken, vermitteln oder erinnern sie an die jeweils eigene Stimmung, ohne deshalb eine inhaltsreiche Geschichte zu erzählen. Damit garantieren diese Exponate stets eine gewisse Offenheit, obwohl sie sich – formal gesehen – in beinahe hermetisch wirkenden Flächen und Parzellen begrenzt präsentieren.Es scheint, dass fast alle Mischtechniken von Heidi Kuhn von direkt-indirekten Schwingungen durchzogen werden. Einst vielleicht nur unsichtbar als Schall und Energie, dann regelrecht konkretisiert, materialisiert als Wogen und Wellen. Diese Themenwahl resultiert einerseits aus einer langjährigen Beschäftigung mit diesem Komplex, andererseits aus den Informationen über eine kapitalistische Ausnutzung der Wasserknappheit in vielen Teilen der Welt.
So erklären sich auch die vielfachen kompositorischen Gegensätze, wenn beispielsweise der obere, schlanke Bildraum kaum erkennbare Schwingungen fasst, während in den unteren Partien der lebensnotwendige Zugang zu Wasser versperrt, verbarrikadiert wurde. Selbst die Fisch-Stillleben lösen sich nicht vom Medium “Wasser” als lebenskonstituierendes Element. Auch wenn bisweilen nur ein blankes Skelett indirekt an diesen Freiraum erinnert.
Natürlich kann man diese Exponate ebenso ohne diesen skizzierten, politisch-wirtschaftlichen Hintergrund erleben. Denn sie entfalten darüber hinaus eine ästhetische Spannung aus Fließen, Bewegt-Sein, starrem Verharren und Ausgesperrt-Bleiben. Nicht umsonst wird darüber hinaus die “Wand” in ihrer Bedeutung als verbergende Begrenzung zu einer ständigen metaphysischen Herausforderung! Vieles verbirgt sich, bleibt zu entdeckendes Geheimnis – und das in einer Zeit, die doch gerne alles an die große Glocke hängt.
Mit ihren Hochdruck-Grafiken – ob Linol- oder Holzschnitt – interpretiert Helga Boebel unsere Welt als ein Gefüge, ein Geschehen des Sich-Überlagerns, des Sich-Wiederholens.
Serielle Muster aus vielen gleichförmigen Einzelsituationen folgen hier aufeinander, werden zu unterschwelligen Strukturen, in denen die jeweiligen Motive zu regelmäßigen, fast ornamentalen Partien verschmelzen. So inszeniert diese Künstlerin hier in diesen seriellen Reduktionen regelrecht Schablonen unserer Massenkultur, in der die Gegensätze erhalten bleiben. Das Einzelne steht in Opposition zum Ganzen, das Individuum zur Allgemeinheit, wobei gerade diese Konstellationen zu einem Spannungsgefüge werden, das diese Arbeiten motiviert.
Innerhalb eines bestimmten formalen Rahmens – seien es Quadrate oder Rechtecke, die häufig den kompositionellen Aufbau festlegen – reihen sich szenische Wiederholungen und mögliches Alltagsgeschehen in austauschbarer Gleichzeitigkeit und Gleichförmigkeit aneinander. Die Gesamtfläche kann man sich somit als Endlosfilm vorstellen in der Nietzsches “Wiederkehr des Gleichen” konsequent cineastische Wirklichkeit geworden ist.
Doch Helga Boebel verharrt nicht in einer nur fatalistischen, eindimensionalen Deutung. Je nach Farbdunkel oder sich steigernde Helligkeit, werden ihre Arbeiten zur existentiellen Daseinsinterpretation, in der Aufstieg und Scheitern stets schicksalsbestimmend bleiben.
Man könnte an Paul de Lagarde erinnert werden: “Jeder Mensch hat die Chance, mindestens einen Teil der Welt zu verbessern – nämlich sich selbst.”
Inge Barié-Kolb hat die Archäologie, das Forschen und Graben nach Vergangenem, schlechthin zu einer künstlerischen, existentiellen Praxis erhöht. Sie ist eine Suchende, die den Mythos in ihren Exponaten erhellt, interpretiert und in zeitlose Beziehung zum menschlichen Dasein zu setzen weiß.
In ihrer heutigen Installation umkreist sie Demeter, die Göttin der Mutter Erde, die nicht zulassen will, dass ihre Tochter Persephone sie verlässt und die Gattin des Hades, des Gottes der Unterwelt, wird. In ihrer Trauer und Depression über die Trennung von ihrer Tochter sorgt sie für Missernten auf der Erde, bis ein Kompromiss gefunden wird und Persephone einen Teil des Jahres bei ihr verbringen darf.
Der Wechsel von Trauer und Freude der Göttin Demeter manifestiert sich im Absterben der Natur, die im Frühjahr wieder von neuem erblüht, aufbricht. Mit den entsprechenden Materialien – Sand, Erde, Jute, Leinen, Kork, Champagner, Kreide, um nur einige zu nennen – und ihrer bevorzugten Kasein-Malerei, gelingt es dieser Künstlerin diese mythologischen Strukturen psychologisch-philosophisch ins Zeitlos-Gegenwärtige zu transformieren: Die problematische Beziehung von Mutter und Tochter, die unvermeidbare Trennung, der Schmerz, aber ebenso die erlernbare Fähigkeit zu Kompromiss, um mit seinem Schicksal umgehen zu können.
All diese Facetten und Schichten lassen sich aus dem Werk von Inge Barié-Kolb herauslesen, waren und sind sie doch Impuls ihres Schaffens. Und dennoch entfalten diese Exponate – auch ohne die skizzierten mythologischen Voraussetzungen – eine ästhetisch-faszinierende Wirkkraft, der man sich kaum entziehen kann.
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Zeichnungen, Installationen
10.09.05 bis 02.10.05
Egon Schrick
1935
– geboren in Krefeld/Niederrhein1955-1960
– Architekturstudium an der Werkkunstschule Krefeld, Gestaltungslehre bei Prof.
Gerhard Kadowbis 1977
– Architekt in Worms/Rheinseit 1960
– freie künstlerische Arbeiten (Zeichnungen, Radierungen)1975-1980
– figürliche Objekteseit 1977
– Performancesseit 1992
– zeichnerische RauminstallationenAusstellungen (Auswahl)
– Worms, Mannheim, Mainz, Kaiserslautern, Amsterdam, Berlin, Krefeld, Speyer,
Darmstadt, Tübingen, Frankfurt a.M.Nicolaus Werner
1943
– geboren in Kirberg/Kreis Limburg-Lahn1963
– Abitur in Wiesbadenseit 1963
– Studium der Philosophie, Geographie, Kunstgeschichte und Kunsterziehung an
der Johannes-Gutenberg-Universität Mainzseit 1969
– Kunsterzieher in Neuwied1978-1982
– Aufenthalt in Istanbulseit 1984
– Verknüpfung von Art-Performance und Bewegungstheaterseit 1990
– Sommeratelier in Hünfelden-Heringenseit 1993
– Mitglied im BBK und der Gruppe 93, Bildende Künstler Neuwied1998
– Stipendium “Einzelgänger” bei Marie-Jo Lafontaine, Bundesakademie WolfenbüttelAusstellungen (Auswahl)
– Basel, Darmstadt, Dortmund, Faenza, Gießen, Istanbul, Köln, Mußbach,
Neuwied, Pirmasens, Prüm, Bad Irsee, Mainz, TrierEinführung von Dr. Matthias Brück
Längst ist der Traum von der einen, objektiv verfügbaren Welt ausgeträumt. Philosophie, Wissenschaft und Kunst verfügen über ein fast unübersehbares Potential von Theorien, Erkenntnissen wie Interpretationsmöglichkeiten. Und doch scheint der viel gelobte Homo sapiens häufig immer noch so zu leben und zu handeln, als wäre die Erde eine Scheibe.
Ich meine jetzt nicht die anstehenden Wahlen, vielmehr das eindimensionale, dogmatische Denken, unter dem viele, viel zu viele Entscheidungen zu leiden haben. Dabei existieren genug sinnvolle Alternativen, genug erhellende Weltsichten. Zwei – auf den ersten Blick – extreme Anschauungen werden Ihnen heute Abend von Egon Schrick und Nicolaus Werner eindrucksvoll vorgestellt.
Es scheint, als wären die Welten von Egon Schrick von einem düsteren, unauflösbaren Grau überzogen. Die wüsten, fast entleerten Flächen wirken, als wären sie Relikte eines FlächenBombardements – ausgebrannt, verödet. Vielfach ragen noch Pfosten, Pfähle aus der versteppten Erde, mögen an Reste von Stacheldrahtverhauen erinnern – ob Erster Weltkrieg oder anderswo – zeitlos zerstörerisch.
Bisweilen scheinen sich die Landschaften – oder das, was von ihnen übrig geblieben ist – wie unter einer letzten Druckwelle zu ducken. Ungeheure destruktive Kräfte sind, waren hier am Werk, die dieser Künstler bisweilen geradezu dämonisch entfesselt zu haben scheint.
Inmitten dieser Turbulenzen tauchen immer wieder einzelne Menschen oder Menschenströme auf. Sie sind regelrecht in die dramatisch-vehemente Situation eingewoben, wie man es teilweise aus den früheren Ruanda- und Bosnienbildern kennt.
Mit einer eher sparsamen, expressionistisch gesetzten Strichigkeit und Linienführung zielt Egon Schrick weniger auf eine individuelle Charakterisierung menschlichen Ausgeliefert-Seins, sondern umgreift pointiert eine prinzipielle Geworfenheit menschlicher Existenz.
Mit einer faszinierenden Abgründigkeit bewegen sich diese gespenstigen Gestalten oft wie in einer Zwischenwelt. Sind es Tote, die geisterhaft die noch Lebenden mahnen wollen oder ist hier bereits das nächste Chaos, die nächste verheerende Katastrophe vorweggenommen? Der bizarr-kaligrafische Aufschrei “Terror” trägt sicherlich nicht zu übersteigerten Hoffnungen bei!
Direkt-indirekt stehen hinter diesen Kompositionen die Antithesen von Chaos und Ordnung, von Macht und Ohnmacht, von Gewalt und Gewalterleiden. Nur einmal in dieser zumeist schwarz-grauen Düsternis, wenn der Blick wie von weither über ein Bergmassiv gleitet, scheint etwas Gelassenheit und Zuversicht diese erschütternd-kritischen Exponate zu erhellen.
Mit Nicolaus Werner betreten Sie eine gänzlich anders geartete Welt. Alles scheint auf den ersten Blick geordnet, zählbar und nachprüfbar geregelt. Gewissermaßen als Zeuge für diese philosophische natur-philosophische Deutung steht für diesen Künstler Pythagoras der Schrecken mancher Pennälerzeiten. Doch der war mehr als nur Mathematiker – er war Astronom und Philosoph zugleich.
So verstand er die Prinzipien des Mathematischen zugleich als Prinzipien des Seienden, die Zahlenverhältnisse als Abbilder der der Harmonie der Welt selbst. Nun übersetzt Nicolaus Werner diese Theorie nicht dogmatisch in seine Werkgruppe.
Im Gegenteil: Er versteht es mit geradezu spielerischer Leichtigkeit, den Satz von der Berechenbarkeit rechtwinkeliger Dreiecke in mannigfaltiger Weise aufzuzeigen, Dreieck für Dreieck zu den variantenreichsten Möglichkeiten fortzuschreiten.
Was Wunder, dass bei diesen Exponaten der Zollstock eine dominierende Rolle spielt. Doch dieser Garant des Messbaren verliert immer mehr seine ursprüngliche Bedeutung, wenn er zu Formen und Gebilden “entfremdet” wird, die den denkbaren Assoziationsmöglichkeiten keine Schranken zu setzen scheinen.
Diese Gestelle geben außerdem ihre berechnete Festigkeit oftmals auf, werden regelrecht umgedreht, befiedert, um ein konstruktives Spiel zwischen Stabilität und Instabilität zu inszenieren. Doch die ungewöhnlichste Hommage an Pythagoras dürften sicherlich die drei Wandplastiken dokumentieren: drei Frösche nach den pythagoreischen Gardemaßen.
Vergänglichkeit versus Unvergänglichkeit, dieses Thema dürften die beiden Tonkreise “Gegen die Zeit, mit der Zeit, in der Zeit” symbolisieren. Zurückgreifend auf die Offenbarung des Johannes, nach der 144 Fuß als Engelsmaß der Himmelsstadt beschrieben wird, sind die beiden Installationen einmal mit normalen Salzstangen, dann mit Salzstangen aus Bronze bestückt. Erstere knicken nach einiger Zeit durch die Feuchtigkeit des Materials ab, die Bronzesalzstangen überdauern.
Mit streng reduzierten Mitteln tangiert Nicolaus Werner ein Grundthema menschlicher Existenz: das Suchen nach Bestand und Ewigkeit wie das Scheitern im irdischen Dasein.
Daran schließt sich konsequent der installierte “Rheinteppich” mit seinen geordneten Strömungen aus Scherben von irdenen Gefäßen und Gläsern an. Ein Werden und Vergehen, ein zivilisatorischer Kreislauf, in dem auf gewisse Weise nichts verloren zu gehen scheint. Man kann es hier nur andeuten.
In unserer immer mehr event- und oberflächlich-ästhetisch geprägten Kunstszene ist es ein seltener Gewinn, sich mit so tiefgründigen und existentiell bedeutsamen Werken auseinandersetzen zu können. Herzlichen Glückwunsch an Egon Schrick, Nicolaus Werner und den Germersheimer Kunstverein!
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01.06.05 bis 19.06.05
Mit Evelyn Blaich (Malerei, Fotografie), Wolfgang Blanke (Malerei), Gerd Ditz (Malerei), Silvia Mielke (Objekte), Udo Pfeiffer (Malerei, Objekte), Georg Pfadt (Malerei, Grafik) und Lutz Stehl (Malerei, Objekte).
Evelyn Blaich
Evelyn Blaich lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Ilbesheim. Auch in dieser Ausstellung ist sie mit ihren Arbeiten dem Charakter der Zeit auf der Spur. Es sind die polaren, spannungs-
vollen Gegensätze von Bewegung und Ruhe, Harmonie und Chaos, Licht und Finsternis, kurzgesagt Metaphern für Existentielles, die Evelyn Blaich thematisiert.
Die im Germersheimer Zeughaus ausgestellten Acryl-Bilder zeigen Zerfallsprozesse durch Rost. Ihre neuesten Fotoarbeiten sind Erinnerungen an die Vegetation vergangener Jahre: Arabesken von Rebranken – silbern, schwarz und rostrot, je nach Hängezeit an scheinbar endlosen Drähten befestigt, die einen Seiltanz der Chiffren der Zeit symbolisieren.Silvia Mielke
Silvia Mielke wurde 1947 in Ludwigshafen geboren. Sie ist Mitglied des BBK Rheinland-Pfalz sowie der GEDOK Karlsruhe. In ihren Arbeiten aus Holz und Papier thematisiert sie den unmittelbaren Dialog zwischen Kunst, Natur und Mensch und zeigt in differenzierter Weise Strukturen auf, welche die Eigenheiten dieser Materialien verdeutlichen: Papier nimmt Beziehung auf zum Holz, Holz verbindet sich mit Papier, und so wird symbolhaft der Natur zurückgegeben, was der Mensch ihr entnommen hat.
Wolfgang Blanke
Wolfgang Blanke wurde 1948 in Münster geboren. Er war im Fachbereich für Kunst- und Werkerziehung, Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Mainz tätig und stellt seine Bilder seit 1969 im In- und Ausland aus. Wolfgang Blanke aktiviert die Ergänzungs- und Assoziationstätigkeit des Betrachters durch “Oszillation” des Figur-Grund-Verhältnisses. Seine Arbeiten weisen eine Art “malerische” Handschrift auf.
Durch die Verwendung von Rohstoffen zur Herstellung eigener Farben (Pigmente und verschiedene Bindemittel) entdeckt er immer wieder neue “Handschriften” und Mal-
techniken. Durch transparente Farbschichten macht Wolfang Blanke die verschiedenen Schritte des Malprozesses, von Beginn bis zur Fertigstellung seines Bildes, sichtbar.Udo Pfeiffer
Udo Pfeiffer wurde 1957 in Germersheim geboren. Er hat Bildende Kunst an der Universität in Landau studiert und ist Mitglied des BBK Rheinland-Pfalz und der APK. 1992 erhielt Udo Pfeiffer den Eisenturmpreis der Stadt Mainz. Der in der Pfalz beheimatete Künstler erreicht die besondere Wirkung seiner Bilder durch aufgebrachte Spachtelmassen, collagenartige Zusätze und eine der Natur entnommene Farbgebung. Pfeiffers Bildentwürfe in aufwendiger Mischtechnik, die mit bekannten Zeichen wie dem griechischen Alpha und Omega spielen, oder seine Tierdarstellungen in silhouettenhaftem Schwarz erlauben dem Betrachter verschiedenste Interpretationsmöglichkeiten.
Lutz Stehl
Seine aktuellen Arbeiten entstanden anlässlich einer Ausstellung, die im Mai 2005 in der Alten Synagoge der bulgarischen Stadt Burgas stattfand. Die Werke Stehls weisen einen starken Bezug zu Mittel- und Osteuropa auf und spiegeln unter anderem jene Eindrücke wider, die er im Rahmen eines Literatur-Stipendiums und während eines Aufenthalts 1995 in der Altstadt von Plovdiv in Bulgarien gewann. Seine Zeichnungen sind enzyklopädische Notizen und Entwürfe zu umfangreicheren, noch nicht begonnenen Arbeiten. Sie kreisen um Relikte, Spuren oder verwischte Zeichen der europäischen Kultur.
Georg Pfadt
Georg Pfadt wurde 1937 in Leimersheim geboren. Er gehört dem BBK Rheinland-Pfalz sowie der APK an. Während seiner über 30-jährigen künstlerischen Laufbahn interessierte sich Georg Pfadt nie für abbildhaft-illustratorische Darstellungen, sondern konzentrierte sich auf die autonome und ungegenständliche Malerei, die in großzügiger Malweise auf größeren Formaten entsteht.
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Skulptur, Malerei
16.04.05 bis 08.05.05
Die vier Künstler, von denen Lothar Quinte im Jahr 2000 verstorben ist, haben als Paare gemeinsam über viele Jahre gearbeitet, bzw. arbeiten auch heute noch. Es werden Arbeiten aus den letzten zwei Jahren gezeigt, was in diesem Zusammenhang sicher einmalig sein dürfte.
Lothar Quinte (1923-2000)
Farbe. Form. Fläche. Raum. Gang. Öffnung. Zwischen all dem changieren die Gemälde und die Gouachen auch anno 1996/97. Gewiß. Dies alles erinnert an vieles von dem, was der Maler in arbeitsreichen und kunst-vollen vier Jahrzehnten schuf. Und doch ist es anders. Immer irgendwie neu und so realistisch wie einst auch jetzt, denn – so sagt der Maler-Meister Quinte – es “gibt nichts realistischeres als eine Leinwand und Farbe drauf, das Ganze auf einen Keilrahmen gespannt (…), das ist absolut realistisch.”
Rudij Bergmann in: “Kritisches Lexikon der Gegenwart”, 1997
Von Lothar Quinte werden in Germersheim Bilder (Leinwände) und Gouachen (Papierarbeiten) der 90er Jahre gezeigt.
Sibylle Wagner…aber Sie vertrauen selten nur auf ein Medium allein. Es geht nie nur um Malerei, es kommt immer etwas hinzu, ein Widerspruch, beispielsweise durch die Künstlichkeit eines Materials gegenüber dem auratischen Eigenwert von Malerei.
Ursula Frohne (seinerzeit Kustodin am ZKM) im Gespräch mit Sibylle Wagner anlässlich des Hanna-Nagel-Preis (1999)
Sibylle Wagner zeigt Arbeiten seit 2000. Es handelt sich vornehmlich um Malerei vor oder hinter Plexiglas und die neueren Arbeiten, die im Berliner Atelier entstanden sind. Auch sind zwei Beispiele der kürzlich entstandenen Majolika-Arbeiten zu sehen.
Hiromi Akiyama
Handwerkliche Perfektion, konstruktive Formgebung und meditative Ausstrahlung gehören zu den wesentlichen Eigenschaften, die das bildhauerische Werk von Hiromi Akiyama auszeichnen. Seine architektonischen, zeichenhaften Plastiken nehmen in der europäischen und japanischen Kunstlandschaft längst einen herausragenden Platz ein – sowohl in Museen, Galerien und Privatsammlungen wie auch im öffentlichen Raum. Viele seiner Bildwerke weisen Ähnlichkeiten mit Tor- und Fensterformen auf oder erinnern an einfache, leere Rahmen. Ihr strenger, klarer Aufbau und die oftmals extreme Öffnung der stereometrischen Formen in den Raum halten Volumen und Leere in spannungsvollem Gleichgewicht. Der Betrachter ist eingeladen, sich auf ungewohnte Wahrnehmungsdimensionen diesseits und jenseits des Augenscheins einzulassen: Akiyamas Plastiken markieren Umgrenzungen und geben – je nach Perspektive – wechselnde Ausblicke frei; sie schließen das Immaterielle als konstitutives Element ein und lassen uns den Raum als etwas Wesenhaftes erkennen – als ein Gegenüber, das immer wieder neu und anders erfahren werden kann. Die Bildwerke bezeichnen Orte des Übergangs, die auf mehreren Ebenen Freiräume öffnen; ihre abstrakte Gestalt ist formgewordene Philosophie. Innen und Außen, Geschlossenheit und Offenheit, Materialität und Leere, Ruhe und Bewegung in den von Akiyama geschaffenen Bildwerken nicht als unvereinbare Gegensätze, sondern als einander bedingende Pole.
Ursula Merkel
Barbara Haim
Barbara Haims Arbeiten sind keine Kraftakte. Diese Bestimmung aus dem Negativen ist notwendig und bedeutsam, weil die Künstlerin sehr wohl mit einem Material umgeht, dessen Bearbeitung wesentlich Kraft erfordert. Ihre Beschäftigung mit dem Werkstoff Stein ist der derzeit geläufigen Ästhetik der Roheit in Reinkultur diametral entgegengesetzt.
Freilich macht der Stein auch in Barbara Haims Basaltskulpturen sui generis Massivität, komprimierte Ur-Energie, Schwere imaginier- oder erlebbar. Als Mittel zur Exemplifikation der instrumentell – operierenden Mächtigkeit des Menschen des Rohstoff, dessen Härte oder Dimensionen, dient er nie. Die demonstrative Gebärdensprache des Starken, artistische Equilibristik, das Spektakuläre kühner Statik, Anstrengungen, die uns vor Steinarbeiten so oft den Steinwälzer-Mythos des Sisyphos assoziieren lassen, sind kein Thema.Kirstin Claudia Voigt
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Jan Leven (Skulpturen) und Franziskus Wendels (Malerei)
29.01.05 bis 20.02.05
Das Verhältnis zwischen dem Aufspüren von “Urformen hinter der Natur” und konstruktiven Momenten hat sich während der letzten Jahre in Levens Kunstwerken zugunsten architektonischer Skulpturen verschoben. Eine fast vollständige Lösung von biomorphen Strukturen ist erfolgt, die Auseinandersetzung mit Architektur ins Zentrum gerückt. In den formal und inhaltlich bewusst raumbezogenen Arbeiten dominiert die Linie gegenüber der Fläche, offene Konturen gegenüber einem geschlossenen Körper. Jan Leven interessiert die Transparenz, die Durchsichten und Einblicke in seine Arbeit ermöglicht, er schafft Raum durch Form, Volumen ohne Masse.
(Ulrike Selzer)
2004
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04.12.04 bis 19.12.04
mit:
Sigrid Bannier (Filz)
Dorothea Siegert-Binder (Papier)
Britta Bode (Schmuck)
Anita Braun (Textil)
Angela Johe (Porzellan)
Gabriele Franke (Textil)
Heide Krall (Schmuck, Keramik)
Jutta Kugler (Filz)
Antje Liebscher (Schmuck)
Dorothea Müller (Glas)
Hildegard Wirth (Keramik)
Sabine Thornau, Edy Willems (Papier)
Eva Maria Wagner (Keramik)
Tanja Zessel (Schmuck) -
Neue Arbeiten
05.11.04 bis 28.11.04
mit Reinhard Ader (Malerei), Hein Albig (Grafik), Thomas Bußjäger (Grafik), Rudolf Dister (Malerei), Thomas Duttenhöfer (Skulptur), Fred Feuerstein (Objekte), Holger Grimm (Skulptur), Paul In den Eicken (Malerei), Georg Karbach (Malerei), Kurt Keller (Fotografie), Bertram Koser (Objekte), Michael Lauter (Druckgrafik), Frank R. Liebscher (Skulptur), Mareile F. Martin (Skulptur, Fotografie), Matthias Schöner (Skulptur), Eberhard Spitzer (Malerei), Margarete Stern (Malerei), Arnold Wühl (Skulptur) und Günter Zink (Malerei).
Einführung von Dr. Matthias Brück
Es geht das Gerücht, in der gegenwärtigen Kunstszene dominiere das Banale. Das Mittelmäßige münde in eine Diktatur des Pseudo-Ästhetischen, die weit über den Bereich und Einfluss der Bildenden Künste hinausreicht. Banalität und Nicht-Originalität – so Jean Baudrillard – seien fast schon zum ästhetischen Wert befördert worden. Schließlich scheint es ja mittlerweile bequemer und oft sogar lukrativer in Zeiten flottierender Werte, sich als Kunstschaffender im berühmt-berüchtigten Mainstream mitzupaddeln und so eine längst grassierende Verflachung zu unterstützen, gegen die man einst einmal angetreten ist.
Eine phantastische Sache, um es im Stil des wiedererstandenen Harald Schmidt zu formulieren: irgendwann geht der Sarotti-Mohr ins Museum und trifft dort die Milka-Kuh. – Ein süßes Erlebnis… Das klingt so schön deutsch-pessimistisch, ist allerdings nicht ganz so abgründig gemeint. Schließlich existieren ja immer noch, immer wieder kleine Inseln – vergleichbar mit dem bekannte gallischen Dorf – die sich dieser Entwicklung entgegenstellen. Eines dieser Widerstandnester, den Künstlerbund Speyer, können Sie heute Abend in seinem pluralistischen und originalen Schaffen kennenlernen. – Und das ist kein Laudatio-Klischee…
Eine Schwierigkeit stellt sich allerdings: wie soll man über 18 Künstlerinnen und Künstler in kurzer Zeit etwas halbwegs Verbindliches sagen, damit es nicht bis zum Morgengrauen dauert – Kulturnacht hin, Kulturnacht her? Gestatten Sie mir deshalb einen etwas ungewöhnlichen Versuch! Stellen Sie sich vor, jeder Ausstellende hätte einen Essay geschrieben – und benötigte nun einen Titel.
Dann könnte das so lauten:
Günter Zink – oder “Die Frage nach dem Dahinter”.
Kurt Keller – oder “Die Faszination der klaren Weite”.
Reinhard Ader – oder “Die Harmonie im Chaos”.
Arnold Wühl – oder “Die Ästhetik des Zerfalls”.
Georg Karbach – oder “Im Sog der Gemeinschaft”.
Michael Lauter – oder “Die Autonomie der Zeichen”.
Margarete Stern – oder “Die Brüchigkeit des Realen”.
Thomas Bußjäger – oder “Die Macht des Verschlüsselns”.
Hein Albig – oder “Die Kunst des Faltens”.
Holger Grimm – oder “Zwischen Spalten und Verbinden”.
Eberhard Spitzer – oder “Transzendenz der Architektur”.
Bertram Koser – oder “Material und Täuschung”.
Mareile Martin – oder “Die Schönheit des Sterilen”. –
Frank Liebscher – oder “Die Verführung von Babel”.
Rudolf Dister – oder “Versuch über die Ewigkeit”.
Thomas Duttenhoefer oder “Die Leiden des alten Bischofs.”
Paul in den Eicken – oder “Verwandlung in Farbe und Chiffre”.
Fred Feuerstein – oder “Der hölzerne Wald”.
Und zuletzt:
Matthias Schöner – oder “Das hygienische Biotop”.
Zusammengefasst ergäbe das ein mehrbändiges Werk: “Der Künstlerbund Speyer – Tradition und Wandel”. Im Vorwort würde eine Qualität besonders hervorgehoben, nämlich das kollegiale, freundschaftliche Miteinander in neidvoller Zeit. Der Anhang bestünde aus Erläuterungen zu ausgefeilten, raffinierten Techniken und einer Sammlung von engagierten Projekten. Eine Publikation auf die Sie vorerst noch verzichten müssen. Die Ausstellung bietet Ihnen schon einmal einen bemerkenswerten Einblick… -
Gloria del Mazo, Silvia Christina Händel, Beate Kuhn und Veronika Olma
04.09.04 bis 26.09.04
Sylvia Christina Händel
Sylvia Christina Händels Arbeiten könnte man als Papierobjekte, Papierreliefs oder auch Papiermosaike bezeichnen. Sie sind ihrem formalen Charakter nach äußerst ungewöhnlich: geometrisch gefaltete Papiere, bedruckt mit dem Schwarz-Weiß-Kopierer, gefärbt mit Pastellkreiden und zu Bildteppichen und meterlangen Wand-Friesen zusammengefügt, erwecken sie im Betrachter beispielsweise Assoziationen von “Jungfernhauben, weißen Kreuzen und gleichzeitig auch Blütenformen”.
Die Künstlerin arbeitet im Spannungsfeld von Figur und Umraum. Sie konfrontiert das menschliche Porträt mit geometrischen Elementen, fragmentiert es und agiert psychologisch subtil, indem sie in Gegensätzen nach Verwandtschaften fahndet. Ihre Subjekte findet sie unter archetypischen Darstellungen aus der Kunstgeschichte, Werbewelt und dem Alltag, wie z.B. die Mutter, Gefährtin, Muse, der Soldat etc. Ihre Porträt-Fragmente zeigen u.a. Dinge des täglichen Gebrauchs wie das Automobil, welches sie in süffisanter Weise mit dem menschlichen Körper kombiniert und in Titeln wie “Ich – Automobil” pointiert.
Papier ist das Äquivalent zu Haut. “Papier spürt sich für mich wie Haut an. Es ist äußerst empfindlich in Bezug auf Feuchtigkeit, Wasser, Hitze, Licht und Pigment. Und Haut umkleidet jeden einzelnen von uns, ist die Hülle der eigenen Identität, ist die körperliche Grenze zwischen Innen und Außen” (Sylvia Christina Händel).
Gloria del Mazo
Gloria del Mazo hat eine Reihe von Verpackungslabels für bekannte, auch traditionsreiche Parfums mit akribischer Exaktheit auf die Leinwand übertragen. Ihnen zur Seite stellt sie die Reproduktionen berühmter Frauengestalten der Kunstgeschichte, eine “Odaliske” von Ingres oder die “Leda” von Leonardo da Vinci. Die auf die Leinwand oder auf Holztafeln projizierten Fotokopien der Bildvorlagen sind meist ruppig übermalt, sodass sie nur schemenhaft unter Farbschlieren, Streifen und Blasen hervortreten. Die Übermalung übernimmt Elemente der Parfumverpackung, variiert sie und übersetzt sie in tachistisch aufgelockerte Strukturen.
Die dargestellten Frauen verkörpern, in unterschiedlicher Erscheinung und dem modischen Zeitgeschmack angepasst, den Typus der antiken Göttin Venus. Sinn und Ziel ihrer Existenz ist es, das Idealbild einer makellosen Schönheit zu erfüllen, die verführerisch und gefährlich ist, weil sie den unvollkommenen, nach Erfüllung strebenden Menschen um Urteilskraft und Verstand bringen kann. Zugleich bedeutet sie eine Herausforderung an den Künstler, ihr Bild in ebensolcher Makellosigkeit wiederzugeben.
Subtil spielt Gloria del Mazo mit den standardisierten Abziehbilder einstiger und gegenwärtiger Schönheitsnormen. Die Konfrontation der Idole erfolgt ironisch ambivalent zwischen den Polen von individueller Malerei und technoider Reproduktion. Zu behaupten, dass Gloria del Mazo eine kämpferische Aussage zum ewigweiblichen Problem der Anpassung und gesellschaftlich indoktrinierten Unterwerfung trifft, wäre jedoch verfehlt. Ihre Botschaft ist ungleich gelassener und in der schmeichelnden Sinnlichkeit der Bildzitate fast ein wenig subversiv (Beatrix Nobis).
Beate Kuhn
Beate Kuhns neue Bilder sind Teil eines künstlerischen Prozesses, der sich entlang der Versinnlichung des Geistigen entwickelt. Was sie mit ihren früheren Installationen (etwa im Projekt “Hafermagazin”, Landau 1997) begann, nimmt seine Fortsetzung nun in der zweidimensionalen Fläche des Bildes.
In den jüngsten Arbeiten finden sich inmitten flächig strukturierter Farbräume immer wieder nahezu abstrakt erscheinende, dennoch deutlich erkennbare Natur- bzw. Pflanzenformen. Die stilisierten naturalistischen Elemente wirken wie monumentale Fremdkörper in einer malerisch aufgebauten Umgebung, die weitgehend durch lasierend aufgetragene Farbschichten vertikal und horizontal organisiert wird.
Der Begriff “Urform” oder auch “Zeichen” stellt sich ein – denn nicht üppig wucherndes Wachstum, sondern reduzierte, dennoch organische Beschaffenheit prägt die stilisierten Anklänge an die berühmten Pflanzenfotografien eines Karl Blossfeld oder Erich Häckel. In “Dutch Rushpiece” etwa verleiht der obere Teil eines seitlich leicht angeschnittenen Schachtelhalms am linken Bildrand der Arbeit einen beinahe surrealen Charakter durch die ungewohnte Nahsicht eines in der Natur nur wenige Zentimeter hohen Pflanzenstengels.
Der überraschende Anblick des aus einer dünnen, senkrechten Grundform stockwerkartig aufgebauten Halms macht zugleich das konstruktive Prinzip der Naturform bewusst, das sich in der ebenfalls vertikal angelegten Abfolge der Farbfelder des übrigen Bildes fortsetzt. Dieses wie auch weitere illusionistisch gemalte Zitate nach der Natur heben sich ab von ihrer Umgebung aus sich überlagernden, partiell transparenten Farbflächen, die eine eigene Tiefenwirkung entfalten durch die Art und Weise, wie Beate Kuhn mit der Farbe umgeht. So malt sie auf die Leinwand mit teilweise in Wachs gelösten Pigmenten. Diese Technik, die gleichberechtigt neben dem Einsatz von Temperafarben steht, verleiht den Arbeiten einen ganz besonderen Oberflächenreiz, der sich aus dem Wechsel von lichtabsorbierenden, stumpfen Partien und durchschimmernden, tiefer gelegenen Farbschichten ergibt.
Auch in ihren kleinformatigen Bildern spielt das Verhältnis von Naturform und Abstraktion eine wesentliche Rolle. Hier erzielt die Malerin durch den Einsatz verschiedener Stempel ornamentale Wirkungen, indem sie die Farbe mit vorgefertigten oder selbstgeschnittenen Stempeln musterartig in Spiralen oder Reihen, zentriert oder gleichmäßig über den andersfarbigen Bildgrund verteilt. Manche Stempelformen erweisen sich dabei als lesbare Zeichen, so erscheinen in einigen Bildern z.B. Ziffern ornamenthaft in die Fläche gesetzt. Besonders auffallend ist die horizontal eingefügte Acht, die zugleich das Symbol für Unendlichkeit bildet und damit als Form und Idee die denkbare, ebenso unendliche Wiederholung berührt, die dem Ornament als gestalterischem Prinzip innewohnt.
Das Spiel der Muster, in das auch einzelne Worte miteinbezogen sein können, wird noch gesteigert, wenn der Bildgrund seinerseits ein erst auf den zweiten Blick erkennbares, eigenes “Muster” freigibt: Beate Kuhn verwendet in einigen Bildern Landkartenausschnitte, deren grafische Gestaltung aus verschiedenfarbigen Linien, Kreisen und Zeichen die Wirklichkeit einer Landschaft mit Straßen, Flüssen und Orten in ein abstraktes Orientierungssystem übersetzt. Die malerische Bearbeitung des Kartenmaterials, durch die der spezifisch ornamenthafte Aspekt der topografischen Abstraktion sinnfällig wird, umschließt zugleich die Möglichkeit einer ästhetisch aufgehobenen, persönlichen Erinnerung an die reale Landschaft, die durch die Karte zeichenhaft verkürzt wird.
Das Miteinander aus reinen Ornamenten, sinnhaften Zeichen und formal abstrakter Farbfeldmalerei zielt auf eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Möglichkeiten der Abstraktion, die sich immer wieder aus dekorativen Funktionen, wie sie im Ornament zweifellos vorhanden sind, zu lösen vermag, um stattdessen autonomen Ausdruckscharakter zu erlangen. Die Ansätze zu dieser Auseinandersetzung liegen bekanntlich am Beginn des 20. Jahrhunderts, doch hat die Fragestellung als künstlerisches Problem bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren (Dr. Dorothee Höfert, Kunsthistorikerin (Karlsruhe)).
Veronika Olma
[…] Im malerischen Werk der letzten acht Jahre verfeinert Veronika Olma den Dialog zwischen Bild und Betrachter in hintersinniger Weise mittels Bild-Zitaten, deren Herkunft der in Kunst- und Kulturgeschichte Bewanderte unschwer erkennen mag. Die Irritation des Bekannten ist genauso beabsichtigt wie das Überraschungsmoment der neuen Kombinationen sowie deren Rätselhaftigkeit.
[…] Seit Adam und Eva gleicht die Beziehung zwischen den Geschlechtern einem Balanceakt, dem Veronika Olma mit künstlerischer Inspiration und wachsamer Zuversicht begegnet. Vielfältige Auseinandersetzungen mit den Errungenschaften unserer Zivilisation, mit Kunst und Alltag und zwischenmenschlichen Befindlichkeiten sind spielerisch intendiert. Wege zur Entschlüsselung werden aktiviert, keinesfalls vorgeschrieben, Neugierde regt sich. (Dr. Susanne Liehr, Berlin, Auszug aus Katalogvorwort)
Einführung von Dr. Matthias Brück
Zitate haben es nicht leicht. Sie werden gebraucht, missbraucht, oft aus dem Zusammenhang gerissen oder ihre Quelle wird verschwiegen. Gerade bei politischen oder Vernissage-Reden dienen sie vornehmlich der Absicherung beziehungsweise der Vereinnahmung eines originalen Denkens. Sie kennen diese bedeutenden Floskeln: Hier stimme ich dem jungen Picasso zu – oder: schon Cézanne hatte damals Recht.
Das Zitat als ausgebeutete Fundgrube für Denkfaule! Dabei kann der richtige Umgang mit Zitaten zu einer faszinierenden Bereicherung führen. Möglicherweise werden sie ja zum Ausgangspunkt einer eigenen kreativen Entwicklung. Möglicherweise eröffnen sie eine indirekte Kommunikation über die Zeiten hinweg. Das kann sich zur kritischen Aneignung, zur ästhetischen Überhöhung wie zur sinnvollen Auseinandersetzung entwickeln – wobei das Ganze schließlich mehr ist als die Summe seiner zitierten Teile.
Die heutige Ausstellung mit Exponaten von Sylvia Händel, Beate Kuhn, Gloria del Mazo und Veronika Olma ist demnach mehr als ein beliebiges Aufgreifen von gewesenem und gegenwärtigem Kunstschaffenden. Vielleicht kommen Sie nach dem Betrachten zu dem etwas kühnen Schluss, die gesamte Welt sei ein einziges Zitat.
Nun, man könnte glauben, unsere Vorstellungen, Wünsche, und Hoffnungen seien im Reich der Düfte bestens repräsentiert. Genügen doch – wenn man der Werbung vertrauen darf – nur ein paar Tropfen jener edlen Wässerchen, um sich jenen Idealen zu nähern, von denen man eigentlich weiß, dass man sie doch nie auch nur annähernd erreichen wird. Dennoch: Gloria del Mazo spielt mit der Scheinwelt vieler internationaler Parfum-Hersteller, indem sie deren Hochglanz-Original-Verpackungen akribisch kopiert – und jenen zum Klischee gewordenen Flair von Sinnlichkeit, Verführung wie makelloser Schönheit zusätzlich überzeitlich erhöht.
Werden doch plötzlich Idealfiguren aus der Kunstgeschichte zu Garanten des Unerfüllbaren, werden für etwas in Anspruch genommen, für das sie wohl nie “den Kopf hingehalten” hätten. Das einstige individuelle “Unikat” floriert als Signum einer Massenindustrie, als millionenfaches Zitat – und zitiert per Duft sogar die “Anwenderin”, selbst wenn sie längst verschwunden ist.
Allerdings verschreibt sich Gloria del Mazo damit nicht einer platten Konsum- und Werbe-Kritik. Sie entlarvt elegant das Diktat und die Manipulation der Duftwässerchen-Gurus und die daraus eigentlich doch selbstverschuldete Abhängigkeit der Anwenderinnen – auch Männer tappen zunehmend in diese “wohlriechenden” Fallen. Doch die jeweiligen Exponate dieser Künstlerin verlagern die angedeuteten Inhalte gleichzeitig raffiniert-subversiv auf eine Ebene ästhetischer Distanz! Das je Zitierte wird zum faszinierenden Original.
Veronika Olma dokumentiert auf höchst eigene, hintergründige Weise die Kommunikation des Zitates, des Bildzitates zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Da verbinden sich beispielsweise Dürers wohlbekannter “Adam und Eva”-Kupferstich mit aktuellen Themen quer durch die Zeit. Da mag das erste Menschenpaar sich gerade noch vor dem Verrührt-Werden schützen, wenn ein aus der Unterwelt drohender Quirl ihre einzigartige Existenz, ihre Individualität anonym manipulatorisch möglicherweise in einem Gen-Pool auflösen möchte.
Da sorgen nicht nur – wie häufig – Stilgegensätze für eine anhaltende kompositorische Spannung, nein, da treffen gänzlich unterschiedliche Inhaltsebenen aufeinander, deren Verbindung eigentlich erst über eine ironische Brücke stattfinden kann.
Vom Titel her “Adam und Eva – Wir bauen uns ein Häuschen” mag man erheitert an ein “Wüstenrot”-Zitat denken. Doch sogleich schiebt sich mit dem konventionell-korrekt gekleideten Pärchen ein ganz anderer Aspekt in die Interpretation: Das auf Linienfragmente reduzierte “Traumhaus” mutiert zum Sehnsuchtssymbol für Schutz, Geborgenheit und erhoffte Normalität. Und wenn sich anderswo Adam und Eva trotz schwarzer Balken politisch korrekt ihrer Nacktheit schämen, wenn sie fast geschlechtslos mit der Raumsonde “Pioneer 10” durch die unendliche Weite des Raumes treiben, um mögliche Aliens von der Harmlosigkeit der Menschen zu überzeugen, dann mag man sich zwischendurch erinnern, wie schön und absichtsvoll man auch falsch zitieren kann. Bei Veronika Olma wird auch diese Praxis genial-provokativ richtig gestellt, richtig zitiert.
Noch vor knapp 100 Jahren hätte man Beate Kuhn möglicherweise ins Gefängnis gesteckt. Denn damals veröffentlichte der radikale Purist Adolf Loos seine berüchtigte Schrift “Ornament ist Verbrechen”. Vielleicht hätte ihn diese Künstlerin eines Besseren belehren können, denn ihr Verständnis des Ornamentalen verschreibt sich nicht dem Gedanken des Schmückens, des ausufernden Ergänzens. Die mit selbstgeschnittenen Stempeln musterartig in Reihen oder Spiralen aufgetragenen Formen werden zu einer bewegungslosen, zeitlosen Sphäre.
In flächig-strukturierten Farbräumen, in denen sich immer wieder nahezu abstrakt erscheinende Natur- und Pflanzenformen manifestieren, mögen von einer gleitenden Versinnlichung einzelner Urformen sprechen. Verweisende Formen einer indirekt anwesenden Natur steigern sich zu Zitaten ewiger Ideen. Platon hätte wohl zustimmend genickt. Und wenn Sie später einmal in die kleinen Kästchen schauen, werden Sie erstaunt die konservierende Möglichkeit des Zitierens entdecken: “Drei Minuten ihrer Lebenszeit”.
Sylvia Händel ist immer wieder auf der Suche nach Identitäten in einer Zeit digitaler Entwürfe und konsum-orientierter Vervielfältigungen. Grundlage ihrer Arbeiten bilden Schwarz-Weiß-Kopien von historischen Werken und eigenen Fotografien, die durch Farbgebung und Faltung zu installierten Reliefs beziehungsweise zu dicht gestaffelten, papierenen Origami-Skulpturen werden können.
Eigentlich haben diese Exponate eine Reihe von Zitat-Stadien durchlaufen: Originale (häufig archetypische Darstellungen aus der Kunstgeschichte oder Alltags-Momente), dann die Kopien in unterschiedlicher Ausführung bis hin zu der jeweiligen Segmentierung und Installation. Das mag indirekt schon auf ein fortschreitendes Generieren von Scheinwelten verweisen, führt jedoch noch einen Schritt weiter, wenn diese Künstlerin in den Exponaten “Multiplicity” zitierte Abbildungen renommierter Personen als Ersatzformen eigener Existenz entlarvt.
Das Zitat gewinnt bei Sylvia Händel so eine doppelte Funktion: einmal dokumentiert es eine Bedeutungslinie quer durch die Zeit, zum anderen wird es zum Lieferant multipler Existenzmodelle ohne Gewähr – Zitieren als philosophische Daseins-Interpretation.
Links:
Olma Veronika (Rubrik KÜNSTLER) -
Zeichnungen und Malerei von Clemens Erlenbach, Jörg Koltermann und Andreas Wald
15.05.04 bis 06.06.04
Drei Künstler aus dem Großraum Frankfurt haben sich im Jahr 2000 zur Gruppe Eiserner Steg 2000 zusammengefunden. Das Jahr der Gründung ist Bestandteil ihres Namens, und dieser Name ist gleichermaßen topografischer Hinweis wie Hommage.
Große Maler wie Ernst Ludwig Kirchner oder Max Beckmann hielten die 1869 erbaute Eisenkonstruktion der Frankfurter Brücke über den Main in berühmten Bildern fest, eine Verbindung zwischen zwei Flussufern, Weg, Architektur, Wahrzeichen, Symbol.
Dieses Symbol erschien Clemens Erlenbach, Jörg Koltermann und Andreas Wald das richtige, ihre geografische Zugehörigkeit zum Gebiet um Frankfurt am Main deutlich zu machen und gleichzeitig eine Brücke zu schlagen zu ihrem gemeinsamen Anliegen.
Die Drei stehen für eine bestimmte Richtung der Malerei, die gemeinhin als Realismus bezeichnet wird. Doch was auf den ersten Blick, begünstigt durch illusionistische Perfektion und Detailtreue, wie Realismus aussieht, ist bei genauerem Hinsehen nicht mehr so eindeutig als solcher auszumachen.
Unter der Oberfläche wartet der Schritt ins “Freie” (wie bei Clemens Erlenbach). Oder: Verwirrend die Proportionen, wo ein Gebrauchsmöbel scheinbar die Höhe eines Gebäudes erreicht, wo sich ein durch geometrische Einteilung ursprünglich geordnetes Pflaster unvermittelt in den sich öffnenden Erdboden ergießt (bei Andreas Wald). Der Betrachter wird unversehens hineingezogen in Ansichten und Einsichten, auf die er zuvor nicht vorbereitet war. Verunsicherung könnte sich breitmachen.
Jörg Koltermann bündelt den Blick mit vielfach sich brechenden Spiegelungen, führt über den Moment der Verunsicherung hinweg, quasi “auf die andere Seite”, stellt das Auge ein, fokussiert.
Alle drei Mitglieder der Gruppe blicken auf eine “gestandene” Laufbahn als Künstler. Jeder für sich hatte bereits zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Sie haben sich zusammengefunden, um ihre Idee durch die Addition ihrer verschiedenen Sichtweisen überzeugender zu präsentieren.
Die Präsentation im Kunstverein Germersheim im Zeughaus vom 15. 05.04 06.06.04 ist die zwölfte gemeinsame Ausstellung der Gruppe seit ihrer Gründung. -
Martina Bothe (Objekte) und Michael Kaul (Malerei)
24.01.04 bis 15.02.04
Einführung von Dr. Matthias Brück
In Zeiten, die das Laute und Grelle gnadenlos bevorzugen, in denen unvermindert Anton Tschechows Diktum zu gelten scheint, die Leute liebten am meisten das Banale und längst Bekannte an der Kunst, das woran sie eben gewöhnt seien, gehen Kunstschaffende wie Martina Bothe und Michael Kaul ein hohes Risiko ein.
Denn sie bewegen sich in einer Situation, die der französische Philosoph Jean Baudrillard einmal sarkastisch analysiert hat: “Alles soll vorgeführt werden, soll in den Bereich des Realen, und der messbaren Effizienz treten (…) So funktioniert unsere ganze Kultur. Eine Kultur des Zeigens, des Vorzeigens, der produktiven Monstrosität”.
Und gerade das Banale, das Mittelmäßige und Aufgeblasen-Pompöse scheint ja unaufhaltsam in eine Diktatur des Pseudo-Ästhetischen zu münden, die weit über den Bereich und Einfluss der Bildenden Künste hinausreicht. Letztlich wartet man nur noch auf eine weitere geniale Show von RTL mit dem Titel: “Ich bin ein Künstler – holt mich hier raus!”
Ich darf Sie beruhigen: Mit Martina Bothe und Michael Kaul betreten Sie eine gänzlich andere Welt. Die jeweiligen Exponate begegnen sich in heiterer Gelassenheit in einem zwanglosen “vis à vis”. Entfalten ihre Wirkung nicht als aufdringliche Präsentation, vielmehr als indirektes Angebot an die Betrachter.
Die Objekte von Martina Bothe scheinen aus der Zeit, aus dem linearen Verlauf von Vergangenheit und Gegenwart herausgenommen zu sein. Ihre bevorzugten Materialien – Wachs, in Wachs getauchte, zerrissene Jutestücke, Draht, der stabilisierend und formgebend zugleich oft nur durchschimmernd wahrzunehmen ist.
Und dann natürlich die dornenbesetzten Rosenzweige, die ihre Jahrhunderte alte Tradition in Literatur und Kunst zwar nicht verleugnen, aber eigentlich nur peripher zitieren. Als Wandobjekte exakt gestapelt oder in kreisförmige Kompositionen gefasst, können sie ein breites Bedeutungsfeld öffnen: Assoziationen wie Brennholzvorrat, Feuer, vielleicht sogar eine Dornenkronen-Symbolik mögen die Wahrnehmung bestimmen, vielleicht aber auch dahingehend kanalisieren, dass der eigene, autark-ästhetische Reiz dieser Exponate ins Hintertreffen gerät.
Das werden Sie besonders im interpretierenden Umgang mit jenem Gefüge aus Rosenzweigen dort erfahren: Unwillkürlich denkt man Gatter, an nomadenhaften Schutz für Tiere, an Begriffe wie Abgrenzung, Abwehr und ähnliches mehr – und das wohl zu Recht. Löst man sich allerdings von diesem Vorverständnis, begegnet man einer anderen Qualität. Es ist, als hätten sich hier Begriffe wie Leichtigkeit, Bewegung und Biegsamkeit, Offenheit und Ausgrenzung materialisiert.
Erfahrungen, Deutungen auf zwei verschiedenen Ebenen, die sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig aktivieren können. Diese Möglichkeiten des Entdeckens gelten sicherlich ebenso für die filigranen, dezent ornamental gewobenen Arbeiten aus Baumwollgarn, Wachs und Draht. Auf der einen Seite bestechen sie durch ihre faszinierende Struktur, die an Gewebe erinnern mag – auf der anderen Seite werden sie zu einer vorläufigen Erscheinung, zu einer Transformation schwebender Diffusität, die je nach Hintergrund im Begriff ist, zu verschwinden.
Angebote zur offenen Kontemplation, die sich beeindruckend quer zur zeitgemäßen Praxis nicht mit flüchtigem Hinsehen begnügen. Es ist wie so oft im richtigen Leben: der erste Blick täuscht. Denn aus einiger Distanz scheinen sich die Acryle von Michael Kaul in öder Farbflächigkeit zu erschöpfen.
Doch beim Näherkommen verwandeln sie sich Schritt für Schritt – geben gewissermaßen ihr Geheimnis, ihre zuerst noch verborgenen Schichten preis. Der Bildraum “lichtet” sich auf unergründliche Weise, gestattet ein Hineinsehen, ein Erfahren von Transparenz, die als Ergebnis eines langen Prozesses begriffen werden muss. Ein Prozess, der mit dem Auftrag einer sehr flüssigen Farbe beginnt, lange Bahnen in unbestimmter Richtung erstellt, die sich zuerst nicht berühren, sodass ein schmaler Streifen weiß grundierter Leinwand zwischen ihnen stehen bleibt.
Schicht folgt auf Schicht – und bewirkt, dass die transparente Farbe intensiver und dunkler wird. Oft sind nur einzelne Partien der Gesamtfläche davon betroffen, dann werden bisweilen auch die weiß belassenen Streifen zum Teil überschichtet. Resultat: eine überraschende, faszinierende Synthese – bestehend aus dem Dreiklang “Licht, Transparenz und Raum”. Damit verharren die Exponate nicht in einer monotonen Monochromie, sondern erfahren im Vergehen wie Auftauchen von lichter Helligkeit ein ungeahntes Eigenleben.
Das bedeutet, dieser Künstler hat auf seinem prozessualen Weg nicht in mysteriöser Selbstversenkung ein Geheimnis entdeckt, das er Ihnen nun quasi wie eine “Erleuchtung” vorstellt. Im Gegenteil: er hat in seinem fortschreitenden Malen und Schichten etwas geschaffen, was schlicht noch nie existierte, was Züge des Geheimnisvollen trägt, jedoch jederzeit für den Betrachter nachzuvollziehen ist.
Dabei verlieren sich seine Exponate nicht in eine ferne Nicht-Gegenständlichkeit, gestatten Verweise auf abstrahierende Vorgänge, die immer wieder durch Titel wie “Korridor”, “Säule blau” oder “Luxor” das Architektonische in seinem Werkprozess mitreflektieren. Bilder für den zweiten und dritten Blick!
Ich wünsche Ihnen ein bereicherndes Erleben durch die Werke von Martina Bothe und Michael Kaul! Eine Bitte zum Schluss: Wenn Sie den Ruf hören sollten: “Ich bin Künstler – holt mich hier raus …!” – dann ignorieren Sie ihn. Denn gerade unser “Kunstdschungel” braucht solche Künstlerinnen und Künstler.
2003
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Wilfried Barber, Mariana Cinteanu, HWP Diedenhofen, Thomas E. Linder, Otto Quirin und Elke Weickelt
07.11.03 bis 30.11.03
Einführung von Marita Mattheck
“Ein Maler stürzt in die befreite Farbe” (ein Zitat von Christel Heybrock) könnte das Motto sein für alle sechs Künstler, die hier ausstellen. Die Frage wird kommen, was haben sie gemeinsam oder wo liegen die größten Unterschiede. Die Antwort kann lauten, ja es gibt Gemeinsamkeiten oder aber, müssen sie gleich sichtbar erscheinen? Allen gemeinsam ist der Umgang mit der Farbe. Verbindendes wie z.B. Energie, Dynamik, Rhythmus, aber auch Strenge, Sensibilität, Raumqualitäten, auch archaische Zeichen (wie die Spirale oder Chiffren), Formen und Linien drängen sich auf.
Vielleicht prägten auch die längeren Auslandsaufenthalte die künstlerische Arbeit, z.B. bei Wilfried Georg Barber in Italien, Otto Quirin in Chile und Spanien und Elke Weickelt in Asien.
Große und kleine Formate sowie bemalte Objekte von Thomas Linder springen uns gleich im ersten Gewölbe entgegen. Die Öl- und Acrylfarben (zerriebene Erden, zermahlener Marmor) mit unterschiedlichen Bindemitteln werden dick, erhaben aufgetragen, platzen zu breiten Rissen, Spalten oder Durchbrüchen. Sie bilden Schicht für Schicht Krater, Hügel, werfen Schatten und wachsen auch über den Rahmen hinaus und kommen nur langsam zum Stillstand. Für den Künstler Linder ist es nicht einfach, ein Bild als fertig zu bezeichnen. Es kann vorkommen, dass er nach einiger Zeit oder auch nach Jahren das Bild noch mal betrachtet und an ihm weiterarbeitet. Und wieder werden die Hügel größer, vielleicht zu Bergen. Das heißt aber nicht, dass der Künstler kein Konzept besäße. Kreisendes, Fließendes oder Gespaltenes fügt sich durch unterschiedliche Perspektive und überlegte Kompositionen zu etwas Landschaftlichem. Zudem werden wir eingeladen, uns an einen Farbtisch zu setzen, es uns bequem zu machen, vielleicht sogar unsere Schuhe auszuziehen.
Das Thema von Elke Weickelt könnte heißen: Ganz einfach. Einfache Form, ihr Symbolgehalt und ihre Assoziationen beim Betrachter. Ihre Bilder sind abstrakt (und gegenständlich), Malerei und Zeichnung zugleich. Links im zweiten Gewölbe hängen die etwas älteren Bilder und rechts die ganz neuen. Auffällig ist hier der flächige, ockerfarbene monochrome Bildhintergrund, auf dem Liniengebilde Formen umkreisen oder sich in den Raum begeben. Wie auf einem Stadtplan oder Spiel erscheinen die Linien als Haupt- und Nebenwege, die neben-, mit und ineinanderklingen, auf dem recht ungewöhnlichen zu betrachtendem Bild von oben. Hier kommen Dreieck, Viereck und Rundes hinzu. In friedlicher Koexistenz und teilweise durch Farbe erweitert, entwickelt das Zusammenspiel einen narrativen oder spirituellen Charakter. Breitere, gerade gemalte oder dünn gezeichnete Linien setzen sich über nicht exakt mathematische Flächen. Der Betrachter wird aufgefordert, eigene semantischen Gehalte in das Kunstwerk zu legen. Viele Malschichten überdecken die Bilder auf der linken Seite. Sie werden bearbei-tet, ausgekratzt, gewischt, strukturiert. Der Malprozess in Acrylfarben ist gekennzeichnet durch Hinzufügen und Wegnehmen. Empfindungen werden sichtbar gemacht in harmonischer, spannungsreicher und akzentuierter Gestaltungsart.
Intensität und Leuchtkraft, figurative Elemente und Verrätselungen bestimmen die Kunstwerke von Otto Quirin, der Künstlerfreundschaften pflegte und Begegnungen mit z.B. Otto Dix, Erich Heckel und Oskar Kokoschka benennt. Künstlerische Auseinandersetzung erfolgt mit dem Kubismus und Dadaismus hier sind die Collagetechniken zu nennen, dem Tachismus bezüglich des gestischen Farbauftrages, dem Expressionismus mit den intensiven Farben und dem Surrealismus mit Gegenständen, die in keinem logischen Kontext erscheinen sowie Künstlern, z.B. Paul Klee, Wassily Kandinsky, Kurt Schwitters, Wilhelm Nay. Das Farb- und Formenrepertoire ist aber etwas ganz Eigenständiges, es ist abstrakt und Abstrahierungen der Wirklichkeit, Relikthaftes aus der Realität in Form von Einzelmotiven – Vogel, Fisch, Haus – Plastifizierungen in recht humorvoller Art und Weise (roter Kussmund, bunter Vogel).
Dabei ist Eindeutigkeit nicht das Ziel. Oft spiegeln die Bilder die Befindlichkeiten des Künstlers wider und der Betrachter soll sie entziffern und nachempfinden, manchmal bekommt er auch Unterstützung durch die Bildtitel, wie z.B. “Der Japanische Garten” oder “Altes Städtchen mit blühendem Baum”. Änderung der Perspektive durch das Einfügen von Bildern in Bildern erzeugt Spannung im Bild und führt zu einem poetischen Assoziationsspiel.
Im vierten Gewölbe lässt sich Wilfried Georg Barber in seinen Bildern von der Musik inspirieren. Nicht dass er Musik beim Malen hört oder unmittelbar auf eine bestimmte Musik reagiert. Musiker und Maler haben den Instinkt für Rhythmus, den sie in permanenten Brüchen, Gegenbetonungen und Überlagerungen zu einer vielgestaltigen Poly-Rhythmik entwickeln.
Das Phänomen der Synästhesie (enge Verbindung von verschiedensten Sinnesempfindungen), ist für ein Verständnis dessen, was Kandinsky den “inneren Klang” nennt, von grundlegender Bedeutung. Er hat Farben mit dem Klang verschiedenster Instrumente in Beziehung gesetzt. Vielleicht verspüren sie auch bei dem Künstler Barber Musikalisches – laute und leise Töne – in Linie, Form, Raum und Farbe.
Zitat (Mannheimer Morgen, 13.6.01): “Inspiriert von Klängen und Musik sind seine Gemälde schwingende Farbräume. Seine Bilder brauchen den Halt der Konstruktion nicht mehr, selbst locker hingemalte “Notenköpfe” und “Notenzeilen” sind nicht mehr zwingend, denn die Farben selbst und ihr Zusammenspiel geben nun den Bau der Bilder ab. Es ist, als stürze ein Maler in die befreite Farbe.”
Mariana Cinteanu stellt im vorletzten Gewölbe aus. Hier vereint sich gestische Malerei, die in einem sehr dynamischen, rhythmischen und virtuosen Duktus in Schwarz, Grau oder Rot aufgetragen wird, mit konstruktiver Malerei in Form von Quadraten, die Ruhepol sein können, Farbakzente bilden und spannungsreich in den Bildraum gesetzt werden. Erinnert werden wir hier vielleicht auch an die moderne Technik Fernsehen, nämlich an die schnellen Bildsequenzen oder Tastaturbetätigungen.
Vierecke werden aufgeklebt. Das Material “Moosgummi” dient als Bildträger. Es ist weich, glatt, abwaschbar, farbig. Ihre Bilder besitzen einen sehr hohen Variationsreichtum, in jeder Ausstellung können sie wie in der Art von Modulen neu kombiniert werden. Jedes einzelne Feld steht für sich, besitzt ein Eigenleben und fügt sich aber auch in die Gesamtkomposition der unterschiedlichen Bildgrößen ein.
Die große Skulptur von Herrn HWP Diedenhofen ist schon von weitem zu erblicken und erobert sich den Raum. In sie kann man sich übrigens hineinstellen, sie berühren und eventuell Energien verspüren.
Farbige Holzskulpturen aus Pappelholz werden mit der Kettensäge und dem Gasbrenner bearbeitet, gebürstet und farbig in den Primär- und Sekundärfarben bemalt. Sie stehen auf dem Boden, um sie zu umschreiten oder auch sich den raumgreifenden, runden Formen anzunähern oder sie hängen reliefartig an der Wand.
Der Künstler benennt sie als “Brainfruits”, angeregt durch menschliche Gehirne mit seinen Windungen und Verzweigungen. Es sind freie, organische Formen mit gezackten Umrissen und reliefartigen Oberflächen, gespiegelt und gedreht angeordnet, Einzelstücke, die zu einem Ganzen wahrgenommen werden. Durch seine Kunst will er Kunst als Akt des Erkennens und Wahrnehmens begreifbar machen. (Erinnert werden wir u.a. an Formen von M.C. Escher oder Zeichen der Mayakultur.) Anfangs fragte ich nach Gemeinsamkeiten. Schauen Sie sich um und tauchen Sie in die Farbebilder/-skulpturen ein. -
13.09.03 bis 05.10.03
Anna Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach (Skulpturen, Fotografien)
Vitalis Kubach (Steine, Schmuck)
Anna Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach
Nach Abschluss des Studiums der Bildhauerei und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München ist heute das Ehepaar Kubach-Wilmsen ein weltweit anerkanntes Bildhauerteam, das im Stein – einem der ältesten Bestandteile unseres Planeten – seine eigene Sprache gefunden hat und in Buchobjekten aller erdenklichen Größen, Formen und Farben oder in der Werkphase “Säulenbasalt” Geist und Materie miteinander verbindet.
“Ihr Werk hat etwas Mystisches; auf Anhieb spürt der Betrachter den unwiderstehlichen Wunsch, die Bücher zu berühren, sie nicht mit den Augen, sondern mit den Händen zu lesen.” (Jacob Baal-Teshuva)
“Ein Buch wird in der Hand gehalten und mit den Augen gelesen, ein Steinbuch wird mit den Augen gehalten und mit der Hand gelesen.” (Anna Kubach-Wilmsen)
Unweit der gewaltigen Kulisse des Rotenfelsens in Bad Münster am Stein-Ebernburg haben die Bildhauer Kubach-Wilmsen vor rund vierzig Jahren ihr Freilichtatelier errichtet. Nahezu ihr gesamtes Lebenswerk ist in dieser Landschaft entstanden. Seit 2001 verwandeln sie die verlassenen Weinberge in einen Steinskulpturenpark.
Vitalis Kubach
Vitalis Kubach möchte, dass man genau hinsieht. Dass man ihre Arbeiten nicht nur mit den Augen wahrnimmt, sondern auch mit Gefühl und Einfühlungsvermögen. Denn die Schmuckgestalterin legt in ihre Werke weit mehr hinein als nur den Anspruch, etwas Schönes schaffen zu wollen: Ihre Arbeiten beinhalten eine eigene Aussage, einen verborgenen Sinn. “Symbol” heißt das Schlüsselwort. Mit Symbolen beschäftigte sich Vitalis-Kubach schon während ihres Studiums, als sie “Schmuck als Ausdruck des Glaubens” zum Thema ihrer Diplomarbeit machte.
Sie setzte sich kritisch mit dem Glauben auseinander und dabei entstand das Bedürfnis, dies in ihrem Schmuck auszudrücken. Heute verweisen ihre Arbeiten auch auf Symbole aus nichtchristlichen Bereichen. Träume und Erinnerungen sind zum Beispiel Themen für sie. Der “Seelenstein” ist ein Produkt solcher Überlegungen – ein Anhänger aus einem schlichten Kieselstein, der zweigeteilt ist und geöffnet einen golden gefassten Hohlraum in der Mitte offenbart. Der Anhänger steht für den Wert, den ein an sich wertloses Material erhalten kann. Im “Seelenstein” macht die Gestalterin diesen Wert offensichtlich. “Stein symbolisiert Ewiges und Endgültiges”, sagt die Designerin. (Iris Wimmer) -
Plastik
01.06.03 bis 06.07.03
Zum Jahreswechsel 2002/03 beschloss Ulf Hegewald in seinem 60. Lebensjahr 60 Plastiken zu schaffen. In der Zeit von Januar 2002 bis März 2003 hat er dieses Projekt ausgeführt. Alle Arbeiten kreisen um das Thema “Treppenfragment”.
Das Material ist stark schamottierter Ton, meist rotbrennend, bei einigen Arbeiten lederfarben. Die verschiedenen Farbtöne ergeben sich durch unterschiedliche Brenntemperaturen zwischen 1050 und 1180 Grad Celsius. -
Ausstellung im Rahmen des Festungsfestes
16.05.03 bis 25.05.03
“Neue Töne” – so der Erste Beigeordnete Marcus Schaile in seinen Grußworten – bestimmten die Vernissage des Kunstvereins Germersheim am Freitag im Zeughaus. Wo sonst die Werke namhafter Künstler die Wände und Nischen der Ausstellungsräume zieren, durften am Wochenende Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums Germersheim Ergebnisse ihrer praktischen Arbeit im Kunstunterricht präsentieren und ernteten großen Beifall und hohe Anerkennung. Unter der engagierten und kompetenten Anleitung von Oberstudienrätin Marita Mattheck, Kunsterzieherin und neue Vorsitzende des Kunstvereins, haben sich Schüler der Klassen fünf bis zwölf mehrere Wochen lang mit realistischer Gestaltungsweise in Malerei und Plastik theoretisch und praktisch auseinander gesetzt und die Wirklichkeit ihrer Heimat- oder Schulstadt Germersheim neu erschaffen.
Denn “Realismus ist nicht bloßes Abbild der sichtbaren Wirklichkeit, sondern zugleich Deutung und Wertung”, erläuterte die Initiatorin der Ausstellung in ihrer Eröffnungsrede. “Realismus heißt also auch Freiheit, nämlich Freiheit des Künstlers”. Dementsprechend bot sich den ungewöhnlich zahlreichen Besuchern ein buntes Kaleidoskop von Arbeiten in bemerkenswerter technischer Vielfalt: Linolschnitte, Malarbeiten mit Dispersions-, Gouache- oder Ölfarben, Comicbilder als Bleistiftzeichnungen, Fotomontagen, Plastiken aus Holz, Metall, Ton, Wachs oder gar duftender Seife, von Fünftklässern entworfene Gesellschaftsspiele – alles war vertreten und alle einte das gleiche Thema: die Stadt Germersheim mit ihren Gebäuden, Plätzen, Skulpturen, Brunnen, ihrer Festungsanlage und ihrer Nähe zum Rhein, gestaltet, umgestaltet und verfremdet aus jugendlich-künstlerischer Perspektive.
Die abwechslungsreiche Präsentation tat ein Übriges, um die Werke der jungen Künstler zur Geltung zu bringen: Linolschnitte zu einem Fries zusammengefügt, experimentelle Transport- und Passagierschiffe aus Metall- und Schrottteilen, die auf “blauen Wasserbahnen” aus Müllsäcken navigieren, beschriftete Transparentfahnen zur Kennzeichnung der einzelnen Gewölbe und vieles mehr ließen ein wohl durchdachtes Konzept erkennen. Eine schöne und passende “Hommage an Germersheim” anlässlich des Festungsfestes.
Oberstudiendirektor Dr. Meißner lud alle Anwesenden ein, sich selbst ein Bild zu machen von der künstlerischen Qualität des Geschaffenen und verwies darauf, dass erst durch die “Kunsterziehungsbewegung” um 1900 in Hamburg die Bedeutung des Kunstunterrichts für die Förderung der kindlichen Wahrnehmung und Kreativität und damit auch der Persönlichkeitsentwicklung schlechthin ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde. Fachkundige Anleitung und Übung sind grundlegende Voraussetzungen für künstlerisches Schaffen, weshalb Kunsterziehern wie Frau Mattheck großer Dank für ihre zusätzliche schulische sowie ehrenamtliche Arbeit gebührt.Neue Töne erklangen auch bei der musikalischen Umrahmung der Vernissage durch die Schülerband des Goethe-Gymnasiums, die unter der Leitung von Oberstudienrat Christian Becker die alten Gemäuer mit rockigen Klängen erfüllte. “Wir haben noch lange nicht genug!” sangen die Solistinnen der fast reinen Girl-Formation. Angesichts der gelungenen Veranstaltung wäre das auch nur wünschenswert!
Michaela Emling, “Die Rheinpfalz” vom 23.05.03
1982 - 2003
16.06. – 27.06.1982
Marc Chagall, Radierungen zu den Fabeln von La Fontaine
Bürgersaal
04.12. -12.12.1982
Birgid Lord
Birgit Spahlinger
Ölbilder, Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafik
Finanzamt
09.03. – 20.03.1983
Max Slevogt, Radierungen zum „Lederstrumpf”
Bürgersaal
13.05.-23.05.1983
Christel Abresch, Malerei
Bürgersaal
11.06. – 22.06.1983
Hermann Jürgens, * 1914 in Heidelberg, gest. 1967 in Godramstein
Malerei
Bürgersaal
02.08. – 11.08.1983
1. Ausstellung im Ludwigstor
Helga Mehringer, Gouachen
04.11. – 18.11.1983
Carmen Stahlschmidt
Siegfried Feid
Radierungen
25.05. – 09.06.1984
Uta Grün
Zsolt Vasarhelyi
Malerei und Glaskunst
09.09.1984
„150 Jahre Festung Germersheim”
Künstler sehen die Festung , Ausstellung mit VHR Malergruppe
05.10 – 21.10.1984
Magret Thomann-Hegner, Malerei
Ernst Thomann, Metallplastik
04.11. – 21.11.1984
Albert Haueisen (* 1872 in Stuttgart, gest. 1954 in Jockgrim)
Zeichnungen und Radierungen
30.11. -16.12.1984
Achim Fischel, Malerei
24.02. – 10.03.1985
Anita Büscher, Naive Malerei
17.03. – 08.04.1985
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Valentin Nagel (* 1891 in Germersheim, gest. 1942 in München)
02.06. – 23.06.85
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Hugo Fischbach (* 1894 in Wuppertal, gest. 1962 in Germersheim)
13.10. – 03.11.1985
„Menschenbilder”
Paul In den Eicken (gest.), Zeichnungen, Radierungen, Grafik
16.11. – 01.12.1985
Kunst und Handwerk im Ludwigstor
Lydia Braune, Keramik-Kunst
Günther Koch, Emailkunst
Norbert Mertzlufft, Kunstglaserwerkstätte
Marlies Michaelis, Sumi-Malerei
Gerhard Niggemann, Glasbläser
Elisa Ruhl, Seidenkissen, Webbilder
Ruth Scholz, Patchwork
Dagmar Senz, Seidenmalerei
Ulla Weller, Schmuck
21.01. -12.02.1986
„Faszination Holographie”
10.04. – 27.04.1986
„Studenten und Freunde des FAS stellen aus”
Malerei:
Christa Jimenez
Karl Dyroff
Nabil Channir
Ulrich Lubitz (Marionetten)
10.04. – 29.05.1986
„Kunst und Auto” (I)
Malerei und Grafik:
Fritz Köthe
Walter Gotschke
Albertus Holsheimer
Mark Conforzi
Friedl Wülfing
Jörge L. Ferreyra-Basso
14.06. – 22.06.1986
Ausstellungsstand auf der Südpfalz-Schau
mit großer Posterwand von Karl-Roland Ziellenbach
21.08. – 07.09.1986
Rolf Müller-Landau (* 1903 in Kaying-Chow, China, t 1956 in
Bad Bergzabern)
Ölbilder, Aquarelle, Monotypien
09.10. – 26.10.1986
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Hermann Kronenberg (* 1952 in Germersheim, lebt in Köln) Malerei
19.11. – 07.12.1986
Horst Janssen (* 1929, gest. 1995), Plakate
30.01. – 15.02.1987
Heiko Haschlar, Malerei und Grafik
05.06. – 21.06.1987
Grafik des deutschen Impressionismus aus den Beständen der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt
07.11. – 27.12.1987
„Türkei – Kunst und Kultur”
Szenen aus dem türkischen Leben Zeughaus
14.04. – 04.05.1988
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Hermann Spatz (* 1899 in Ludwigshafen, gest. 1973 in Germersheim)
Malerei und Grafik
07.05. – 23.05.1988
„Kunst und Auto” (II)
Malerei und Grafik aus der ADAC-Kunstsammlung
10.04. – 26.06.1988
Dietlinde Andruchowicz, Grafik
30.06. -17.07.1988
Hanefi Yeter
Juan Luis Recacoechea
Grafik, Malerei und Mischtechnik
22.09. – 08.10.1988
Rainer F. Stocke, Mischtechniken
25.02. – 02.04.1989
Jean Baptiste Greuze (* 1725 in Tournus, gest. 1805 in Paris)
Zeichnungen und Kupferstiche aus der Sammlung des Musee Greuze in der Partnerstadt Tournus
28.04. – 15.10.1989
Lutz Stehl, Malerei
29.09. -15.10.1989
Karl Graf (* 1902 in Rothenburg o. d. T., |gest.1986 in Speyer)
In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Lingenfeld, Zeichnungen
16.11. – 03.12.1989
Spuren und Zeichen
Horst T. Steier, Radierungen, Mischtechniken, Objekte
26.01. – 18.02.1990
Otfried H. Culmann, Malerei und Objekte
18.05. – 18.02.1990
Kunst aus der Maschine – Neue Wege zur Skulptur?
Friedrich Riedelsberger
01.06. – 17.06.1990
Ralf Stieber, Malerei
02.12.-16.12.1990
Susanne Heraucourt-Multer , Malerei und Fotografie
17.02. – 10.03.1991
„Tanzende Derwische”
Ingrid Schaar, Zeichnungen
Fred Rotthoff , Keramik
28.04. – 12.05.1991
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Rudolf Theuring (1911 in Ludwigshafen, langjähriger Kunsterzieher
am Gymnasium Germersheim, gest.), Malerei
25.08. – 08.09.1991
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Hermann Sauter (1891 in Germersheim, gest. 1981 in Landau)
Malerei (Ausstellung zum 100. Geburtstag)
15.09. – 13.10.1991
Rita Mühlbauer, Malerei, Mischtechnik und Katalog
23.02. – 13.03.1992
„Die Welt aus der Käferperspektive”
Malwettbewerb der Schulen
Ausstellung von Schülerarbeiten in der Sparkasse
22.03.- 12.04.1992
„Email aus Germersheim”
Künstlerisch gestaltete Emailschilder aus
Germersheimer Produktion
in Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Festungsmuseum,
letzte Ausstellung im Ludwigstor
09.05. – 14.06.1992
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Lothar Fischer (* 1933 in Germersheim, lebt und arbeitet in München und Berlin)
Skulpturen und Zeichnungen, gest.)
1. Ausstellung im restaurierten Zeughaus
06.09. – 04.10.1992
Günter Wagner, Skulpturen und Objekte, Stahl und Glas
18.11.-13.12.1992
Thomas Baumhekel , Malerei und Grafik
24.01. -14.02.1993
Ausstellungsreihe „Germersheimer Künstler”
Dr. Walter Küpper (* 1895, t 1983) Arzt und Maler, Gründer der VHS-Malergruppe Malerei
23.05. – 20.06.1993
Aktuelle Kunst aus Frankreich
Ghislaine Portalis Jean Francois Heintz Dominique Lacoste Frederic Meynier Jean Michel Petit Skulpturen und Installationen
19.09. -10.10.1993
Christina von Bitter
Edda Wilms
Skulpturen und Objekte
21.11. – 05.12.1993
Kunst in den Gewölben 1993
Helga Böbel
Norbert Eschger
Wolfgang Fritz,
Gerhard Hofmann
Armin Hott
Yves Lance
Xaver Mayer
Jörg Mohme
Anne Printz
Achim Stelzer
Jeremy Manichi Shiraishi
16.01. – 30.01.1994
Art Logistics
Ausstellung zum Thema Logistik in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung Logistik und dem Container-Terminal Germersheim, (erstmals 1993 beim Dt. Logistik-Kongress in Berlin gezeigt)
29.05. – 26.06.1994
„Kunst außerhalb des Rahmens”
11. Ausstellung Kunst und Künstler aus Rheinland-Pfalz
Landesausstellung
Zeughaus und Fronte Beckers
04.09. – 25.09.1994
„bureau Heuchel Klag”
C.P. Heuchel Gunter Klag Thomas Schöpf Objekte und Drucke
16.11. – 04.12.1994
Kunst in den Gewölben 1994
Stefan Becker
Wolfgang Blanke
Jean-Francois Dechoux
Dietrich Gondosch
Annette Hemmerich
Marianne Keller, Beate Kühn
Hans-Peter Müller
Markus Münzer
Georg Pfadt
Gisela Rehmann
Dominique Singer
12.02. – 26.02.1995
„Augenblicke in Venedig”
Christiane und Rolf Goosmann, Fotografische Impressionen
Bruni Hoffmann-Monnerjahn Druckgrafik, Aquarelle und Ölbilder
06.05. – 28.05.1995
Künstler aus der Slowakei
Victor Hulik
Otis Lambert
Dezider Toth
Installationen und Objekte
27.08. – 17.09.1995
Druckgrafik-Ausstellung
Deutsche Sektion der Gruppe „Xylon”
25.11. – 17.12.1995
Kunst in den Gewölben 1995
Nicole Daudert, Objekte
Andrea Küster, Malerei
Liesel Metten, Objekte
Angela Junk-Eichhorn, Malerei
Sabine Brand-Scheffel, Malerei
Anne Bachschuster, Malerei
Eva Schaeuble, Malerei
20.01. -11.02.1996
Vietnamesische Künstler
Kunst der Gegenwart aus Vietnam – Malerei
Bui xuan Phai
Nguyen Quan
„Gang of Five”
Truong Tan
Le Thiet Cuong
Thau & Hung
17.03. – 08.04.1996
Günter Braun, Skulptur
Roswitha Pape-Müller, Malerei
Jon Beckley, Mixed Media
15.06. -14.07.1996
Astrid Büttner, Malerei
Hannelore Pichelbauer, Bildhauerei/Zeichnung
15.09. – 06.10.1996
„Wahrnehmung heute”
Kunst an der Plakatwand am FASK:
Sabine Brand-Scheffel
Gertraud Hamburger
Walter Jung
Angela Junk-Eichhorn
Uwe Lindau
Eva Schaeuble
Werner Schmidt
Gabi Streue
Karl Vollmer
Rosemarie Vollmer
Helmut Wetter
Jürgen Zimmermann
Im und am Zeughaus:
Friedrich von Borries
Roger Christ
Max Schmitz
Hundefänger
Bureau Heuchel/Klag
Im Kreiskrankenhaus :
Markus Münzer
Arved Zeuner
16.11. – 01.12.1996
Kunst in den Gewölben 1996
Gerard Claude, Objekte
Markus Guthörl, Grafik
Anke Schaupeter, Grafik
Udo Pfeiffer, Malerei
Mike Überall, Malerei
Peter Pumpler, Malerei
15.02. – 02.03.1997
6 Künstler aus Karlsruhe
Günther Förg, Malerei
Walter Jung, Malerei, Skulptur
Bert Kirner, Skulptur
Uwe Lindau, Malerei
Wolfgang Weber, Malerei
Jürgen Zimmermann, Malerei u. Mischtechnik
26.04. – 11.05.1997
Ursula Fleischmann, Fotografie
Jörn Kausch, Holzplastiken
Sigrid Schewior, Mischtechnik
09.06. – 05.07.1997
Begleitausstellung des Kunstvereins
zum Internationalen Bildhauersymposion, Infanteriegalerie der Festungsanlage Fronte Beckers
19.07. – 09.08.1997
„Werke und Tage”
Christiane Maether, Malerei, Zeichnungen Christiane Luise Rapp, Skulpturen
Oktober 1997
Informationsstand des Kunstvereins Germersheim
bei „Kunst und Künstler im Messestand” Pirmasens
22.11. – 07.12.1997
Kunst in den Gewölben 1997
Maike Porz, Malerei
Michael Rausch, Malerei
Kyra Spieker, Skulptur
Kristina Küster, Malerei
Heidi Herbener-Gioan, Malerei und Druckgrafik
Achim Mohne, Mischtechnik
01.05. – 07.06.1998
ATARAXIA
Ingrid Dahn, Grafik u. Skulptur
Max Schmitz, Skulptur
David Lauer, Skulptur, Zeichnungen
19.07. – 11.10.1998
Rhein-Main-Ruhr-Gruppe
Mirta Domacinovic, Kleidungsobjekte
Birgit Fischotter, Zeichnung
Susann Gassen, Malerei
Reinhard Kohler, Objekte
Matz Schulten, Installationen
Martin Wilhelm, Installationen
21.11. – 13.12.1998
Kunst und Handwerk in den Gewölben 1998
Manfred Emmenegger, Raku
Birgit Janson, Schmuck
Kyung-Shin Kim, Schmuck
Objekte Rudi Muth, Stühle
Gerda Zimmermann, Kleider, Installationen
13.02. – 07.03.1999
Radierung
Eberhard Brügel
Jaroslaw Kovär
Herbert Maier
Katharina Neunzig-Schwind
17.03. – 09.05.1999
Malerei
Peter Haese, Aphroditen
Lambert Maria Wintersberger, American Diary
11.09. – 10.10.1999
Künstlerinnen und Künstler des BBK Rheinland-Pfalz
Jahrgänge vor 1940
Inge Beck, Malerei
Antonie Becker, Malerei
Otto Buhr, Malerei
Hans-Dieter Junker, Karikatur
Karl Kaul, Malerei
Karin Klemm, Holzschnitte
Ursula Laquay-lhm, Objekte
Helga Mehringer, Malerei
Werner Persy, Malerei
Marlies Rübe, Malerei
Christel Schnitzler-Steinbach, Fotografie/Grafik
20.11. -19.12.1999
Karin Kieltsch, Malerei und Fotografie
Annette Nährlich, Bildhauerei und Zeichnung
29.01. – 27.02.2000
Günther Gerlach, Skulptur, Zeichnung
Constantin Jaxy, Zeichnung, Objekte, Malerei
06.05. – 28.05.2000
Elke Auer, Plastik, Ton
Jutta Christmann, Skulptur, Malerei
Edith Maßberg-Fakundiny, Plastik-Ton
Gaby Wichmann, Plastik-Ton, Schmuck
16.09. -15.10.2000
„Quell Geist”
Olaf Bergmann, Installationen
Bettina Kreßlein, Malerei
11.11. – 10.12.2000
Kunst in den Gewölben 2000
Ulf Cramer, Zeichnung
Stefanie Lampert, Malerei
Marita Mattheck, Grafik
Susanne Scherthan, Zeichnung
Anne-Marie Sprenger, Collage
Sabine Wenig, Malerei
27.01. – 18.02.2001
Fotografie
Franz E Hermann
Ralf Peters
Kurt Schapper
Wolfhard Tannhäuser
28.04. – 20.05.2001
Franz Martin, Malerei
Martin Schöneich, Skulptur, Grafik
08.09. – 14.10.2001
Der Morat-Block
Franz Bernhard, Skulptur, Zeichnung, Radierung
17.11. – 09.12.2001
Kunst in den Gewölben 2001
Eva Baumert, Drucke, Schriftobjekte
Klaus Horstmann-Czech, Skulpturen
Alexandra Deutsch, Papierobjekte
Ralph Gelbert, Malerei
Anne Janoschka, Objekte, Mischtechnik
Moon-Kwan Park, Malerei
Susanne Zuehlke, Malerei
26.01. – 17.02.2002
Papier x 4
Uta Arnhardt
Elfi Pflumm
Bara Lehmann-Schulz
Raingard Tausch
Objekte, Zeichnungen und Installation
04.05. – 26.05.2002
„Zwischen Tradition und Gegenwart”
Zeitgenössische chinesische Kunst:
Zhao Junsheng
He Feng, Sun Yan
Huang Guowu
Quian Lei
Quian Sihua
Yue Lin
Zhao Li
Zhou Yong
Wu Xiaolei
Zhang Zhizhong
15.06. – 16.06.2002
Jubiläum “20 Jahre Kunstverein”
und Workshop “Atelier im Zeughaus”
Katalog
31.08. – 22.09.2002
Gabriele Domay, Papierarbeiten
Walter Schembs, Skulpturen
Anfang Nov. 2002
Herbert Rosendorfer
Lesung Ausstellung seiner Aquarelle
16.11. – 08.12.2002
Kunst und Handwerk 2002
kunst – hand – werk
Gertrud Buder, Decken, Tücher, Kissen
Karin Bundschuh, Textil
Maryla Hampel, Keramik
Christine Hitzblech, Raku
Reni Huf, Möbel
Petra Käser, Schmuck
Michaela Kirchner, Schmuck
Joachim Lambrecht, Raku
Jutta Lutz, Schmuck, Figuren
Jürgen Pfeiffer, Schmuck
Heiderose Saul, Schmuck
Helga Weilacher-Stieler, Seidentücher
Marianne und Josef Wurst, Filz
25.01. – 16.02.2003:
Susanne Beik (serielle Bilder)
Thomas Koch (Malerei)
Katalin Moldvay (Objekte, Installationen)
3 x Video ZKM
16.05. – 25.05.2003:
„Schüler entdecken Germersheim“ –
Ausstellung im Rahmen des Festungsfestes
07.06. – 06.07.2003:
Ulf Hegelwald – Ziegelfeld im Zeughaus
13.09. – 15.10.2003:
Maria u. Wolfgang Kubach-Wilmsen, Skulpturen, Installationen
Vitalis–Kubach, Schmuck
07.11. – 30.11.2003:
„Kunst in den Gewölben“:
Wilfried Barber
Mariana Cinteanu
HWP Diedenhofen
Thomas E. Linder
Otto Quirin
Elke Weickelt